Samstag, 28. Oktober 2017

Finally in Ghana

Puh, jetzt ist es also wirklich soweit: Wir sind in Ghana! Was vor circa einem Jahr noch ein unwirkliches Hirngespinst war, ist jetzt wirklichste Wirklichkeit... Zuallererst, wir sind gut angekommen, haben uns auch schon ein bisschen eingewöhnt und lauter Leute um uns, die sich um uns kümmern :) Seit heute haben wir via Laptop beschränkt auch Zugang zum Internet, aber fangen wir mal von ganz von vorne an:

Mittwoch, 01:20: Vom Abschiedsmarathon der letzten Wochen und dem Koffer packen waren wir ziemlich geschafft, als uns nach nur 2h dösen das Flughafentaxi in Igls abholte. Auf der Fahrt nach München taute unser anfänglich unwirscher Fahrer mit der Zeit doch etwas auf und suchte in uns pünktlichen Fahrgästen Verbündete gegen einen Fahrgast, der für Verspätung sorgte. Da durften wir dann sogar durch einen Griffs in die Zuckerldose uns die Wartezeit versüßen. Ab da gings geschwind durchs nächtliche Tirol, jedoch nicht gerade dezent beschallt durch Radio Tirol. Zu den absoluten Hits um diese Unzeit gehörten "Wahnsinn" ("Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle") oder "Dieser Weg"("Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer") - zum Glück sind wir nicht abergläubig :) Von Schlaf war damit allerdings nur zu träumen...
Nach einem frühen Frühstück am Münchner Flughafen startete unser Flieger dann pünktlich um 06:35 um 1:20h später in Brüssel zu landen. Die Wartezeit dort war auch schnell um und so saßen wir um 10:25, bereit zum Abheben, im Flugzeug nach Accra - soweit so gut.
Schlussendlich dauerte dies aber dann doch noch 1,5 h länger, denn zuerst musste noch Fracht eingeladen werden und dann brauchte ein Fluggast medizinische Hilfe. Diese war rasch zur Stelle und brachte ihn aus dem Flieger, jedoch musste dann noch sein Gepäck gefunden werden. Und ja, in einem fast vollem Airbus A330 kann so ein Unterfangen länger dauern.


Eine abschreckende Mahlzeit später und 1 h im Verzug standen wir dann aber endlich auf ghanaischem Boden! Impfpass- und Passkontrolle waren sofort erledigt, nur unser - im Speziellen Jans - Gepäck ließ auf sich warten. War es wohl noch in Brüssel? Ist dort der falsche Koffer ausgeladen worden? Wurde es vom Zoll beschlagnahmt? Oder einfach geklaut? Nein, irgendwann war es dann doch da!
Mit Sack und Pack ausgerüstet (also jeder Koffer bzw. Reisetasche, großem Rucksack und Handgepäck) fanden wir auf Anhieb sowohl Ausgang, als auch ein Schild mit unseren Namen. Der dazugehörige Afrikaner, unser Abholkommando, stellte sich sogleich vor, nachdem sein Name aber wie "Tse-Tse" klang, war er für uns der Einfachkeit halber nur "Mr. T". Mr. T war definitiv unser Retter, denn er lotste uns im Taxi durch Accra, das uns nur Mund und Augen offen stehen ließ. Die Straßen waren komplett verstopft voller hupender Autos, die kreuz und quer sämtliche Verkehrsregeln missachteten. Dazwischen balancierten Frauen riesige Schüsseln mit Früchten oder Getränken und tausende Leute marschierten ohne Eile durch das Chaos. Überall dröhnten Motoren, Lautsprecher plärrten und Menschen plapperten. Unser Ziel war ein Busbahnhof für sogenannte VIP-Busse, uralte Busse für Überlandfahrten mit sehr bequemen Sitzen und einer Klimaanlage Marke Tiefkühltruhe. Während wir nur völlig überfordert neben einem Bus auf unser Gepäck aufpassten, checkte Mr. T den richtigen Bus, kaufte Tickets und sorgte dafür, dass unser neugierig beobachtetes Zeug gut verstaut wurde. Auch hier herrschte ein funktionierendes Chaos, riesige Busse parkten auf minimalster Fläche ein und aus, während hunderte Autos und Menschen dazwischen herumwuselten. Lärm, Gestank, Leute und 2 Außerirdische, also wir.
Mittlerweile war es auch schon dunkel, als wir dann um 18:30, völlig geflasht, auf die fast sechsstündige Fahrt starteten.
Gleich zu Beginn machten wir hier die Entdeckung, dass Englisch doch eben nur formal die Landessprache ist. Im Bus lief nämlich in ohrenbetäubender Lautstärke ein Radiosender, der keine Musik spielte, sondern nur ein oder zwei Moderatoren in einer unverständlichen afrikanischer Sprache dahinplapperten. Tja, da ist Radio Tirol wohl heilig... Nach dem wir uns so aus Accra mit durchschnittlich 10 km/h rausgestaut hatten, verstummte das Radio glücklicherweise, damit der Fernseher eingeschaltet werden konnte. Die restliche Fahrt liefen in der selben, unerträglichen Lautstärke irgendwelche ghanaischen Soaps mit rätselhaftem Inhalt und an manchen Stellen lachte der ganze Bus. Ja, es wurde immer besser...
Irgendwann war die Höllenfahrt dann aber doch zu Ende und wir kletterten in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, aus dem Bus. Die restliche halbe Stunde Fahrt im etwas altem Pickup von Fei, dem Leiter des Adumasa Link Projekts, konnten wir die Augen kaum mehr aufhalten. Folglich fielen wir auch sofort nach unserer Ankunft im Gästehaus in Adumasa um etwa 02:00 Uhr Ortszeit sofort in unsere Betten. Die insgesamt 27 h Anreise hatten es schließlich doch ziemlich in sich...

Donnerstag: Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht waren wir schon um 08:00 Uhr auf den Beinen und fingen an unsere Taschen auszupacken und es uns gemütlich zu machen. Da das Gästehaus eigentlich ja Platz für 7-8 Gäste bietet und ohne uns aber derzeit niemand dort wohnt, mussten wir uns zuerst für ein Zimmer entscheiden. 


Netterweise hatte Fei schon einige Lebensmittel und genug Wasser für uns eingekauft, sodass auch einem Frühstück nichts im Weg stand.
Um circa 10 Uhr kam Fei dann wieder zu uns und erzählte uns eine ganze Menge über sich, das Projekt und die Möglichkeiten, wie wir uns dort einbringen können. Anschließend drehten wir in seinem Pickup eine Runde durchs Dorf und zur Schule, um uns speziell bei den Lehrern und dem Direktor der Primary School kurz vorzustellen. Egal ob klein oder groß, von allen Kids wurden wir höchst interessiert beäugt und von allen Lehrern herzlich begrüßt, als wir in den jeweiligen Unterricht platzten.
Unser nächstes Ziel an diesem aufregenden ersten Tag war Kumasi, um in der Stadt Geld zu wechseln und uns Handy-Wertkarten zu besorgen. Und wow, in Kumasi geht es kein bisschen weniger zu als in der Hauptstadt Accra! Dagegen ist Innsbruck ja so langweilig, alles läuft so strukturiert ab.
Mit Prince (sein ganzer Name ist Prince Abraham Appiah-Fei) an unserer Seite waren unsere Erledigungen zum Glück ein Klacks und sogleich ging der Vorstellungsmarathon weiter. Im Laufe des Nachmittags stellten wir uns sowohl bei sämtlichen Mitgliedern des Kirchenrates  der Ramseyer Church in Kumasi vor (diese unterstützt das Projekt), als auch beim Direktor des Cultural Center. Dort können wir vielleicht selbst Kurse, wie beispielsweise Weben, Batiken oder Töpfern, belegen.
Völlig erschöpft kamen wir dann erst um 19:00 wieder heim und während draußen noch Musik, Fernseher und Verkehr dröhnten, fielen wir ins Bett.

Mira





P.S.: Auch ein Lebenszeichen von mir (Jan):

Wie es jetzt ausschaut werden wir 1x pro Woche ein Blogeintrag posten und zwar abwechselnd. Natürlich reden wir uns ab was wir schreiben, aber da sonst Diskussionen entstehen wer was schreibt machen wir es so.
Außerdem tun wir mehr Fotos rein, aber da wir jetzt nur limitiertes Internet (200Mb!) haben, sind es nur zwei und ab Montag haben wir dann auch Wifi. 

Sonntag, 8. Oktober 2017

Reisevorbereitungen

Hallo liebe Blog-Leser!

Wir, das sind Mira (18) und Jan (20), haben uns entschieden ab Oktober 2017 für 6 Monate ein Volontariat im Adumasa Link Project in Ghana zu machen. 
Letztes Schuljahr haben wir beide unsere Matura gemacht und Jan hat jetzt auch schon seinen Zivildienst hinter sich. Für uns beide war klar, dass wir nach der Matura nicht sofort studieren, sondern etwas von der Welt sehen wollen. Anstatt nur zu reisen war uns wichtig, uns gleichzeitig auch freiwillig zu engagieren. Also haben wir uns schon letzten Herbst auf die Suche nach einem passenden Projekt begeben und sind dabei auf die Partnerschaft der evangelischen Kirche in Österreich und der Presbyterianischen Kirche in Ghana gestoßen. Diese ist für das Adumasa Link Projekt, ein Kindergarten- und Schulprojekt, zuständig. Das Projekt versorgt die drei Dörfer Adumasa, Bedaase und Chiransa mit drei Dingen: Wasser, Sanitäranlagen und Bildung. Begonnen hat es mit Brunnen graben und dem Bau von Sanitäranlagen, dann wurden Schulklassen errichtet. Jetzt gibt es drei Kindergärten mit mehreren Klassen, drei Volksschulen, eine Mittelschule, zwei Computerklassen und ein Gästehaus, in dem wir wohnen werden. Wir werden überall eingesetzt, wo man uns braucht und werden versuchen an so vielen Ecken wie möglich zu helfen. Einerseits arbeiten wir wahrscheinlich in der Schule, im Büro oder spielen mit den Kindern.

Derzeit stecken wir noch mitten in den Reisevorbereitungen, denn in weniger als 3 Wochen, am 25. Oktober, geht es los! Visum, Impfungen und Flüge haben wir zum Glück schon sehr früh erledigt, sodass im Großen und Ganzen unserer Abreise eigentlich nichts mehr im Weg steht. Jetzt müssen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten besorgen, wie zum Beispiel Sonnenhüte, Mückenspray und die richtigen Medikamente, sodass wir zwei Tiroler doch noch in Ghana ohne unsere Berge überleben können.

Am nächsten Sonntag dürfen wir in unserer Pfarrgemeinde, der Auferstehungskirche Innsbruck, dann noch kurz das Projekt vorstellen und bekommen einen Segen für unsere Reise. Wir freuen uns sehr, dass Seth, der ghanaische Pfarrer, der derzeit in Österreich ist, auch dabei sein wird. Weiters versuchen wir unsere Freunde und Familien sooft wie möglich zu sehen und uns zu verabschieden. Wir wandeln also von Familienessen zu Partys und haben eigentlichen fast keine Zeit um zu realisieren, dass es bald losgeht... richtiger Freizeitstress eben! :)