Montag, 25. Dezember 2017

Merry Christmas!

MERRY CHRISTMAS!



Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Während ihr daheim wahrscheinlich klassisch europäisch Weihnachten gefeiert habt, war es bei uns ein bisschen anders bzw. einfach sehr unweihnachtlich! Zum Einen existiert in Ghana überhaupt nicht dieser Weihnachts-Wahn, der in Europa schon im Oktober für weihnachtliche Dekorationen, Straßenbeleuchtungen, Beschallung oder Konsumgüter sorgt. Hier werden ab dem 22. Dezember auf der Straße rote Weihnachtsmann-Mützen verkauft und ein paar Häuser mit grün-roten Stoffbahnen geschmückt. Das ist alles! Und zum Anderen wird es auch generell nicht so stark zelebriert. Für die Kinder gibt es maximal kleine Geschenke und das Essen unterscheidet sich an Aufwändigkeit oder Ausmaß nicht von anderen Tagen. Das Hauptaugenmerk liegt eigentlich am gemeinsamen Kirchenbesuchen, das dauert dann eh meist über 4 Stunden...
Da unsere Motivation jedoch dafür nicht gerade hoch war, machten wir uns einen gemütlichen Sonntag daheim. Wobei wir uns eigentlich sowieso nicht richtig vor dem Gottesdienst drücken konnten, denn ab 05:30 Uhr in der Früh wurden wir den ganzen Tag von den Lautsprechern der Kirchen rund um uns beschallt. Tja, das war schon mal nicht sehr besinnlich und die 25-30 °C machten den Tag nicht unbedingt weihnachtlicher.
Das Einzige, das unseren Sonntag also an Weihnachten denken ließ, war ein gutes Essen. Zwar war es weder Truthahn, noch Raclette oder ein saftiger Braten mit Vor- und Nachspeise, aber wir genossen es: Bratkartoffeln mit Spiegelei und Speck! Die Kartoffeln dafür stammten teuer importiert aus Europa, der Speck aus unserem letzten Fress-Paket, nur die Eier waren 100% ghanaische Käfighaltung. Manchmal ist so ein typisches Hüttenessen abseits von Reis und Yam schon echt ein Hit! Abgerundet von Oma's Lebkuchen fanden wir es höchst passend für diesen schrägen Tag, von dem der Rest der Welt behauptet, es wäre Weihnachten...
Den weihnachtlichen Kirchenbesuch holten wir übrigens am Montagmorgen nach, und natürlich war er auf Twi! Während der Predigt zum Thema "Peace" warf der Prediger dann aber immer wieder englische Begriffe ein, sodass wir ein paar Brocken verstanden. Es handelte hauptsächlich von der Wichtigkeit, Friede mit sich und Gott zu schließen. Daneben sprach der Pfarrer dann immer über "Karies". Jan und ich schmunzelten. Sagte er gerade schon wieder Karies? Was ist denn bitte der "Karies of Peace"? Wir lachten nur so in uns hinein, während der Pfarrer weiter über Karies schwafelte. Als er dann den "Karies of Peace" in Zusammenhang mit "carry peace to the world" setzte, fiel uns endlich der Groschen. Der Friede litt nicht unter kariesbedingten Zahnschmerzen, sondern die "carriers of peace" sollten Friede bringen. Ah, so war das also... Nicht nur Twi, auch das Englisch ist teils echt schwer zu verstehen!

Eine weiteren Einblick in unsere letzten 3 Wochen und somit ins ghanaische Leben will ich euch in Bezug auf die Post geben. Diese liefert in Ghana nämlich nicht alles nach Hause, sondern wenn man Briefe bekommen möchte, muss man eine Post-Box bei der Hauptpost mieten. Das liegt zum einen daran, dass keine wirklichen Wohnadressen existieren und zum anderen, dass eine Zustellung bei dem Zustand mancher Straßen schlichtweg fast unmöglich ist. Damit wir ein Paket aus Österreich bekommen können, war also Mr. Fei so nett, uns seine Post-Box zur Verfügung zu stellen. Pakete haben da aber natürlich nicht Platz, darum kriegt man nur einen Schein, mithilfe dessen man es im Parcel-Office abholen kann. Soweit so einfach, dachten wir uns... Mit dem Zettel ausgerüstet standen wir dann also dort und wollten nur eben schnell das Paket mit Fressalien aus Österreich abholen. Doch ganz so einfach geht das nicht! Zuerst gibt es da nämlich eine Ausweis-Kontrolle. Uff, Reisepass hatte ich zum Glück dabei, also raus damit und dem Beamten gegeben. Der konnte den Reisepass aber nicht einordnen, sodass er nach langem Herumblättern schließlich einfach die Passnummer aufschrieb und fragte woher wir denn kämen. Nachdem ich an vier Stellen unterschrieben hatte und noch zwei Mal meine Telefonnummer hinterlassen hatte, mussten wir 7 Cedi Aufbewahrungsgebühr zahlen und bekamen Rückgeld und Rechnung. Nach diesem bürokratischen Schritt machte sich dann endlich jemand auf die Suche nach dem Paket und fand es nach einiger Zeit sogar! Halleluja! Doch wir freuten uns zu früh... Der fast wichtigste Schritt kam nämlich erst, die Zoll-Kontrolle! Also watschelten wir zu den Beamten vom Zoll und zeigten unsere Papiere her. Die Dame beäugte diese länger und drückte mir dann ein Messer in die Hand. Was sollte ich denn damit? "Please open it for me" - aha. Wir öffneten also brav die Verpackung und ließen sie einen Blick hineinwerfen. Damit war die gute Dame aber noch nicht zufrieden, wir mussten den gesamten Inhalt auspacken und vor ihr ausbreiten. Schließlich lag von Kaminwurzen bis zu Müsliriegel alles vor der Beamtin und sie wusste nicht so recht, was sie damit anfangen sollte. Fragend deutete sie auf alle Dinge und ließ sich erklären, dass dies Puddingpulver, dies Schüttelbrot "very dry austrian bread", und das ein "good smelling pillow" (ein Zirbenpolster als Geschenk für Fei) sei. Da sie bei all den abstrusen Dingen einfach nicht wusste, ob ein Zoll nötig gewesen wäre, ließ sie uns irgendwann alles wieder einpacken und wir konnten endlich abhauen! Mit den Weihnachtskekse, eine Woche später, war es das gleiche Prozedere. Diese komischen Österreicher... :)



In der letzten Zeit besuchten uns am Nachmittag jetzt auch immer ein paar Kids aus der Primary School und unserer Nachbarschaft. Dabei verwandelte sich unser Garten in ein Fußballfeld und auf unserer Terrasse wurde fleißig gemalt und gebastelt. Inzwischen stapeln sich da schon die selbstgemalten Ghana- und Österreich-Flaggen bei uns!
Das pausiert jetzt aber vorläufig, denn morgen packen wir unsere Rucksäcke und starten in Richtung Cape Coast, um Silvester dort zu verbringen. Das nächste Mal wird euch Jan da sicher ausführlich von unserer Reise berichten!


Mira

Montag, 4. Dezember 2017

30° und Schnupfen

Da alle guten Dinge drei sind, waren wir am Montag im dritten Dorf des Adumasa Link Projects: Chiransa. Die Schule ist noch kleiner als die in Bedaase und hat noch weniger Kinder pro Klasse. Wir durften diesmal bei einer Informatikstunde in der 4. Klasse Primary School teilnehmen. Erschreckenderweise hatten sie nur einen Laptop für die ganze Schule und dementsprechend schaute der Unterricht also aus. Der Lehrer, mit gebrochenem Englisch, versuchte die Computermaus und deren Funktion zu erklären. Ich weiß bis heute nicht ob die Kinder verstanden haben, dass die Maus den Pointer auf den Bildschirm bewegt, aber dafür haben sie brav den englischen Satz nachgesagt. Später an diesem Tag kamen eine Lehrerveinigung und hohe Tiere vom Bildungsministerium, die natürlich eine Konferenz mit den Lehrern während der Unterrichtszeit abhalten mussten.




 Na gut, was machen die 2 Weißen, die weder bei der Konferenz auf Twi dabei sein können, noch Unterricht mit 150 Kindern abhalten können? Ich versuchte mich als Fußballer und spielte in der sengenden Mittagszeit mit circa 60 Kindern. Also, ehrlich gesagt, spielen war das nicht, aber ich lief mit dem Ball von Tor zu Tor und die Kinder liefen kreischend hinterher. Und ich sag's euch: Afrikanische Kinder sind schnell. Sehr schnell! Ich finde, dass ich wirklich nicht langsam bin und schon gar nicht im Vergleich zu 12-jährigen Kids, aber verdammt sind sie schnell. Sobald sie mir den Ball abgenommen hatten, sah ich nur eine Staubwolke und hinter ihr einen laufender Junge, der fast auf der anderen Seite des Spielfeldes war. Nachdem ich mich jedenfalls schweißgebadet wieder in die Schule verkrochen hatte, trank ich 1 Liter Wasser auf Ex und es ging mir schon wieder etwas besser. Mira spielte inzwischen mit den restlichen Kids Seilspringen, was irgendwie auch chaotisch aussah, aber funktionierte. Bis die Fußballer kamen. Die restliche Zeit spielten wir hauptsächlich irgendetwas, bis Mr. Fei uns abholte und wir wieder nach Hause fuhren. Ich liebe diese Kids! 



Dienstag und Mittwoch waren wir in der Schule und am Donnerstag wieder im Cultural Center in Bantama/Kumasi. Ich unterrichtete wieder Mathe, Mira Englisch und wir stellten unsere Batik-Tücher fertig (find ich ziemlich gut für den ersten Versuch).

Links: Meins
Rechts: Miras

Freitag waren wir auf dem Begräbnis der Königin des Asanti-Kingdoms. Die ist letztes Jahr verstorben und dieses Begräbnis geht zwei Wochen lang, also ein ziemlich großes Ding hier und dementsprechend waren viele Leute da. Wir gingen rein und viele Augenpaare waren auf und gerichtet, sofort sagte ein Mann zu uns das wir auf unsere Taschen aufpassen sollen.... Super auf diese Idee wäre ich nicht gekommen... Ich weiß er meinte es gut, aber einige Kinder liefen uns schweigend hinterher, mit dem Blick auf unsere Taschen und warteten nur darauf, dass wir unachtsam waren. Abgesehen davon war's laut und stank, aber auch interessant. Die Tänzer, die an diesem Tag, die Rituale abhielten, hatten weißes Mehl im Gesicht und trugen einzelne Eier in einer großen Schüssel herum. Wir können uns zwar keinen Reim darauf machen, aber das nächstes Mal nehmen wir einen Freund mit, der kann uns dann das alles erklären was da abgeht, da das ganze Zeug als Außenstehender ziemlich komisch aussah. Außerdem steht bei dem Begräbnis jeden Tag etwas anderes auf dem Programm, also Kultur pur. Aber mir war das zuviel, ich bin eh schon krank (ja, ich habe es geschafft mir eine Erkältung zu holen).  Also gingen wir und hatten nur noch ein kurzes Gespräch mit einem Hüttenältesten mit einer Schrotflinte, die er mir dann andrehen wollte. Als er sagte, dass ich Mira bei ihm lassen und gehen sollte, bat ich doch um die Waffe und dann sollte er nochmals drum bitten. Nach kurzem Gelächter und Handschlägen, versprachen wir ihm, dass wir noch einmal kommen und er mir Schießunterricht geben könne. So aufregend wie das Begräbnis auch war, ich fand den Weg dorthin und auch zurück noch interessanter. Wir sind nämlich durch einem kleinen Teil des größten Marktes von Westafrika hindurchgegangen und der ist ganz und gar nicht klein! Es gab dort alles auf den Straßen und die Menschen riefen und handelten. Es war atemberaubend. Wir werden mal einen ganzen Tag dort verbringen, aber trotzdem werden wir immer noch nicht alles sehen.


Momentan schreibe ich diesen Blogeintrag neben den Vorbereitungen einer Hochzeit in unseren Garten. Ja ein Freund von Mr. Fei heiratet heute, der bot unseren Garten an. Kein Stress, vielleicht kann ich etwas Kuchen oder so abgreifen. JEDENFALLS IST ES ZIEMLICH LAUT DA DIE BOXEN 2,5 METER HOCH SIND. ABER HE, PARTY HARD!
So ich wünsch euch eine schöne Woche und eine glückliche Vorweihnachtszeit. Mira und ich merken noch nichts davon.

Jan 




 PS.: Wir schreiben nicht mehr regelmäßig neue Einträge, da wir doch nicht jeden Tag etwas Großartiges erleben. Aber ihr hört dieses Jahr noch von uns!