Sonntag, 26. November 2017

Lake Bosomtwe

Wow, wir können es fast selbst nicht glauben, mittlerweile sind wir schon über ein Monat in Ghana. Langsam haben wir auch schon etwas Routine bei allem, wobei diese aber weit davon entfernt ist, langweilig zu sein!

Montag bis Mittwoch verbringen wir regulär also immer in der Schule. Davon wechseln wir montags immer zwischen den Schulen in Adumasa, Bedaase oder Chiransa. Dies hängt auch davon ab, ob Mr. Fei Zeit hat, uns dort hinzubringen und abzuholen.

Jan mit den Kids der Primary School Bedaase

Dienstags hält jeder von uns eine Schulstunde in der Primary School Adumasa. Bei mir hat sich das bis jetzt auf Englisch-Stunden beschränkt, Jan hat auch schon eine Mathe-Stunde gemeistert. Damit uns die Kids jedoch halbwegs verstehen, ihr Englisch ist doch oft brüchig, sind wir hauptsächlich in der Upper Primary, also bei den 9- bis12-Jährigen. Vorher sprechen wir uns da immer mit den Lehrern über den Unterrichtsstoff ab, damit wir die Stunden möglichst gut vorbereiten können und nachher dürfen wir die Hefte der Stunde auch noch korrigieren. Während der Großteil sich eh sehr bemüht, gibts immer ein paar Draufgänger, die echt keinen Bock auf Schule haben und nur irgendeinen Schwachsinn hinschmieren. Beispielsweise sollten sie letzte Stunde in vorgegebene Sätze passende "adverbs of manner" einfügen. Mein Lieblingskandidat ignorierte dies jedoch getrost und füllte überall "this morning" ein. Da versteh ich jetzt so manchen frustrierten Lehrer...
Der Mittwoch ist unser Library-Tag in Adumasa. Gedacht wäre, dass jeden Mittwoch 2 Klassen mit Lehrer zu uns in die Bücherei kommen und wir dann eine Lese- bzw. Bücherstunde machen. Tja, bis jetzt hat es nur einmal funktioniert... In einer Woche war der Direktor samt Bücherei-Schlüssel unterwegs und das nächste Mal war der Schlüssel nach langem Suchen zwar auffindbar, die Bibliothek aber aufgrund Ausmal-Arbeiten ein komplettes Chaos. Wie ihr seht, Alltag ist also ein recht weiter Begriff :)  

Obwohl wir auch echt gern die Zeit in der Schule verbringen, freuen wir uns auf Donnerstag und Freitag immer besonders. Wie bereits erwähnt, sind wir diese beiden Tage immer im Batik-Kurs im Cultural Center in Kumasi. Mittlerweile kennen wir auch hier schon alle Eigenheiten rundherum. Zum Beispiel kann die Fahrt mit dem Tro-Tro von uns nach Kumasi bestenfalls 30 min dauern, bei Stau jedoch bis zu 1,5 h. Während das Hinkommen also nur vom Timing etwas kniffelig ist, muss man zum Zurückkommen jedoch auch zuerst das richtige Tro-Tro finden. Da es aber Tausende dieser Sammeltaxis in alle verschiedenen Richtungen gibt und weder fixe Abfahrtszeiten noch -orte existieren, gestaltet sich dies schon schwieriger. Mittlerweile kriegen wir dies aber auch schon recht gut hin. Weiters kennen wir uns in dem Chaos in Kumasi auch schon aus, verlaufen uns nicht sofort und wissen, wo wir ein Frühstück oder Mittagessen finden. Während Jan recht gerne "Bofrots" mag, frittierte Teigkugeln, zieh ich da eher Baked Plantain vor.

In der Batik-Werkstatt

Ein weiterer Aspekt am Freitag ist, dass er in Ghana fast schon zum Wochenende zählt. Alle Arbeitenden freuen sich voll, wenn endlich Freitag ist und statt der Arbeit steht die Freude aufs kommende Wochenende im Vordergrund. So wie auch in der Schule alles noch "easier" gehandhabt wird und die Pausen mal gut und gerne überzogen werden, so ist es fast überall. Stress hat auf jeden Fall mal keiner, lieber wird miteinander gequatscht, denn hey - morgen ist schließlich Wochenende!
Im Gegenteil zum Freitag, kann der Samstag für Ghanaer jedoch durchaus stressig sein. Dieser Tag ist reserviert für soziale Aktivitäten, meist Begräbnisse und Hochzeiten. Komisch?  Ja, für uns Europäer klingt das schräg. Denn wer außer einem Pfarrer besucht bei uns jede Woche eine Hochzeit oder eine Beerdigung? In Ghana schaut das aber eben ganz anders aus! Begräbnissen und Hochzeiten beizuwohnen ist hier quasi ein Volkssport. Jeder der auf irgendeine Weise davon Wind kriegt, kommt hin und feiert mit, denn bei der eigenen Beerdigungsfeier sollen ja auch so viele wie möglich anwesend sein. Da kann es leicht vorkommen, an einem Samstag gleich zu 3 Begräbnissen zu müssen, wobei die traditionelle Kleidung in rot-schwarz nicht fehlen darf. Anzumerken ist hier allerdings auch, dass zwischen der eigentlichen Beerdigung und der Beerdigungsfeier unterschieden wird. Das Begräbnis an sich ist ein sehr trauriger Anlass, aber die Feier, welche traditionell 40 Tage später stattfindet, ist ein riesiges Fest. Dort wird getanzt, gesungen, gegessen und gelacht - jung und alt machen eben vollgas Party!

Während der Samstag also für die meisten Ghanaer der stressigste Tag der Woche ist, nutzen wir ihn meist für einen Ausflug oder einen Museumsbesuch. Gestern hat sich auch Mr. Fei von Beerdigungen frei genommen und uns den Lake Bosomtwe gezeigt. Dieser liegt ca. 40 km südlich von Kumasi. Die Eigenheiten der Kultur der Asanti zeigt sich auch hier. Während die Wissenschaft für die Entstehung des Sees einen Meteoriten-Einschlag vor etwa 1 Million Jahren verantwortlich macht, halten einige gläubige Ghanaer den See für heilig und schwören auf eine andere Erklärung. Laut einer Legende verfolgte nämlich einst ein Jäger eine verletzte Antilope hier durch die Gegend. Als ihr Verfolger sie fast eingeholt hatte, sprang die Antilope am Ende ihrer Kräfte schließlich in einen kleinen Teich. Dieser fing an sich auszubreiten, sodass er das Tier verdeckte und der Jäger daran vorbei lief. Das Wasser wurde daraufhin aber immer mehr und mehr, bis zur jetzigen Größe des Sees Bosomtwe, wobei der Name "Antilope Gottes" bedeutet.
Ich bevorzuge da zwar eher die wissenschaftliche Variante, aber jedem das seine. Der See ist jedenfalls wunderschön gelegen zwischen grünen, bewaldeten Hügeln und kleinen Ortschaften. Ein wirklich toller Ort, den wir nutzten, um zu entspannen und im Schatten der Palmen eine frisch gepflückte Kokosnuss zu schlürfen! Da hat sich die Anfahrt, welche wieder einmal gewürzt war durch einen nervenaufreibenden Stau und kolossal schlechte Straßen, schon gelohnt...




Da Religion in Ghana einen sehr hohen Stellenwert besitzt, ist der Sonntag der Tag, um diese zu zelebrieren. Für die Christen, die circa 70 % der Ghanaer ausmachen, bedeutet dies folglich vier bis sechs Stunden Gottesdienst, bei den etwa 17 % Muslimen hab ich leider noch keine Vorstellung, wie sie ihren Sonntag verbringen. Fest steht jedenfalls, dass es in Ghana nur so wimmelt von verschiedenen Kirchen. Jeder noch so kleine Ort hat mehr als eine Kirche, in der teilweise zu unmenschlichen Zeiten Gottesdienste abgehalten werden. Ja, zu meiner Freude, bin ich auch schon um 04:00 morgens davon aufgeweckt worden...
Bis jetzt haben wir sonntags auch schon ein paar Gottesdienste besucht, zusätzlich ist der Sonntag ein bisschen zu unserem Wasch- und Putztag geworden. Mir wurde erst jetzt klar, wie viel Luxus und Komfort eine Waschmaschine wirklich bringt, denn hier waschen wir alles per Hand. Ganz schön anstrengend!
Genießt also eure Waschmaschinen und die Vorweihnachtszeit, bei uns merkt man von Weihnachten noch gar nichts!


Mira

Sonntag, 19. November 2017

Kultur und Bier!

Hallo liebe Leuterinos!

Uns geht's super und wir sind schon mitten im Alltag. TroTro fahren ist nicht so schlimm, die Blicke der Leute sind uns egal und wir unternehmen schon richtig was, wie zum Beispiel Essen gehen oder Bier trinken... Mira und ich gehen uns gegenseitig nur etwas auf die Nerven, aber für ein verheiratetes Paar wohl normal. (An die geschockten Eltern: Das sagen wir um nicht unnötige Erklärungen abgeben zu müssen, da irgendwie die Meisten denken, dass wir Geschwister sind. Anscheinend gibt es nichts dazwischen :O )

Im TroTro

So letzen Sonntag waren wir wieder mal in der Kirche, aber diesmal in Bedaase im Freien und haben an einer Kirchenauktion teilgenommen. Dort verkaufen sie vom Dorf geschenkte Lebensmittel um genug Geld zu bekommen für eine Kirche nahe der Schule. Da zahlt man gern 5 Euro für eine Cola Dose, die besser schmeckte als sonst :P.

Montag bis Mittwoch waren wir in der Schule und unterrichteten und schauten uns das Computer-Lab der Junior Highschool an. Sie arbeiten auf Windows 98 und ich weiß nicht ob sich das bringt, aber naja besser als gar nichts.

Im Kindergarten

Mittwoch Nachmittag waren wir noch als Gäste im Rotary Club Kumasi Ost und bekamen sogar eine Weinflasche geschenkt. Dieser Club hat auch seinen Teil zum Adumasa-Link Project beigetragen und Geld für Sanitäranlagen in Chiransa gespendet.


Donnerstag und Freitag waren wir wieder im Cultural Center in Kumasi. Ihr fragt euch sicher was wir eigentlich dort machen, oder? Dieses Center ist ein wunderschöner Park in dem alle möglichen Sachen verkauft werden, von einfachen Ketten und Armbändern bis zu Schnitzereien und Musikinstrumenten, natürlich alles dort handgemacht. Ein Traum für jeden Künstler!  Wir belegen dort einen Kurs für Batik, Weben und andere Sachen die ich nicht kann. Klingt nicht so aufregend, aber dort lernen wir einen Haufen über die Kultur und Geschichte Ghanas, vor allem über die Kultur der Asanti. (Fun Fact: In Ghana essen sie nur mit der rechten Hand, da die linke zu unhygienisch ist)  Wir "batikten" schon unser erstes Schneuztücherl und lernten die Adrinka-Symbole kennen. Sie alle haben eine Bedeutung und waren früher in Urghana ein Kommunikationsmittel. Heute werden sie auf den Särgen geschnitzt und auf der Kleidung getragen. Unser Instructor ist ein gewisser Mister Nana, ein Künstler königlichen Blutes, der versucht uns diese Symbole auf Englisch zu erklären und uns beizubringen sie auf Twi richtig wiederzugeben. Ansonsten läuft das auch unter dem Motto "take it easy" und wir quatschen viel über die Verschiedenheiten unserer Kulturen, aber kommen auch darauf, dass wir eigentlich gar nicht so verschieden sind. Jedenfalls lernen wir dort viele neue Freunde kennen, die sogar in unserem Alter sind (mehr oder weniger).  Vielleicht, falls ich noch besser werde und meine zwei linken Hände unter Kontrolle bringe, komme ich mit meinem ganz persönlich selbst gefärbten T-Shirt zurück.

Nicht so schönes Foto vom Eingang
Am Samstag kauften wir mein neues Handy, damit ich auch erreichbar bin, und anschließend gingen wir in das Ghana Armed Forces Museum. Wie gesagt, kein Stress und wir nehmen alles auf die "easy" Schulter. Heute, also Sonntag habe ich hauptsächlich gelesen (Johnny sei Dank für den E-Reader), bis Mira wahnsinnig geworden ist, da wir nur zuhause waren, und wir anschließend in einem etwas teureren Restaurant (Tiefkühl-)Pizza essen waren.

Kühles Bier bei Hitze, statt Glühwein in der Kälte :P

Naja nicht soviel passiert die Woche, normaler Alltag in Ghana. Muss aber auch zugeben, dass ich ziemlich müde von der anstrengenden Hitze bin und nur ins Bett fallen will. Aber dafür gibt es mehr Bilder und bleibt alle kühl/cool dort oben in euren Bergen :D


Yaw [Jao]

(mein Seelenname, der besagt, dass ich am Donnerstag geboren wurde. Miras Name ist Efia, also Freitag geboren)

Samstag, 11. November 2017

Bedaase und Chiransa

Ma adwo - good evening!

Genauso schnell wie die 2 1/2 Wochen hier in Ghana vergangen sind, wachsen unsere Twi-Kenntnisse zwar nicht, aber small-small werden sie besser :)
Diese Woche ist zwar wieder echt viel passiert, wir sind die ersten Male allein nach Kumasi gefahren, waren im Cultural Center, in Adumasa in der Schule und der Bibliothek, aber das Highlight der Woche war sicherlich unser Besuch in Bedaase und Chiransa. Neben Adumasa sind es diese beiden Dörfer, die vom Adumasa Link Projekt gefördert werden, also mit Bildung und sanitärer Einrichtung versorgt werden.
Während Adumasa jedoch gut erreichbar circa eine halbe Autostunde von Kumasi entfernt liegt, ist es schon eindeutig schwieriger nach Bedaase und Chiransa zu gelangen. Nach einer weiteren halben Stunde auf der Hauptstraße (mit mal mehr mal weniger Stau) gehts auf eine unasphaltierte Straße. Anfangs passiert man noch ein oder zwei Dörfer und an neben dem, von Schlaglöchern übersäten Fahrweg, stehen einige Villen in verschiedenen Baustadien, die eindeutig der reichen Oberschicht gehören. Je mehr das Grün aber die Oberhand gewinnt, desto mehr entfernt sich die "Straße" von unserem westlichen Begriff einer solchen. Teilweise führt die Sandpiste über ziemlich steile Passagen, als würde man bei uns auf einen Berg fahren, hier gehts dann aber sogleich wieder bergab. Zusätzlich dazu hat der Regen für tiefe Rillen und wirklich gemeine Schlaglöcher gesorgt. Für mich war es also schon ein Wunder, dass Feis alter Pickup diese Strecke schaffte, ganz zu schweigen von den uralten und rostigen Kleinbussen, die dies hin und wieder meistern.


Kräftig durchgeschüttelt landeten wir also irgendwann in Bedaase, dem etwas größeren der zwei benachbarten Orte. Dort steht auch die kleine Gari-Fabrik des Adumasa Link Projekts, zu der wir einen Handwerker, Mr. Moses, mitgenommen hatten. Kurz zu eurer Info, Gari ist die getrocknete und fein gemahlene Wurzel der Cassava-Pflanze. Als fertiges Produkt ähnelt es Couscous, ähnlich dem es auch zubereitet wird. Beispielsweise wird Gari zu Eintöpfen gegessen.


Während Mr. Moses sich sogleich an die Arbeit machte und eine kaputte Maschine reparierte, zeigte uns Mr. Fei die Fabrik. Diese gibt es nämlich noch gar nicht so lange und sie konnte auch nur mithilfe der österreichischen Förderungen finanziert werden. Genau genommen gibt es die Fabrik auch nur, da ab 2019 die österreichische Unterstützung eingestellt wird. Da das Projekt ab diesem Zeitpunkt theoretisch nur mehr vom Geld der Presbyterian Church of Ghana lebt, versucht es selbst an Geld zu kommen. Neben dem selbstproduzierten Gari wird auch das Gästehaus, in dem wir wohnen, irgendwann quasi als Bed&Breakfast kommerziell betrieben. Aber zurück zum Gari! Dieses wird derzeit nur in der Kirche und bei sehr wenigen kleinen Verkaufsständen verkauft, da es noch nicht offiziell registriert wurde. Sobald das geschafft ist, versucht das Projekt das Produkt auch in Schulen größere Mengen anzubringen. Da diese jedoch meist schon ihren alteingesessenen Lieferanten haben, ist es gar nicht so leicht in die Sparte einzusteigen.
Nach dieser kurzen Führung besuchten wir mit Fei auch die Schule von Bedaase. Gleich wie in Adumasa gibt es auch hier Kindergarten, Primary School und Junior High School. Des Weiteren haben die Allerkleinsten die Möglichkeit die Crèche, eine Art Kinderkrippe zu besuchen. Ganz im Gegensatz zu Adumasa sind die Klassen in Bedaase jedoch viel kleiner (10-20 Schüler) und es gibt maximal eine pro Jahrgang. Da der Ort doch so abgelegen liegt, ist für die Lehrer außerdem eine Unterkunft am Schulgelände vorhanden, in der sie unter der Woche wohnen dürfen.



Während wir hier in der Schule wieder einigen Klassen vorgestellt wurden, folgten uns eine Gruppe Hardcore-Fans auf Schritt und Tritt: Der Kindergarten hatte gerade Pause... Für die kleinen Racker waren wir die größte Attraktion und sie hatten riesigen Spaß dabei uns "unbemerkt" zu folgen. Als wir dann ins Auto stiegen um Richtung Chiransa loszufahren, versuchten sie sogar noch Mr. Fei zu überreden ihnen Spielzeugautos zu kaufen :)

Wenn in Bedaase die Klassen schon sehr klein im Vergleich zu Adumasa sind, sind sie Chiransa noch um einiges kleiner. Hier gibt es nur eine Primary School und einen Kindergarten mit je 5 bis 20 Kindern. Nach einem kurzen Stop bei der "Nana", der Chefin des Dorfes, wurden wir hier in der Schule von "Mr. Appiah-Fei"-Sprechchören empfangen. Sogar die Kindergartenkinder erkennen das Auto von Fei und freuen sich immer voll, wenn er vorbeikommt. Dass er diesmal dann sogar zwei Obroni im Gepäck hatte, machte die Sache natürlich umso besser!
Auch hier nahm sich der Direktor für uns Zeit und zeigte uns sein Reich, obwohl er eigentlich selbst Unterricht hätte. Das wird jedoch generell in Ghana nicht so streng gesehen. Wenn beispielsweise ein Lehrer nicht zur Arbeit erscheint, gibt es nämlich auch keinen Ersatzlehrer - die Kinder sind für den Tag einfach sich selbst überlassen und sobald sie allzu viel Unfug treiben, schimpft eben doch einer der anderen Lehrer. Gerade in Chiransa ist das ein echtes Problem. Nachdem es so abgelegen ist, es keine Lehrer-Unterkunft gibt und doch der Großteil der Lehrer in der Umgebung von Kumasi wohnt, passiert es schnell, dass einer eben mal gar nicht oder total verspätet kommt. Gerade aus diesem Grund stellt der Bau eines Lehrerhauses in Chiransa eines der nächsten Projekte dar, sobald wieder genug Geld zur Verfügung steht.
Eine weitere Sache, die in Österreich absolut unvorstellbar ist: Im gesamten Dorf gibt es nur 2 Brunnen. Also wirklich nur 2 Möglichkeiten um an Wasser zu kommen. Der eine Brunnen besteht schon recht lange und wird durch das Projekt nun durch Strom betrieben, während der Brunnen bei der Schule ganz auf das Adumasa Link Projekt zurückzuführen ist.  
Schule ist hier, wie in fast allen öffentlichen Schulen, wirklich absolut einfach gehalten, zwar hat jeder Schüler für jedes Fach ein eigenes Heft, aber Bücher gibt es nahezu keine. Meist hat der Lehrer eines für sich und die Kinder sind froh, wenn sie einen Bleistift haben. Der totale Luxus ist dann schon ein Radiergummi und vielleicht sogar ein paar Buntstifte, schön verpackt im Plastiksackerl oder einem Teekarton.
Obwohl Bedaase und Chiransa genauso Teil des Adumasa Link Projekts sind, werden wir aufgrund der schweren Erreichbarkeit leider nicht oft dort sein können. Obwohl es hier viel ruhiger zugeht, liegt die Schule von Adumasa für uns eben doch nur einen Katzensprung entfernt.
Am Heimweg sammelten wir Mr. Moses dann noch in Bedaase ein und nicht nur ihn. Zwei Leute erhofften sich in uns eine Mitfahrgelegenheit, sodass wir uns die Rückbank kurzzeitig zu viert teilten. Mhm, ihr könnt euch das Maß an Körperkontakt und Schweiß sicher vorstellen, aber alle sind eben sooo freundlich... That's the ghanaian way of life!


Mira

Sonntag, 5. November 2017

Unsere erste Woche in Ghana

Sonntag, der 29.10.:

8 Uhr Kirchenbeginn, zumindest sind wir um 8 Uhr da gewesen.... Schlussendlich begann der Gottesdienst um 9 Uhr und ging bis fast 13 Uhr. Es war ziemlich lang, aber dafür haben wir viel Neues gesehen, wie zum Beispiel, dass in Ghana in der Kirche getanzt und gesungen wird und die Predigt hört sich an wie 30 minütiges Gebrüll. Ziemlich witzig und komplett anders, nur ist dieser Gottesdienst auf Twi (die Landsprache der Asanti) und wir verstehen halt gar nichts. Nach einem kurzen Kennenlernen gingen wir geschwind nach Hause und verdauten das Erlebnis dort.

Montag:

Erster Tag in der Schule in der Primary School of Adumasa! Wir durften zu Ms. Adwoa, der strengen Lehrerin der 3AB und ihren 69 SchülerInnen. Dort schauten wir uns den Unterricht an und durften Aufgaben korrigieren. Sie hatten die Fächer Mathe, Englisch, Science und Twi und zusätzlich zudem haben die Kinder in verschiedenen Schulstufen noch IRM (Religion und Ethik), ICT (Informatik) und Citizenship Education (In diesem Fach lernen sie Verantwortung zu übernehmen, richtiger Umgang mit verschieden Leuten und auf sich selbst zu achten. Ziemlich cool wenn man beachtet, dass diese Kinder das so früh lernen.) Nach der Schule sind wir nach Kumasi gefahren um einzukaufen  und unsere neuen Sim-Karten zu holen. Bei beiden Erledigungen begleitete uns Emmanuel, ein fast 20 Jähriger der bei Mister Fei und seiner Frau lebt. In welcher Beziehung er zu ihnen steht ist uns noch nicht klar, aber er ist ein ziemlich cooler Typ und wir wären ohne ihn doppelt so lang unterwegs gewesen.



Dienstag:

Am zweiten Tag in der Schule durfte ich schon überraschenderweise in der 4B unterrichten, während Mira in der 1. Klasse rumhockte. Die rund 35 Kinder waren am Anfang sehr laut und aufgeregt, dass ein Obroni, also ein Weißer, in ihrer Klasse war und fragten mich schon alles Mögliche. Nach 10 Minuten brachte ich sie zur Ruhe. Wäre natürlich einfacher gewesen wenn die Lehrerin in der Klasse geblieben wäre, aber anscheinend hatte sie Wichtigeres zu tun.
Als Erstes stellte ich mich vor und versuchte zu erklären wo ich eigentlich herkomme. Das erwies sich jedoch als ziemlich schwierig, als ich in verdutzte Augen schaute und mir klar wurde, dass ich viel zu schnell redete und das Englisch der Kinder nicht so gut ist wie mein Deutsch als ich in ihrem Alter war. Na gut, also alles von vorne: Mal erklären was Himmelsrichtungen, Kontinente, Länder und Städte sind, dann erklären wo ich wohne und dann am Schluss wie man alles ausspricht. Irgendwann kam dann doch Mira dazu, wir hielten die Stunde gemeinsam und hatten extrem viel Spaß mit den Kindern, wie auch umgekehrt. Von 12:15 bis 13:15 gab es Mittagessen und Mira und ich gingen nach Hause und schonten unsere Ohren. Erneut in der Schule brach das pure Chaos aus... Die Lehrer der 4A und B gingen nach Hause und der Kindergarten hatte Schluss und auf einmal hatten wir 100 Kinder, die schrien und umher sprangen wie die Wilden. Also teilten wir uns auf und versuchten noch einen halbwegs guten Unterricht zu machen, aber es kamen immer mehr Kinder  und wir verloren komplett die Kontrolle. Ein Kind ging sogar zu Mira und sagte "Use the cane, Madame", damit sie gewaltsam für Ruhe sorgen würde. Natürlich weigerte sich Mira jedoch das blöde Ding auch nur anzurühren. Leider sehen das die Lehrer nicht so, aber da werden wir noch mit dem Direktor und Mr. Fei reden.

Meine Kids :)

Mittwoch und Donnerstag:

An diesen beiden Tagen waren wir in der Schulbücherei und machten dort mit den SchülerInnen Leseübungen und Spiele. Zwischendrin sortierten wir die Bücher und putzen alles. Sonst war eigentlich nicht viel los und wir entspannten unsere Nerven bei gemütlichen Nachmittagen mit Karten spielen.

Freitag:

Freitags ist in der Schule schon Wochenendstimmung, woraufhin wir bei unsere Büchern  und Spielen blieben. Außerdem hatten wir  ein kleines Wasserproblem, sodass Mr. Fei kam und die Sache regelte. Am Nachmittag waren wir zum ersten Mal alleine einkaufen bei uns im Nachbardorf und ja, es ist eine große Sache! Es fühlt sich noch etwas unangenehm an, als einzige Weiße herum zu gehen, aber die Leute waren sehr nett zu uns und wir haben sicher an die 100 Leute gegrüßt nur um ein paar Tomaten zu besorgen. Das mit den Aliens ist nicht übertrieben, man bekommt genau die gleiche Aufmerksamkeit.

Samstag:

Das Highlight dieses Tages war das Manhyia Palace Museum in Kumasi! Hier geht es um die Geschichte des Asanti Kingdom, das bis heute noch Bestand hat und eigentlich noch ziemlich großes Ansehen genießt. Wir lernten sehr viel über die Kultur der größten Bevölkerungsgruppe Ghanas, deren Sitten und Bräuche. Sehr Interessant!


Sonntag:

Church Service! Again! ON TWI! AGAIN!
Und das 5h lang! Aber es war wunderschön, um nicht fantastisch zu sagen. Wir feierten Harvest in Kumasi auf der Baustelle einer neuen Kirche der Presbyterian Church of Ghana mit rund 700 Leuten. Es war laut, bunt und sehr aufregend. Halleluja! Das hättet ihr sehen sollen, ob Christ oder nicht. Die Musik bestand aus einem Kirchenchor und einer Art Jazzband. Jeder hat getanzt (sogar Mira hat das Tanzbein geschwungen), während ich mich den alten Männern anschloss und nur klatschte. Wir schüttelten wieder viele Hände und mussten uns Predigten auf Twi anhören. Amen!

Emmanuel und Mira am Dach der neuen Kirche

So das Leben in Ghana allgemein:

Mira und ich wohnen in einem echt großen Haus zu zweit und wir lassen es uns echt gut gehen. Wir müssen uns noch etwas an die typische Einstellung gewöhnen (Take it easy), deshalb "chillen" wir noch hauptsächlich. Was Mira und ich so mitbekommen ist, dass die Menschen kaum Alkohol (zumindest sichtbar) trinken und wirklich niemand raucht. Ich habe bis jetzt keine einzige Tabak Trafik gefunden, habe aber auch nicht danach gesucht :P  Nächste Woche werden wir wahrscheinlich zum ersten Mal TroTro fahren, ein Sammeltaxi/Bus/Viehtransporter mit einer ungewissen Anzahl an Plätzen für Lebewesen. Aber wird schon hinhauen, außer vielleicht, dass ich noch eine Krise bekomme, da ich an Fleischmangel leide. Fisch ist doch kein Fleisch und Pakete mit Kaminwurzen und Speck sind herzlich willkommen!


Jan