Wow, wir können es fast selbst nicht glauben, mittlerweile
sind wir schon über ein Monat in Ghana. Langsam haben wir auch schon etwas
Routine bei allem, wobei diese aber weit davon entfernt ist, langweilig zu
sein!
Montag bis Mittwoch verbringen wir regulär also immer in der
Schule. Davon wechseln wir montags immer zwischen den Schulen in Adumasa,
Bedaase oder Chiransa. Dies hängt auch davon ab, ob Mr. Fei Zeit hat, uns dort
hinzubringen und abzuholen.
Jan mit den Kids der Primary School Bedaase |
Dienstags hält jeder von uns eine Schulstunde in der Primary
School Adumasa. Bei mir hat sich das bis jetzt auf Englisch-Stunden beschränkt,
Jan hat auch schon eine Mathe-Stunde gemeistert. Damit uns die Kids jedoch
halbwegs verstehen, ihr Englisch ist doch oft brüchig, sind wir hauptsächlich
in der Upper Primary, also bei den 9- bis12-Jährigen. Vorher sprechen wir uns
da immer mit den Lehrern über den Unterrichtsstoff ab, damit wir die Stunden
möglichst gut vorbereiten können und nachher dürfen wir die Hefte der Stunde
auch noch korrigieren. Während der Großteil sich eh sehr bemüht, gibts immer
ein paar Draufgänger, die echt keinen Bock auf Schule haben und nur irgendeinen
Schwachsinn hinschmieren. Beispielsweise sollten sie letzte Stunde in
vorgegebene Sätze passende "adverbs of manner" einfügen. Mein Lieblingskandidat
ignorierte dies jedoch getrost und füllte überall "this morning" ein.
Da versteh ich jetzt so manchen frustrierten Lehrer...
Der Mittwoch ist unser Library-Tag in Adumasa. Gedacht wäre,
dass jeden Mittwoch 2 Klassen mit Lehrer zu uns in die Bücherei kommen und wir
dann eine Lese- bzw. Bücherstunde machen. Tja, bis jetzt hat es nur einmal
funktioniert... In einer Woche war der Direktor samt Bücherei-Schlüssel
unterwegs und das nächste Mal war der Schlüssel nach langem Suchen zwar
auffindbar, die Bibliothek aber aufgrund Ausmal-Arbeiten ein komplettes Chaos.
Wie ihr seht, Alltag ist also ein recht weiter Begriff :)
Obwohl wir auch echt gern die Zeit in der Schule verbringen,
freuen wir uns auf Donnerstag und Freitag immer besonders. Wie bereits erwähnt,
sind wir diese beiden Tage immer im Batik-Kurs im Cultural Center in Kumasi.
Mittlerweile kennen wir auch hier schon alle Eigenheiten rundherum. Zum
Beispiel kann die Fahrt mit dem Tro-Tro von uns nach Kumasi bestenfalls 30 min
dauern, bei Stau jedoch bis zu 1,5 h. Während das Hinkommen also nur vom Timing
etwas kniffelig ist, muss man zum Zurückkommen jedoch auch zuerst das richtige
Tro-Tro finden. Da es aber Tausende dieser Sammeltaxis in alle verschiedenen
Richtungen gibt und weder fixe Abfahrtszeiten noch -orte existieren, gestaltet
sich dies schon schwieriger. Mittlerweile kriegen wir dies aber auch schon
recht gut hin. Weiters kennen wir uns in dem Chaos in Kumasi auch schon aus,
verlaufen uns nicht sofort und wissen, wo wir ein Frühstück oder Mittagessen
finden. Während Jan recht gerne "Bofrots" mag, frittierte Teigkugeln,
zieh ich da eher Baked Plantain vor.
In der Batik-Werkstatt |
Ein weiterer Aspekt am Freitag ist, dass er in Ghana fast
schon zum Wochenende zählt. Alle Arbeitenden freuen sich voll, wenn endlich Freitag
ist und statt der Arbeit steht die Freude aufs kommende Wochenende im
Vordergrund. So wie auch in der Schule alles noch "easier" gehandhabt
wird und die Pausen mal gut und gerne überzogen werden, so ist es fast überall.
Stress hat auf jeden Fall mal keiner, lieber wird miteinander gequatscht, denn
hey - morgen ist schließlich Wochenende!
Im Gegenteil zum Freitag, kann der Samstag für Ghanaer
jedoch durchaus stressig sein. Dieser Tag ist reserviert für soziale
Aktivitäten, meist Begräbnisse und Hochzeiten. Komisch? Ja, für uns Europäer klingt das schräg. Denn
wer außer einem Pfarrer besucht bei uns jede Woche eine Hochzeit oder eine
Beerdigung? In Ghana schaut das aber eben ganz anders aus! Begräbnissen und
Hochzeiten beizuwohnen ist hier quasi ein Volkssport. Jeder der auf irgendeine
Weise davon Wind kriegt, kommt hin und feiert mit, denn bei der eigenen
Beerdigungsfeier sollen ja auch so viele wie möglich anwesend sein. Da kann es
leicht vorkommen, an einem Samstag gleich zu 3 Begräbnissen zu müssen, wobei
die traditionelle Kleidung in rot-schwarz nicht fehlen darf. Anzumerken ist
hier allerdings auch, dass zwischen der eigentlichen Beerdigung und der
Beerdigungsfeier unterschieden wird. Das Begräbnis an sich ist ein sehr
trauriger Anlass, aber die Feier, welche traditionell 40 Tage später
stattfindet, ist ein riesiges Fest. Dort wird getanzt, gesungen, gegessen und
gelacht - jung und alt machen eben vollgas Party!
Während der Samstag also für die meisten Ghanaer der
stressigste Tag der Woche ist, nutzen wir ihn meist für einen Ausflug oder
einen Museumsbesuch. Gestern hat sich auch Mr. Fei von Beerdigungen frei
genommen und uns den Lake Bosomtwe gezeigt. Dieser liegt ca. 40 km südlich von
Kumasi. Die Eigenheiten der Kultur der Asanti zeigt sich auch hier. Während die
Wissenschaft für die Entstehung des Sees einen Meteoriten-Einschlag vor etwa 1
Million Jahren verantwortlich macht, halten einige gläubige Ghanaer den See für
heilig und schwören auf eine andere Erklärung. Laut einer Legende verfolgte nämlich
einst ein Jäger eine verletzte Antilope hier durch die Gegend. Als ihr
Verfolger sie fast eingeholt hatte, sprang die Antilope am Ende ihrer Kräfte
schließlich in einen kleinen Teich. Dieser fing an sich auszubreiten, sodass er
das Tier verdeckte und der Jäger daran vorbei lief. Das Wasser wurde daraufhin
aber immer mehr und mehr, bis zur jetzigen Größe des Sees Bosomtwe, wobei der
Name "Antilope Gottes" bedeutet.
Ich bevorzuge da zwar eher die wissenschaftliche Variante,
aber jedem das seine. Der See ist jedenfalls wunderschön gelegen zwischen
grünen, bewaldeten Hügeln und kleinen Ortschaften. Ein wirklich toller Ort, den
wir nutzten, um zu entspannen und im Schatten der Palmen eine frisch gepflückte
Kokosnuss zu schlürfen! Da hat sich die Anfahrt, welche wieder einmal gewürzt
war durch einen nervenaufreibenden Stau und kolossal schlechte Straßen, schon
gelohnt...
Da Religion in Ghana einen sehr hohen Stellenwert besitzt,
ist der Sonntag der Tag, um diese zu zelebrieren. Für die Christen, die circa
70 % der Ghanaer ausmachen, bedeutet dies folglich vier bis sechs Stunden Gottesdienst,
bei den etwa 17 % Muslimen hab ich leider noch keine Vorstellung, wie sie ihren
Sonntag verbringen. Fest steht jedenfalls, dass es in Ghana nur so wimmelt von
verschiedenen Kirchen. Jeder noch so kleine Ort hat mehr als eine Kirche, in
der teilweise zu unmenschlichen Zeiten Gottesdienste abgehalten werden. Ja, zu
meiner Freude, bin ich auch schon um 04:00 morgens davon aufgeweckt worden...
Bis jetzt haben wir sonntags auch schon ein paar
Gottesdienste besucht, zusätzlich ist der Sonntag ein bisschen zu unserem
Wasch- und Putztag geworden. Mir wurde erst jetzt klar, wie viel Luxus und
Komfort eine Waschmaschine wirklich bringt, denn hier waschen wir alles per
Hand. Ganz schön anstrengend!
Genießt also eure Waschmaschinen und die Vorweihnachtszeit,
bei uns merkt man von Weihnachten noch gar nichts!
Mira
liebe Ritter von der Kokosnuss, wir gratulieren zum ersten Monat in der Ferne, take care weiterhin im Strassenverkehr, scheinbar wirklich das größte Risiko in Ghana noch vor den Moskitos..hug!Sabine/mum
AntwortenLöschenich bins, eure waschmaschine. ich fühle mich so leer und bin darum mit meister proper durchgebrannt ...
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