Montag, 11. Juni 2018

Back home

Nobody comes to Ghana once - soviel steht fest für uns! Wir sind zwar seit erst seit eineinhalb Monaten wieder zurück in der Heimat, allerdings sind unsere Gedanken noch oft in Ghana und wir wissen: Irgendwann sitzen wir wieder im Flugzeug nach Accra.
Das liegt jedoch gerade seeehr weit in der Zukunft und wir haben zurzeit genug damit zu tun, unser westliches Leben wieder aufzunehmen. Wie komisch war es doch am Anfang im Supermarkt zu stehen und beispielsweise die Auswahl zwischen gefühlten 50 Sorten an Käse zu haben. Vorarlberger Bergkäse, Tilsiter, Camembert,... Was soll man da nur nehmen? Zwei Wochen früher hätte ich mich doch schon über IRGENDEINEN Käse gefreut! Und dann erst das gute Brot... Hilfe!
Auch wenn wir jetzt oft wehmütig an Ghana zurückdenken, ist uns die Ausreise selbst sehr leicht gefallen. Ghana hat sich zu diesem Zeitpunkt nämlich nicht von seiner Schokoladen-Seite gezeigt und das kam so:
Circa 2,5 h vor unserem Flug standen wir mit Sack und Pack am Flughafen. Die erste Passkontrolle und die Gepäckaufgabe funktionierten wunderbar und so standen wir irgendwann in der Schlange für die Sicherheitskontrolle. Vor dieser checkten ein paar grimmige Beamte allerdings noch einmal die Pässe und natürlich wurden genau wir von ihnen rausgewinkt. Einer dieser Herren stellte uns in einem Büro ab, in dem mir die genervte Tante von der "Immigration Control" erzählte, wir hätten uns vier Monate illegal im Land aufgehalten. Am Anfang dachte ich mir noch: "Ha-Ha, sieht die etwa das Visum nicht?", denn natürlich hatten wir noch in Österreich ein 6 Monats-Visum beantragt und auch bekommen.  Doch als sie mir erklärte, dass bei der Einreise jeder einen Stempel bekomme, mit dem er sich nur 60 Tage in Ghana aufhalten dürfe, verging mir die Scherzlaune. Diesen hatten wir klarerweise auch im Reisepass, nur hätten wir ihn nach 60 Tagen verlängern müssen. Tja, das hat uns netterweise damals niemand mitgeteilt! Nachdem sie argumentierte mit "This is Ghana law" konnten wir ihr kaum widersprechen und mussten einsehen, dass wir 4 Monate illegal im Land gewesen waren. Wozu das Visum dann eigentlich gut ist, ist natürlich eine andere Frage...
Folgend setzte uns die Dame bezüglich der Preise für solch eine Gesetzesübertretung in Kenntnis, nämlich 80 Cedi pro Person und Monat. Wenn ihr der unfreundliche Blick und die Uniform vielleicht ein bisschen Autorität verliehen hatten, so wurde diese jedoch ziemlich geschmälert, als sie es nicht schaffte unsere Gesamtkosten im Kopf auszurechnen und ich ihr weiterhelfen musste. Nur standen wir also da und hatten quasi keine Cedi mehr dabei, da - so clever wie wir sind - es sich mit dem Geld perfekt ausgegangen WÄRE. Also was nun?
Irgendwie kam die Sprache dann aber darauf, dass wir für die Presbyterian Church und bei Mr. Fei gearbeitet hatten und unser Retter wurde prompt von einem der Beamten angerufen. Netterweise überwies er uns den Betrag sogleich und kaufte uns somit frei. Wäre interessant zu wissen, wie viel von der Summe in der Staatskasse gelandet ist oder ob es doch eher die Urlaubskasse des Officers aufgebessert hatte...


Die restliche Reise verlief glücklicherweise total unkompliziert und nach dieser letzten Aufregung, ist das "geregelte westliche Leben" schon sehr angenehm. Gerade mein Zeitgefühl hat sich dem zwar noch nicht angepasst, denn ich verpasse andauernd die Busse und komme zu Verabredungen immer zu spät oder zu früh, auf jeden Fall nie pünktlich. Aber das wird wohl hoffentlich wieder irgendwann :)

Kurz brauchte gerade ich ein bisschen Abstand zu Ghana und allem, jetzt haben wir den Faden allerdings wieder aufgenommen. Im Klartext heißt das, wir haben uns mit den Leuten, die in Österreich für das Adumasa-Link-Projekt zuständig sind, getroffen und nicht nur über das Vergangene gesprochen, sondern auch über die Zukunft. Da werden wir nämlich den ein oder anderen Workshop für SchülerInnen halten und natürlich auch z.B. bei der Klasse mit der Brieffreundschaft vorbeischauen.

Mira



Ein paar Worte auch von mir:

Die Zeit in Ghana war sehr schön mit all ihren Höhen und Tiefen. Wir hatten wahnsinnig viel Spaß, sahen viele Dinge und haben viel gelernt. Das Land, die Menschen, einfach alles ist dort spektakulär. Vieles läuft nicht gut, aber die Einwohner dieses wunderbaren Landes schaffen es immer irgendwie das Beste aus dem zu machen, was sie bekommen und ich habe enormen Respekt davor.
Ich kann es nur jedem empfehlen, einmal abzuhauen und einige Zeit im Ausland zu verbringen. So klischeehaft es auch klingen mag, wir haben unseren Horizont erweitert und ich für meinen Teil bin süchtig danach geworden.

Jan
Ghana - you are beautiful! 

Und das wars dann auch mit diesem Blog - Danke, dass ihr alle ihn gelesen habt!


Und danke an alle die uns unterstützt haben: Unsere Familien und Freunde, die immer hinter uns standen.
Danke an die evangelische Kirche und EAWM, die das Volontariat überhaupt ermöglichten.
Und danke an die Menschen, die wir in Ghana kennengelernt haben: Mr. Fei und seine Frau, die sich um uns so sehr gekümmert haben, Ben und Mr. Abaah und deren Familien, die Leute vom Cultural Center, denen wir alle unsere Fragen stellen haben dürfen und auch an die anderen Volontäre die wir dort getroffen haben und uns das Gefühl gaben, nicht die einzigen Obronis in Ghana zu sein.

VIELEN DANK AN EUCH ALLE!


PS.: Nachdem wir jetzt ja kein ghanaisches Bambus-Internet mehr haben, gibt's noch ein paar Bilder quer durch die 6 Monate :D

Das war unser "Supermarkt" in Adumasa :)

Kids from Bedaase - we miss you! 


Unsere Abschluss-Stücke im Cultural Center





Freitag, 13. April 2018

Einmal Volta-Region zum Abschluss!

Traurig, aber wahr: Das ist wahrscheinlich unser letzter Blogeintrag direkt aus Ghana, denn am 23. am Abend sitzen wir im Flieger zurück in die Heimat! Ah, wie sehr freuen wir uns auf euch alle, auf super gutes Essen und einfach westliches Leben - aber ich sag's euch, leicht fällt uns der Abschied nicht.

Damit wir Ghana aber nicht verlassen ohne wirklich das ganze Land gesehen zu haben, sind wir die letzten 11 Tage noch einmal gereist. Diesmal in die Volta-Region, die östlichste Region quasi auf der anderen Seite des Lake Volta. Von dieser echt tollen Reise möchte ich euch 2 Highlights erzählen, die sich dabei ereignet haben.

Eins davon war sicherlich unser Ausflug auf den Mount Afadjato, den höchsten alleinstehenden Berg des Landes, mit seinen stolzen 880 m. Das Dorf von dem aus das Hügelchen zu besteigen ist, liegt irgendwo im Nirgendwo und dementsprechend schwer war es auch dort hinzukommen. Natürlich haben wir es unter Umwegen geschafft und standen dann also am späten Nachmittag in dem Mini-Kaff vor der einzigen Unterkunft. Aber was tut man als einzige Gäste in so einem Dorf den ganzen Tag? Wir setzten uns unter den einladenden Mangobaum vor dem Guesthouse und ließen uns überraschen. Die Überraschung ließ auch nicht allzu lange auf sich warten und kam in Form eines Ehepaars aus Accra, das sich zu uns setzte und mit dem wir uns gut unterhielten. Als wir sie dann am Ende fragten, wo in diesem Kaff wir denn etwas zu essen bekommen würden, meinten sie nur: "Oh, just come with us, we have plenty of food at the house". Überwältigt wieder einmal von der Gastfreundschaft Ghanas willigten wir zögerlich ein, nur um kurz danach vor dem Haus der Tante des Mannes im Hof zu sitzen. Sogleich wurde uns eine Schüssel Fufu in die Hand gedrückt und dazu die besten Stücke Fisch und Fleisch. Tante, Onkel, Nichten, Neffen und ein paar sonstige Dorfbewohnern beäugten uns neugierig, während wir es uns schmecken ließen. Und ich sag's euch, das war das allerbeste Fufu! Als wir uns nach dem Essen gefühlt tausendmal bedankt hatten und sie uns sogar noch Avocados schenken wollten ohne jegliche Gegenleistung zu erwarten, zogen wir fast beschämt ab, denn in Österreich würde so etwas wahrscheinlich nie passieren. Oder wer von euch hat schon einmal spontan 2 Fremde zum Abendessen zu sich nach Hause eingeladen?

Ein Foto durfte natürlich nicht fehlen!


Am nächsten Morgen waren wir voller Tatendrang, den Hügel in Rekordzeit zu erklimmen - wir sind ja schließlich Tiroler! Der Guide am Fuß des Berges meinte, er würde uns in knapp 2 h wieder erwarten, aber das würden wir doch locker schneller schaffen. Tja, dachten wir.. Wir hatten die Rechnung ohne die extreme Luftfeuchtigkeit und Temperaturen gemacht und auch den extremst steilen Weg falsch eingeschätzt. Nach einigen Metern in dieser Sauna klebte uns schon das T-Shirt am Körper und der Schweiß rann in Strömen. Der Pfad war zusätzlich richtig steil und ich war froh über meine Laufschuhe. Darüber lachen allerdings die Einheimischen nur und latschen mit ihren Flip-Flops rauf.
Wir schafften es dann doch in 45 min auf den Berg und genossen die Aussicht ins benachbarte Togo. Ein bisschen deprimierend war allerdings, dass einige der umliegenden Berge Togos ein gutes Stück größer sind als der Afadjato.
Eine wunderbar erfrischende Dusche später, bekam Jan dann noch schnell eine halbe Motorrad-Fahrstunde und wir brausten auch schon mit 2 Moto-Taxis (Jan selbst am Steuer, ich mit Taxifahrer) weiter.



Um nach 10 Tagen inklusive Wasserfall, Strand, Meer, Staudamm und Vielem mehr dann wieder heimzukommen, sind wir nicht wieder im TroTro heimgedüst - wir haben die Fähre über den Lake Volta genommen! Dass das so reibungslos geklappt hat, könnte man fast schon als Wunder bezeichnen. Einerseits wird die wöchentlich stattfindende Fahrt des Bootes gern einfach mal gestrichen oder fährt sehr verspätet ab, andererseits blieb sie anscheinend wegen irgendwelcher Schäden auch schon mal unter der Strecke liegen und die Reparatur dauerte einige Tage. Für Pessimisten also ein gefundenes Fressen, aber bei uns lief alles super ab! Im Vorhinein konnten wir sogar schon eine der zwei (!) Schlafkabinen buchen und haben - oh Wunder - unsere Tickets auch wirklich bekommen. Somit war uns ein angenehmer Schlafplatz für die Nacht garantiert und wir mussten uns nicht mit den anderen Passagieren um die Bänke in der stickigen "dining hall" raufen oder am harten Deck schlafen.
Richtig pünktlich, also mit nur einer Stunde Verspätung, legten wir Montagnachmittags dann auch wirklich ab. Davor war die Fähre noch voll beladen worden mit zwei Transportern, einem LKW, einem Taxi und sämtlichen Schnickschnack von Yam, geflochtenen Körben oder Kohlesäcken bis hinzu Baumaterialien wie Zement und Eisenstreben. Außerdem waren noch 3 weitere "obronis" mit von der Partie, die für die 30-stündige Fahrt super Reisegefährten waren.
Über einen Tag auf einem Schiff eingesperrt zu sein klingt langweilig? Nein, bei uns war's ganz und gar nicht langweilig! Wir schauten Captain Eugene über die Schulter, quatschten bei dem ein oder anderen Bier mit den 3 Deutschen, holten uns was Leckeres aus der Schiffsküche, lasen viel und beobachteten Landschaft und Landsleute, am liebsten aber 2 der Big-Mamas an Deck. Diese beiden beschäftigten sich mit nur 3 Dingen während der ganzen Fahrt: Entweder sie lasen inbrünstig den Koran, oder sie bedienten sich ausgiebig an ihren unendlichen Essensvorräten, oder sie tratschten in einer sagenhaften Lautstärke. Na gut, am Abend schliefen sie, aber sonst waren sie immer sehr unterhaltsam zu beobachten.
Am Dienstag legten wir dann auch vier Mal an Land an, einmal in einer größeren Stadt für länger, um gefühlt alles abzuladen und die Hälfte dann wieder raufzuladen und ansonsten in Mini-Dörfern, wo die Rampe einfach aufs Gras am Ufer gelegt wurde.



Da wir in kompletter Dunkelheit dann um etwa 22:00 Uhr am Ziel ankamen, durften wir die Nacht noch auf der Fähre verbringen. Nur unsere Kabine war für die Rückfahrt schon gebucht und die Gäste auch zur Stelle. Also musste das harte Deck herhalten, jedoch eh nicht sehr lange, denn um 4:00 Uhr morgens wurden wir vom wieder abfahrenden Schiff geworfen. Hundemüde stapften wir also durchs dunkle, stille Dorf zur TroTro-Station und schafften es wieder nach Kumasi.

Alles in allem war's noch ein super Trip durch Ghana und jetzt steht das große Verabschieden und Alles-Noch-Einmal-Machen an. Wir müssen noch einmal auf den Markt, noch einmal Red Red essen, noch einmal zu unserem Schneider, noch einmal in die Schule, und und und... Bis bald in Österreich!


Mira

Freitag, 30. März 2018

Ein paar Probleme Ghanas

So unsere Zeit neigt sich dem Ende zu. Wir haben sehr schöne Sachen in diesem wunderbaren Land erlebt, aber natürlich hat Ghana auch seine Probleme und ich glaube ich bin nach 5 Monaten bereit darüber zu schreiben. Manche werden mir vielleicht widersprechen, aber es ist nur meine persönliche Ansicht der Dinge oder Geschichten, die mir Einwohner erzählt haben und falls ich etwas falsch verstanden habe, könnt ihr, die Ghana schon kennen, mich gerne verbessern.


Ich glaube, das schlimmste Gift Ghanas ist die Korruption. Man sieht sie überall, bei Polizei (Fahr-) Schulen, Regierung und eigentlich bei allen Ämtern. Gerade an sämtlichen Straßen-Checkpoints (ca. alle 30 km auf dem Highway) steckt fast jeder TroTro-Fahrer dem Polizisten 2 Cedi zu, als in die Fahrschule zu gehen und diesen blöden Führerschein zu machen. (Den man sich natürlich auch kaufen kann ohne Prüfung und allem) Also mit genug Geld könnte man alles machen und frei herumlaufen. Ich könnte die beste Schule besuchen und der dümmster Mensch sein, am Schluss habe ich einen sehr guten Abschluss. Die Kinder vom Diskussions- Club haben mir erzählt, dass die K.M.A., eine Art Ordnungsamt, dafür zuständig sei die Mülleimer in Kumasi gratis zu verteilen. Aber nein, tun sie nicht, da man ja damit Geld machen kann, verkaufen sie sie.

Apropos Müll.
Kumasi trägt zwar den Namen "The Garden City", aber der Garten ist voll mit Müll. Die Ghanaer haben die Angewohnheit alles auf den Boden zu schmeißen, egal wo. Sogar die Kinder in unserem Garten, im TroTro und natürlich auch in der Schule. Es gibt Leute die den Müll sammeln in Kumasi und schauen, dass die Stadt sauber bleibt, aber bei 2,4 Millionen Menschen ist das schwierig. Außerdem, selbst wenn man den Müll sammelt, kommt da kein Müllwagen der ihn mitnimmt und zum nächsten Recyclinghof bringt. Wir trennen zwar unseren Müll und nehmen auch unseren Müll von der Stadt mit, hauptsächlich aber weil wir es nicht übers Herz bringen alles einfach liegen zu lassen. Denn später bringt unser Tagwächter Mister Abba diesen zu einem Platz in unserem Garten und verbrennt ihn oder wirft ihn einfach über die Mauer des Grundstücks ins Gebüsch. Die Umwelt lässt grüßen. Und das passiert in ganz Ghana. Das Problem liegt auch bei der Regierung. Vor 10 Jahren hat man, wenn man Durst hatte, das Wasser aus einem Kübel gekauft und getrunken, den eine Frau auf dem Kopf trug. So als würde man mit tausenden Menschen aus dem gleichen Becher trinken.  Heute trinkt man Wasser aus dem Plastiksäckchen, eine Idee von der damaligen Regierung um Krankheiten zu vermeiden, aber es wurde nicht weiter gedacht. Heute ist Kumasi zugepflastert mit diesen Plastiksackerl. The Plastic City. Natürlich dieses Land hat auch größere Probleme, aber das fällt einem eben auf.

Generell hat Ghana Probleme mit der Infrastruktur. Das beste Beispiel ist Kumasi: Die Stadt wächst und wächst und wächst, bei 7 Kinder pro Frau kein Wunder, das Problem aber ist, dass die Menschen alle nach Kumasi zum Arbeiten kommen. Die Folge ist Stau. Die Straßen in der Innenstadt sind einfach nicht darauf ausgelegt. Auf leeren Straßen brauchen wir eigentlich eine halbe Stunde um in die Stadt zu fahren, aber wegen Staus ist meist fast eine Stunde oder mehr von Nöten. Am Kejetia Markt, dem größten Markt Westafrikas, sind wir sogar zu Fuß im Stau. Zugegebenermaßen wird dieser auch gerade umgebaut, aber sobald der Markt fertig ist, wird es ja auch wieder mehr Menschen geben.

Ein anderes Problem das wir sehen ist die Religion.
Mira und ich sind beide für freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit und das funktioniert auch. In einer ghanaschen Familie kommt es auch vor, dass alle Christen sind, außer vielleicht der Sohn oder die Tochter, die zum Islam angehören. Hauptsache sie glauben an etwas und so wird das auch akzeptiert. Unsere Problem ist die Organisation Kirche. Wir sehen überall hauptsächlich Plakate von christlichen Predigern, die hoch angepriesen werden und wahre Rockstars sind. Die Menschen pilgern zu gewisse Events von diesen Priestern um sich von ihnen segnen zu lassen und das auf keinen Fall gratis. Hier rede ich nicht von "normalen" Gottesdiensten in der Kirche. Mr. Fei meinte selber das dies ein Problem Ghanas sei.
Oder manche beten sogar dafür, dass der Cedi, die Währung Ghanas, stärker werden sollte. Dazu kommt es auch vor, wenn ein Geschäft nicht läuft, dass man zu einem Priester geht und ihn bezahlt, damit er einem das Geschäft segnet und die bösen Dämonen verjagt. Es tut mir leid, aber ich habe ein Problem damit. Religion und Glaube schön und gut, aber gib dein Geld doch für Werbung deines Geschäfts anstatt einen dahergelaufenen Prediger aus.
Ja ich weiß, wir sind offiziell im Auftrag der Kirche hier und ich kann es nur noch einmal sagen, wir respektieren die Religion und Traditionen Ghanas, nur bringt manch Tradition auch seine Probleme oder besser gesagt in unseren westlich geprägten Augen Probleme.
Ein anderes Beispiel: Es gibt kaum Meteorologen, die das Wetter bestimmen sollen, da ja das Wetter in den Händen Gottes ist. Es gibt zwar nicht viel zu bestimmen bei der täglichen Hitze, aber allein der Gedanke fühlt sich für uns falsch an. 


Manchmal sind wir also richtig genervt über Ghana und freuen uns auf unsere (meist) funktionierende westliche Gesellschaft, im nächsten Moment lieben wir Ghana dann aber wieder. Und wenn es nur wegen dem lachenden Kind im TroTro ist oder wegen der Getränke-Lady, die uns einfach so ein Sixpack Tonic-Water schenkt. Eins ist uns jedenfalls auch klar geworden: Nobody comes to Ghana once!

Jan

Mittwoch, 7. März 2018

Eine Club-reiche Zeit :)

Ahh, diese Doppeldeutigkeit... Wie Jan euch das letzte Mal bereits verraten hat, betreiben wir seit Februar 3 freiwillige Übungen - genannt Clubs - am Nachmittag für die Kids aus der Primary School und der Junior High School in Adumasa.
Das ist echt eine super Alternative zum Schulunterricht, da wir so viel besser mit den Kindern ins Gespräch kommen und nicht so eine strenge Schulatmosphäre herrscht. Wir haben uns also quasi selbst von Madam Afia und Sir Yaw zu Afia und Yaw degradiert, aber das ist gut so!
Damit wir den 15 12-Jährigen im Computer-Club Herr werden und sowohl unsere Nerven als auch die Rechner keinen Schaden davon tragen, ist dieser schon noch recht schulisch aufgebaut. Trotzdem kann man auf jeden Fall mit dieser kleinen, relativ disziplinierten Gruppe viel besser arbeiten als mit 40 gelangweilten Schülern in der Klasse. Zwei Mal pro Woche treffen wir uns also mit ihnen in der (ungenutzten) Bücherei der Primary School und werkeln an den Computern herum. Von Ordner erstellen und Textdokumente schreiben bis hin zu Tabellen machen war alles schon dabei und auch eine Spielestunde durfte natürlich nicht fehlen. Einige von ihnen haben davor noch nie selbst an einem Computer gearbeitet (trotz 4 Jahre Informatikunterricht) und es ist toll zu sehen, wie schnell sie lernen. Anfangs hatten viele sogar Schwierigkeiten, mit der Maus umzugehen und etwas anzuklicken, aber eine Stunde später und sie handhaben das souverän.
Das einzige Problem ist, dass nie alle Computer funktionieren. Wir sind schon froh, wenn 7 der 9 Computer funktionieren, meist sind es nur 6. Bei dem Staub und dem Alter von manchen Monitoren eh ein Wunder...


Während der Computer-Club also für die Primary School ausgelegt ist, sind die anderen 2 Clubs für die JHS. Beim Beads-Club fädeln wir so jeden Dienstag und Donnerstag mit acht motivierten Schülerinnen und Schülern Armbänder und Halsketten. So unterschiedlich wie die Kids sind, so unterschiedlich sind auch ihre Kunstwerke und mit viel Musik, die alle lautstark mitsingen, ist es jedes Mal sehr lustig. Trotz viel Gequassel ist die Truppe doch extrem fleißig, sodass wir gefühlt einen ganzen Koffer an Kettchen mit nach Österreich bringen. Schauen, was der ghanaische Zoll dazu sagt... :)

Der letzte Club, der Discussion-Club, hat sich zuletzt eher zu einem Gesellschaftsabend gewandelt. Das ursprüngliche Ziel, mit sieben Schülern aus der JHS zweimal die Woche über diverse Themen zu diskutieren, ist nämlich schwerer zu erreichen, als gedacht. Ohne viel Nachbohren ist aus den Kids fast Nichts oder nur Einsilbiges herauszubringen, wodurch eine Diskussion schwer in Gang kommt. Zu dominant ist da wohl die Schüchternheit oder die Angst aus der Schule, etwas Falsches von sich zu geben. Bei Spielen wie "Tabu" oder "Wer bin ich?" versuchen wir so das Eis zu brechen und das klappt auch echt gut. Plötzlich sprudelt alles nur so heraus, denn an den Englisch-Kenntnissen der Sieben liegt ihre sonstige Schweigsamkeit sicherlich nicht.

Gerade der Discussion-Club ist allerdings schon zwei Mal sprichwörtlich ins Wasser gefallen, denn - hallelujah! - es regnet wieder und dann kämpfen sich nur wenige durch den Regen zu uns durch! Nach ca. 2 1/2 Monaten ohne Niederschläge, nur Staub und Trockenheit, gibt es jetzt fast wieder täglich einen langen und heftigen Schauer. Wir lieben es, obwohl dadurch auch fast jedes Mal unsere Stromzufuhr darunter leidet. Tja, das nehmen wir dann eben in Kauf und sitzen mit Taschenlampen beim Kartenspielen :)

Letztes Wochenende haben wir außerdem wieder einmal einen Wochenendtrip unternommen. Via TroTro ging es dabei am Samstag etwa 3h nördlich von Kumasi zum Boabeng-Fiema Monkey Sanctuary. Zu sehen erwarteten wir uns viele Touristen und ein paar Affen, aber es war genau umgekehrt. Als einzige Besucher fraß uns die erste Affengruppe anfangs noch vorsichtig Bananen und Erdnüsse aus der Hand, bis irgendwann die Gier durchkam. Die zweite Affengruppe stürzte sich voll auf uns, verwendete uns als Klettergerüst und riss sich alles Essbare sofort unter den Nagel. Sogar die Nüsse in den Hosentaschen klauten uns diese Langfinger.


Nach diesem affenartigen Spektakel ging's dann weiter zum nächsten Ziel, nach Kintampo via Taxi. Dieses war wie immer bis zum Anschlag voll, heißt im Taxi 5 Erwachsene und 3 Kinder plus Taxifahrer. Aber wirklich niemand regt sich da auf, wenn man den schwitzigen Arm der übergewichtigen Nebenfrau in die Rippen bekommt oder dass einem einfach ein Kind auf den Schoß gesetzt wird. Ghanaian Life...
In Kintampo beehrten wir erstmals das Prince of Peace Guesthouse, das in dieser Nacht allerdings seinem Namen nicht gerecht wurde, denn an friedlichen Schlaf war nicht zu denken. Zuerst verfluchte ich den lärmenden Ventilator, wünschte ihn mir aber samt seiner kühlenden Brise sofort wieder, als der Strom für den Rest der Nacht ausfiel. Sobald verschwitzter Schlaf dann endlich da war, hatte das Baby nebenan jedoch Nase oder Windel voll und teilte dies lautstark allen mit. Etwas müde ging es dann am nächsten Tag zu den Kintampo Falls, einem recht schönen Wasserfall. Eine Erfrischung im kühlen Nass und gefühlte 500 Fotos reicher saßen wir jedoch bald wieder im TroTro Richtung Kumasi. Ein kurzer, aber erlebnisreicher Trip!

Wünsche euch übrigens einen schönen Independence Day!
Dieser ghanaische Staatsfeiertag geht an euch zwar wahrscheinlich spurlos vorüber, aber wir haben heute schon brav den Aufmarsch unserer JHS verfolgt. Wochenlang hat die Marsch-Truppe dafür geprobt, damit sie heute schlussendlich mit Musik (westliche Ohren würden eher sagen Gelärm) wie die Zinnsoldaten ins Nachbardorf marschiert sind. Schaut sehr lustig aus, aber ihnen macht's Spaß!

Mira


PS.: Aufgrund von Internetproblemen kommt der Eintrag leider einen Tag zu spät... 

Montag, 19. Februar 2018

Besuch aus der Heimat

So Leute! Griaß enk und Holadrioh!

In den letzten drei Wochen ist viel geschehen, da unsere Spezialgäste aus Tirol gekommen sind: Miras Mutter Sabine und Stiefvater Chris! Ihre Blicke als wir sie vom Flughafen in Accra abgeholt haben, werde ich nie vergessen. Sie haben den gleichen Ausdruck auf ihren Gesichtern gehabt wie wir damals im Oktober: Hilfe, ich bin in Afrika!  Ein Kompliment zu Hut und Frau reicher, fuhr uns Chris am nächsten Tag souverän nach Kumasi. 

Also Sabine und Chris haben unser Leben hier kennengelernt. Sie haben im Projekthaus geschlafen, haben die ghanaische Küche ausprobiert, sind mit uns durch den großen Markt geirrt und haben unsere Freunde getroffen. Wir haben ihnen die Schulen von Adumasa und Bedaase gezeigt und deren Kinder. Die 4 Tage, die wir in Kumasi verbracht haben, haben wir komplett ausgenutzt. Aber da ja Ghana nicht nur Kumasi ist, wollten wir in den Norden fahren, nämlich in den Mole National Park.
Nach 6 Stunden Autofahrt und ganz viel Sobolo haben wir diesen auch endlich erreicht. Am Abend aßen wir noch etwas und sind dann auch schlafen gegangen, da am nächsten Tag die Safari um 6:30 startete. Nach einer kleinen Verzögerung, da jemand verschlafen hatte (*hust* Chris *hust*), sind wir auch schon mit einem Jeep durch den Park gedüst. Auf der ersten Route haben wir leider keine Tiere gesehen, also probierten wir eine andere, nur um dann beim Ranger-Dorf vorbeizufahren. Dort habe ich meinen ersten afrikanischen Elefanten in natura gesehen. Er wollte mich zwar platt treten als ich näher gekommen bin, aber er war noch ein Teenager und musste sich vor einem 1.80 kleinen Winzling wie mir beweisen, also alles cool. Generell der Anblick von diesem Dorf war super. Vor der Tür eines Hauses spielten Affen oder warteten auf Essensabfälle, Warzenschweine sonnten sich und ein Elefant graste gerade in einem Garten. Ein Traum!




Jedenfalls sind wir zur nächsten Route weitergefahren, nachdem wir unsere hunderttausend Fotos gemacht haben. Weitere Warzenschweine und Antilopen und sogar das Auge eines Krokodils wurden gesichtet. Unser Guide hat uns noch zur einer kleinen Hütte gebracht, zum Frühstücken und Antilopen beobachten. Zurück im Hotel genossen wir zu Mittag den Pool und die Aussicht, um dann später eine Bootstour zu machen und nachher die älteste Moschee Westafrikas zu besuchen. Die Tour war ein Reinfall und wir nur Futter für die Mosquitos. Die Moschee hat ganz nett ausgesehen, aber es war eine reine Touristenfalle.
Damit war Mole dann schon abgehakt und wir fuhren am nächsten Tag zurück nach Kumasi, mussten aber vor der Abreise von unserem Hotel aus ein Wasserloch beobachten, denn eine Antilope wurde fast von einem Krokodil aufgefressen. Kurz vor unserer Ankunft in Kumasi hatten wir noch eine Panne und mussten den Reifen wechseln, ansonsten verlief alles relativ normal.

Nach einer erholsamen Nacht zuhause in Adumasa ging es dann aber schon weiter nach Cape Coast, damit Sabine und Chris auch die Küste kennenlernen und wir uns alle erholen konnten. Auch die Fahrt dorthin war auch wieder sehr lehrreich, da wir die Arbeit der ghanaischen Polizei kennenlernen durften. Wir sind angehalten worden da Chris zu schnell gefahren war... Versteht mich nicht falsch, Chris ist ein ordentlicher Autofahrer und er hat sich schnell dem Fahrstil der Einheimischen angepasst. Die fahren alle so schnell wie es ihre Autos und die Umstände auf der Straße zulassen, aber naja für Obronis (Weiße) gelten andere Regeln. Der Polizist hatte sogar eine Radarpistole gehabt! In Ghana sind viele Polizei-Checkpoints, aber dieser war anders. Also hatte er uns erwischt, wie wir in einer 50er Zone 75km/h gefahren sind (was alle anderen auch getan haben) und wollte Chris schon zur einer netten Gerichtsverhandlung einladen. Dies war aber leider nicht möglich also musste Chris vor Ort und Stelle zahlen. Der Betrag war viel zu hoch, aber wir hatten keine andere Wahl.  Als er die "Anzeige" zerrissen hatte und lächelnd das Geld in seine Hosentasche gesteckt hatte, erlaubte er uns weiterzufahren. Wahrscheinlich hat Chris ihm das Essen der nächsten Tage bezahlt.
Nach diesem Stop waren wir etwas vorsichtiger und schafften es ohne Zwischenfälle nach Cape Coast.

Dort übernachteten wir im gleichen Resort wie nach Weihnachten mit den ganzen anderen Obronis. Der Wind war ungewöhnlich stark und dementsprechend hoch die Wellen (zur meiner Freude). In den Tagen dort besuchten wir den Kakum National Park und die beiden Sklavenburgen Elmina und Cape Coast. Mira und ich waren glücklich mit unserer Pizza, aber wir zeigten unseren Spezialgästen auch wieder das lokale Essen. Ein typischer Urlaub eben. Die Tage vergingen schnell und wir hatten sehr viel Spaß, aber wie das so ist verging die Zeit unglaublich schnell. Also gingen Sabine und Chris und wir in Cape Coast am Sonntag wieder getrennte Wege. Sie fuhren zurück nach Accra, um wieder zurück nach Europa zu fliegen und wir fuhren mit dem Bus nach Hause, Kumasi.

Es waren wunderbare 2 Wochen mit ihnen und es hat mir wahnsinnig viel Freude gemacht, zwei bekannte Gesichter aus unserer Heimat zu sehen. Das sich Mira auch gefreut hat, ist glaub ich eh klar :D Für uns beide war es schön unsere Welt persönlich jemanden zu zeigen. Ein großes Danke an euch, Sabine und Chris, es war sehr lustig und aufregend mit euch!


Jetzt sind wir aber wieder zurück in Adumasa und haben in der letzten Woche viel organisiert. Wir starten endlich mit unsere Clubs und haben deswegen auch den Batik-Workshop beendet! Diese Clubs sind sozusagen Nachmittagsaktivitäten für die Schülerinnen und Schüler der Adumasa-School. Zum Einen haben wir den Beads-Club, wo wir Kettchen und Armbänder machen um sie dann in Österreich für die Kinder zu verkaufen, eine Idee die wir von unserer Vorgängerin haben. Zweitens machen wir noch einen Computerclub, wo die Kinder endlich ihren Informatikunterricht praktisch nutzen können. Lustigerweise hat die Schule Computer, nutzt sie aber nicht, das Gleiche mit der Bücherei. Mr. Fei hat auch deswegen seine Probleme mit dem Direktor. Ich hoffe, wir können das ändern. Der dritte im Bunde ist der Discussion-Club, in dem gewisse Schüler aus der Junior Highschool zu uns kommen und ihr Englisch üben und lernen sollen selber nachzudenken. Ich weiß nicht was andere Volontäre für Erfahrungen machen, aber die  Schüler hier kennen nur, auswendig lernen und wiedergeben. Wir möchten ihnen die Möglichkeit geben selber zu sagen über was sie philosophieren/nachdenken. Es macht mich wütend, wenn sie nur leere Gefäße sind in die man begrenztes Wissen hineinflößt. Wir hoffen sehr, dass es klappt und wir werden die restliche Zeit damit verbringen, dies aufzubauen und durchzuführen.



So nun sollte ich wieder zurück zur einer hitzigen Partie UNO mit unseren Kids (die schummeln alle ;) )

Jan


PS: Das Sicherheits-Captcha für die Kommentare ist abgeschaltet, da ein paar sich beschwert haben :P

Donnerstag, 25. Januar 2018

Viel Fett statt Vielfalt!


Halbzeit - verblüfft haben wir heute festgestellt, dass die Hälfte unserer Ghana-Zeit schon um ist! Das ist einerseits zwar wirklich erschreckend, aber andererseits freuen wir uns natürlich auch schon wieder auf Österreich, gerade auf die österreichische Küche...
Während wir also von einem zarten Wienerschnitzel in goldener Panier mit frischem Kartoffelsalat und einem Klecks fruchtiger Preiselbeermarmelade träumen, gibt's für euch heute also einmal einen Einblick in die kulinarische Seite Ghanas!

Was für den Österreicher das Schnitzel ist, ist für den Ghanaer Fufu. Für Fufu werden gekochte Stücke Yam und Plantain (Kochbanane) solange zerstampft bis daraus ein klebriger Ball wird. Dieser wird dann in einer "groundnut/palmnut/hot soup" und mit einem undefinierbaren Stück Fleisch oder Fisch serviert. Gegessen wird das Ganze dann mit den Fingern (ja, Suppe!) und wie im Reiseführer treffend beschrieben wird: "It is not supposed to be chewed, but rather smashed against the palate with your tongue and swallowed that way, as otherwise you could chew on it for ages!"


Fufu with hot soup and fish

Ähnlich dem Fufu sind auch Banku oder Kenkey, bestehend aus fermentiertem Mais und/oder Cassava. Diese Gerichte werden allerdings statt in einer Suppe mit "okro-stew" oder einer scharfen Tomatensoße serviert.
Generell werden Yam, Plantain und Cassava in allen Zubereitungsformen verspeist. Beispielsweise für Ampesie werden die Stücke gekocht und mit einem öligen Spinat-Fisch-Eintopf gegessen, klassischerweise auch mit der Hand. Sowohl gegrillt als auch frittiert findet man Yam und Plantain auch überall, entweder als Snack für Zwischendurch oder hinsichtlich frittierter Plantain auch als Red Red. Für Red Red werden die Plantain-Stücke mit einem Art Mus aus Bohnen, Gari und scharfem Öl gegessen. Jan könnte sich davon wahrscheinlich jeden Tag ernähren, sein Lieblingsgericht ist aber wirklich viel besser als es klingt! Am liebsten essen wir es in Kumasi bei unserer "Red-Red-Lady", für umgerechnet 40 Cent.
Neben Yam, Cassava und Plantain ist Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel. Egal ob als Plain Rice mit einem beliebigen Eintopf oder Suppe, als Fried Rice, Jollof Rice (Reis gekocht in einer würzigen Tomatensoße) oder Reis mit Bohnen, Reis gibt es immer und überall - ich kann ihn schon gar nicht mehr sehen...
Viele Ghanaer hauen sich schon zum Frühstück eines dieser Gerichte in die Figur, ansonsten wird am Morgen auch viel Porridge gegessen. Dieser ghanaische Porridge ähnelt unserem allerdings so gar nicht, statt aus Haferflocken und Milch besteht er aus Mais- oder Hirsemehl und Wasser. Mit viel Zucker wird das dann zu einem dünnen, bräunlichen Brei gekocht, der kombiniert mit einem Stück Brot aus einem Plastiksackerl gezuzelt wird.
Apropos Brot, hier in Ghana hat unser aller Reisspezialist Onkel Ben nämlich ins Brotbusiness gewechselt. Wobei die Bezeichnung Brot relativ ist. Meist gibt es 3 verschiedene Arten: extremst süß, süß und fast nicht süß, genannt Cake Bread, Tea Bread und Butter Bread. Alle Sorten werden als große, kastenförmige Laibe verkauft und sind sehr weich. Sollte das Missgeschick des Daraufsetzens passieren, so verwandelt es sich Uncle Ben's Backware in einem 5mm Fladen und der bleibt dann so. Es lebe das Schwarzbrot!
Während das Brot also nicht so ganz meinem Geschmack entspricht, tun die vielen Früchte es auf jeden Fall. Ob Banane, Mango, Papaya oder Ananas - ich habe noch nie so reife, süße Tropenfrüchte gegessen. Geschmacklich sind da einfach alle ein Hit!

Den Großteil von all dem Essen gibt's richtig billig bei Frauen, die am Straßenrand mit ihren großen Töpfen sitzen, zu kaufen oder sogar direkt vom Kopf. Ja "vom Kopf kaufen" kann man in Ghana fast alles! Zum Einen wird eben sowieso fast alles am Kopf transportiert und zum Anderen können die Verkäufer bei Stau auch einfach bequem zwischen den Autos durchgehen und ihre Waren an den Mann bringen. Ob BHs, Klopapier oder eben alle Formen von Essen und Trinken, man muss manchmal nicht einmal in ein Geschäft gehen, das Essen kommt direkt zu einem selbst!
Auf der Straße wird dabei in großen Plastikboxen viel Frittiertes wie überdimensionale Frühlingsrollen, Bofrots (frittierte Teigkugeln) oder Plantain-Chips sowie eine Art Eis. Genannt FanChoco, FanYogo oder FanIce gibt es dies gefroren in Plastiksackerl. Mit der Hand wird das dann wie Calippo so lang gewärmt, bis es aus einer Ecke rausgezuzelt werden kann.
In ähnlichen Sackerl gibt es auch Wasser zu kaufen. Klar gibt es das auch Flaschen, aber die sind um einiges teurer. So zahlt man für 15L Wasser in 500mL Sackerl verpackt nur 60 Cent, während man für eine 1,5L Wasserflasche 1,20 Euro hinblättert.
Während der religiöse Ghanaer entweder gar nicht oder nur heimlich zur Flasche greift, kühlen wir unsere Kehle nach einem heißen Tag schon sehr gerne mit dem ein oder anderen Bier. Die 600 mL Club-Flasche ist da schneller weg als man rülpsen kann :)



So, jetzt habt ihr mal einen groben Überblick über die Kulinarik in Ghana. Da wir recht viel selber kochen, gibt es allerdings nicht nur afrikanische Küche, sondern auch Knödel, Spaghetti & Co. Trotzdem freuen wir uns schon wirklich sehr auf die vielen verschiedenen Gerichte und wenn es auch nur so einfache Dinge wie Kartoffeln oder Käse sind.

Selbstgemachte Spinatknödel :)


Die letzten Tage sind wir allerdings von Madame Alberta in Bedaase auf ghanaische Art gemästet worden. Wir haben in dem kleinen Dorf drei Tage verbracht und haben mit ein paar Lehrern im Lehrer-Bungalow gewohnt. Neben Madame Albertas Küche haben wir die Ruhe und Idylle dort sehr genossen. Alles geht ein bisschen familiärer zu und mit den Kids in kleineren Klassen kann man einfach besser arbeiten. Außerdem haben wir eine Brieffreundschaft zwischen einer Klasse unserer alten Schule und einer in Bedaase organisieren können.



Morgen geht es für uns aber eh nach Accra für ein Schlemmer-Wochenende mit unseren Reisegefährten aus Cape Coast. Am Montag holen wir dann unsere Spezialgäste vom Flughafen ab, mit denen wir die nächsten zwei Wochen durch Ghana touren. Da gibt es dann danach sicher viel zu berichten.


Mira

Dienstag, 9. Januar 2018

Happy New Year!

Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gerutscht und dass 2018 sich bis jetzt von seiner Sonnenseite gezeigt hat. Auf uns trifft das definitiv zu, denn wir haben unser Silvester an der Südküste Ghanas verbracht. Ein Erlebnis, das schwer in Worte zu fassen ist, aber ich versuch´s dennoch:

Gestartet sind wir am 26.12. von Kumasi aus. Unser ursprünglicher Plan war es, die Fähre über den Lake Volta im Osten Ghanas zu nehmen, um so in 3 Tagen in den Süden zu gelangen. Danach wollten wir in Cape Coast bleiben und dort Silvester verbringen. Naja, dieser Plan war, verglichen mit dem was wir dann wirklich gemacht haben, echt langweilig. Aber fangen wir von vorne an.
Vor Weihnachten wollten wir das mit der Fähre checken, aber bei der Nummer, die wir aus dem Reiseführer hatten, hob niemand ab. Also gingen wir zum Tourist Office im Cultural Center und fragten dort nach. Die überaus hilfsbereiten Angestellten versuchten ihr Bestes, konnten jedoch auch niemanden erreichen. Sie meinten aber, dies sei kein Problem, wir sollten doch einfach hinfahren. Nach dieser Auskunft checkten wir alles, wie wir dort hinkommen würden, Übernachtung, etc... Am Abend vor unserer Abreise versuchte Mira dann aber noch ein letztes Mal dort anzurufen und es hob sogar jemand ab! Allerdings sagte er uns, dass die Fähre genau in dieser Ferienwoche nicht fahren würde. Super. Naja egal, dann fahren wir halt direkt nach Cape Coast und machen dort 1 Woche Urlaub, ist auch cool.  Also ging's in der Früh los und nach 4h Fahrt genossen wir schon das Meer mit seinen mächtigen Wellen.



Strandschwein!


 Außerdem checkten wir im Oasis Beach Resort ein und bezogen unsere 2 Betten im Bettenlager. Fast alle Gäste dort waren Weiße, Volontäre, junge Reisende und sogar Familien. Für uns 2 aus dem "Norden", die es gar nicht gewohnt waren, Weiße zu sehen und dazu noch paar Deutschsprachige, war es eine willkommene Abwechslung. Später dann am ersten Abend, saßen wir in der Orange Beach Bar, neben unserer Unterkunft, mit anderen Volontären und einem Reisenden zusammen. Dort lernten wir auch einige Rastafarians kennen und hockten bis spät in die Nacht mit ihnen am Strand um ein Lagerfeuer.
Nach einer kurzen Nacht im Bettenlager besuchten wir das Cape Coast Castle mit Patrick, dem Reisenden vom Vortag. Das Castle war damals ein wichtiger Knotenpunkt für den Sklavenhandel und dementsprechend groß. Die Grausamkeiten, die dort den unschuldigen Menschen angetan wurden, werde ich hier nicht festhalten und lege es aber jedem Menschen nahe, wenn sie oder er nach Ghana kommt, diesen Ort zu besuchen.

Cape Coast


Am Abend spielten wir mit unseren neuen Freunden Karten und redeten über die nächsten Tage. Sie hatten vor nach Busua weiter zu reisen, um dort Silvester zu verbringen. Da sie nicht die einzigen waren die das dachten, fuhren wir also am nächsten Tag mit ihnen westwärts die Küste entlang. Unsere neuen Reisegefährten, deutsche Volontäre, die nahe der Küste bei Gastfamilien wohnen, arbeiten in unterschiedlichen Bereichen und tun ihr Bestes, um zu helfen. In dieser Gruppe gibt es eine Krankenschwester, einen Erste-Hilfe-Lehrer, einen Medizinstudenten, der im Krankenhaus hilft (Sorry Jakob, eine bessere Bezeichnung find ich nicht :D), zwei die im Waisenhaus arbeiten und Patrick, den Reisenden. Ich fand, wir waren eine ziemlich coole Truppe. Jedenfalls verbrachten wir die nächsten Tage in Busua und schliefen in einem etwas sandigen Bettenlager in der Scorpion Lodge. Die Gäste dort waren wieder nur Weiße, aber keine Familien, sondern nur junge Menschen.

Scorpion Lodge

Wir tauschten uns mit anderen Volontären aus, lernten neue Tricks für das tägliche Leben und hatten viel Spaß. Essen gingen wir ins "Florence", eine Straßen-Küche mit Sitzmöglichkeiten. Sie hatte ziemlich gutes und billiges Essen und deshalb suchten wir sie 2x täglich auf und genossen die reiche Palette an Mahlzeiten und das billige Bier. Hach....

Unser Neujahrsschmaus

Am zweiten Tag in Busua machte wir mit unser Gruppe einen Tagesausflug nach Butre, dem noch kleineren Nachbardorf an einer Flussmündung ins Meer. Um sicher dort hinzugelangen, bezahlten wir ein Guide, der uns den Weg über den wunderschönen Strand und durch den Regenwald begleitete. Während in Busua Touristen normal sind, ist Butre ganz anders. Das Dorf ist sehr abgelegen und gefühlt alle Einwohner leben vom Fischen. Während die Männer in buntbemalten Holzbooten die Fische fangen, nehmen die Frauen sie vor den extremst einfachen Hütten aus, räuchern oder verkochen sie. Im Dorf angekommen, machten wir eine Bootstour den Fluss entlang, um eventuell Tiere wie Krokodile in den Mangroven zu sehen. Wir haben zwei große Echsen gesehen...

Mira im Regenwald


Unsere Truppe mit Guide

Am Abend, es war Vorsilvester, feierten wir am Strand mit einem riesigen Lagerfeuer, einem Haufen Menschen und viel zu großen Musikboxen. Dementsprechend ruhten wir uns am 31. etwas aus und wiederholten das Abendprogramm bei unserer Unterkunft. So war auch der 1. nach etwas kurzen, ereignisreichen Nächten sehr entspannt.
Am 2. fuhren dann auch schon nach Kumasi zurück in Begleitung von Patrick, der die folgenden Tage noch bei uns wohnte. Dort zeigten wir ihm die Stadt und vor allem den großen Markt. Irgendwann musste er aber doch leider weiterziehen und so waren wir wieder allein und bereiteten uns auf unsere Arbeit vor.

Die Südküste war erstaunlich und nun kennen wir auch diese Seite von Ghana. We will come back!

Jan




P.S.: An unsere Reisegefährten: Wir haben die Zeit mit euch sehr genossen und es war sehr lustig, aber nie wieder Striker! Vielleicht sieht man sich ja noch, ihr bleibt ja noch ein Weilchen ;)