Sonntag, 26. November 2017

Lake Bosomtwe

Wow, wir können es fast selbst nicht glauben, mittlerweile sind wir schon über ein Monat in Ghana. Langsam haben wir auch schon etwas Routine bei allem, wobei diese aber weit davon entfernt ist, langweilig zu sein!

Montag bis Mittwoch verbringen wir regulär also immer in der Schule. Davon wechseln wir montags immer zwischen den Schulen in Adumasa, Bedaase oder Chiransa. Dies hängt auch davon ab, ob Mr. Fei Zeit hat, uns dort hinzubringen und abzuholen.

Jan mit den Kids der Primary School Bedaase

Dienstags hält jeder von uns eine Schulstunde in der Primary School Adumasa. Bei mir hat sich das bis jetzt auf Englisch-Stunden beschränkt, Jan hat auch schon eine Mathe-Stunde gemeistert. Damit uns die Kids jedoch halbwegs verstehen, ihr Englisch ist doch oft brüchig, sind wir hauptsächlich in der Upper Primary, also bei den 9- bis12-Jährigen. Vorher sprechen wir uns da immer mit den Lehrern über den Unterrichtsstoff ab, damit wir die Stunden möglichst gut vorbereiten können und nachher dürfen wir die Hefte der Stunde auch noch korrigieren. Während der Großteil sich eh sehr bemüht, gibts immer ein paar Draufgänger, die echt keinen Bock auf Schule haben und nur irgendeinen Schwachsinn hinschmieren. Beispielsweise sollten sie letzte Stunde in vorgegebene Sätze passende "adverbs of manner" einfügen. Mein Lieblingskandidat ignorierte dies jedoch getrost und füllte überall "this morning" ein. Da versteh ich jetzt so manchen frustrierten Lehrer...
Der Mittwoch ist unser Library-Tag in Adumasa. Gedacht wäre, dass jeden Mittwoch 2 Klassen mit Lehrer zu uns in die Bücherei kommen und wir dann eine Lese- bzw. Bücherstunde machen. Tja, bis jetzt hat es nur einmal funktioniert... In einer Woche war der Direktor samt Bücherei-Schlüssel unterwegs und das nächste Mal war der Schlüssel nach langem Suchen zwar auffindbar, die Bibliothek aber aufgrund Ausmal-Arbeiten ein komplettes Chaos. Wie ihr seht, Alltag ist also ein recht weiter Begriff :)  

Obwohl wir auch echt gern die Zeit in der Schule verbringen, freuen wir uns auf Donnerstag und Freitag immer besonders. Wie bereits erwähnt, sind wir diese beiden Tage immer im Batik-Kurs im Cultural Center in Kumasi. Mittlerweile kennen wir auch hier schon alle Eigenheiten rundherum. Zum Beispiel kann die Fahrt mit dem Tro-Tro von uns nach Kumasi bestenfalls 30 min dauern, bei Stau jedoch bis zu 1,5 h. Während das Hinkommen also nur vom Timing etwas kniffelig ist, muss man zum Zurückkommen jedoch auch zuerst das richtige Tro-Tro finden. Da es aber Tausende dieser Sammeltaxis in alle verschiedenen Richtungen gibt und weder fixe Abfahrtszeiten noch -orte existieren, gestaltet sich dies schon schwieriger. Mittlerweile kriegen wir dies aber auch schon recht gut hin. Weiters kennen wir uns in dem Chaos in Kumasi auch schon aus, verlaufen uns nicht sofort und wissen, wo wir ein Frühstück oder Mittagessen finden. Während Jan recht gerne "Bofrots" mag, frittierte Teigkugeln, zieh ich da eher Baked Plantain vor.

In der Batik-Werkstatt

Ein weiterer Aspekt am Freitag ist, dass er in Ghana fast schon zum Wochenende zählt. Alle Arbeitenden freuen sich voll, wenn endlich Freitag ist und statt der Arbeit steht die Freude aufs kommende Wochenende im Vordergrund. So wie auch in der Schule alles noch "easier" gehandhabt wird und die Pausen mal gut und gerne überzogen werden, so ist es fast überall. Stress hat auf jeden Fall mal keiner, lieber wird miteinander gequatscht, denn hey - morgen ist schließlich Wochenende!
Im Gegenteil zum Freitag, kann der Samstag für Ghanaer jedoch durchaus stressig sein. Dieser Tag ist reserviert für soziale Aktivitäten, meist Begräbnisse und Hochzeiten. Komisch?  Ja, für uns Europäer klingt das schräg. Denn wer außer einem Pfarrer besucht bei uns jede Woche eine Hochzeit oder eine Beerdigung? In Ghana schaut das aber eben ganz anders aus! Begräbnissen und Hochzeiten beizuwohnen ist hier quasi ein Volkssport. Jeder der auf irgendeine Weise davon Wind kriegt, kommt hin und feiert mit, denn bei der eigenen Beerdigungsfeier sollen ja auch so viele wie möglich anwesend sein. Da kann es leicht vorkommen, an einem Samstag gleich zu 3 Begräbnissen zu müssen, wobei die traditionelle Kleidung in rot-schwarz nicht fehlen darf. Anzumerken ist hier allerdings auch, dass zwischen der eigentlichen Beerdigung und der Beerdigungsfeier unterschieden wird. Das Begräbnis an sich ist ein sehr trauriger Anlass, aber die Feier, welche traditionell 40 Tage später stattfindet, ist ein riesiges Fest. Dort wird getanzt, gesungen, gegessen und gelacht - jung und alt machen eben vollgas Party!

Während der Samstag also für die meisten Ghanaer der stressigste Tag der Woche ist, nutzen wir ihn meist für einen Ausflug oder einen Museumsbesuch. Gestern hat sich auch Mr. Fei von Beerdigungen frei genommen und uns den Lake Bosomtwe gezeigt. Dieser liegt ca. 40 km südlich von Kumasi. Die Eigenheiten der Kultur der Asanti zeigt sich auch hier. Während die Wissenschaft für die Entstehung des Sees einen Meteoriten-Einschlag vor etwa 1 Million Jahren verantwortlich macht, halten einige gläubige Ghanaer den See für heilig und schwören auf eine andere Erklärung. Laut einer Legende verfolgte nämlich einst ein Jäger eine verletzte Antilope hier durch die Gegend. Als ihr Verfolger sie fast eingeholt hatte, sprang die Antilope am Ende ihrer Kräfte schließlich in einen kleinen Teich. Dieser fing an sich auszubreiten, sodass er das Tier verdeckte und der Jäger daran vorbei lief. Das Wasser wurde daraufhin aber immer mehr und mehr, bis zur jetzigen Größe des Sees Bosomtwe, wobei der Name "Antilope Gottes" bedeutet.
Ich bevorzuge da zwar eher die wissenschaftliche Variante, aber jedem das seine. Der See ist jedenfalls wunderschön gelegen zwischen grünen, bewaldeten Hügeln und kleinen Ortschaften. Ein wirklich toller Ort, den wir nutzten, um zu entspannen und im Schatten der Palmen eine frisch gepflückte Kokosnuss zu schlürfen! Da hat sich die Anfahrt, welche wieder einmal gewürzt war durch einen nervenaufreibenden Stau und kolossal schlechte Straßen, schon gelohnt...




Da Religion in Ghana einen sehr hohen Stellenwert besitzt, ist der Sonntag der Tag, um diese zu zelebrieren. Für die Christen, die circa 70 % der Ghanaer ausmachen, bedeutet dies folglich vier bis sechs Stunden Gottesdienst, bei den etwa 17 % Muslimen hab ich leider noch keine Vorstellung, wie sie ihren Sonntag verbringen. Fest steht jedenfalls, dass es in Ghana nur so wimmelt von verschiedenen Kirchen. Jeder noch so kleine Ort hat mehr als eine Kirche, in der teilweise zu unmenschlichen Zeiten Gottesdienste abgehalten werden. Ja, zu meiner Freude, bin ich auch schon um 04:00 morgens davon aufgeweckt worden...
Bis jetzt haben wir sonntags auch schon ein paar Gottesdienste besucht, zusätzlich ist der Sonntag ein bisschen zu unserem Wasch- und Putztag geworden. Mir wurde erst jetzt klar, wie viel Luxus und Komfort eine Waschmaschine wirklich bringt, denn hier waschen wir alles per Hand. Ganz schön anstrengend!
Genießt also eure Waschmaschinen und die Vorweihnachtszeit, bei uns merkt man von Weihnachten noch gar nichts!


Mira

2 Kommentare:

  1. liebe Ritter von der Kokosnuss, wir gratulieren zum ersten Monat in der Ferne, take care weiterhin im Strassenverkehr, scheinbar wirklich das größte Risiko in Ghana noch vor den Moskitos..hug!Sabine/mum

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  2. ich bins, eure waschmaschine. ich fühle mich so leer und bin darum mit meister proper durchgebrannt ...

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