Puh, jetzt ist es also wirklich soweit: Wir sind in Ghana! Was
vor circa einem Jahr noch ein unwirkliches Hirngespinst war, ist jetzt
wirklichste Wirklichkeit... Zuallererst, wir sind gut angekommen, haben uns
auch schon ein bisschen eingewöhnt und lauter Leute um uns, die sich um uns
kümmern :) Seit heute haben wir via Laptop beschränkt auch Zugang zum Internet,
aber fangen wir mal von ganz von vorne an:
Mittwoch, 01:20: Vom Abschiedsmarathon der letzten Wochen
und dem Koffer packen waren wir ziemlich geschafft, als uns nach nur 2h dösen
das Flughafentaxi in Igls abholte. Auf der Fahrt nach München taute unser
anfänglich unwirscher Fahrer mit der Zeit doch etwas auf und suchte in uns
pünktlichen Fahrgästen Verbündete gegen einen Fahrgast, der für Verspätung
sorgte. Da durften wir dann sogar durch einen Griffs in die Zuckerldose uns die
Wartezeit versüßen. Ab da gings geschwind durchs nächtliche Tirol, jedoch nicht
gerade dezent beschallt durch Radio Tirol. Zu den absoluten Hits um diese
Unzeit gehörten "Wahnsinn" ("Wahnsinn, warum schickst du mich in
die Hölle") oder "Dieser Weg"("Dieser Weg wird kein
leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer") - zum Glück sind wir
nicht abergläubig :) Von Schlaf war damit allerdings nur zu träumen...
Nach einem frühen Frühstück am Münchner Flughafen startete
unser Flieger dann pünktlich um 06:35 um 1:20h später in Brüssel zu landen. Die
Wartezeit dort war auch schnell um und so saßen wir um 10:25, bereit zum
Abheben, im Flugzeug nach Accra - soweit so gut.
Schlussendlich dauerte dies aber dann doch noch 1,5 h
länger, denn zuerst musste noch Fracht eingeladen werden und dann brauchte ein
Fluggast medizinische Hilfe. Diese war rasch zur Stelle und brachte ihn aus dem
Flieger, jedoch musste dann noch sein Gepäck gefunden werden. Und ja, in einem
fast vollem Airbus A330 kann so ein Unterfangen länger dauern.
Eine abschreckende Mahlzeit später und 1 h im Verzug standen
wir dann aber endlich auf ghanaischem Boden! Impfpass- und Passkontrolle waren
sofort erledigt, nur unser - im Speziellen Jans - Gepäck ließ auf sich warten.
War es wohl noch in Brüssel? Ist dort der falsche Koffer ausgeladen worden?
Wurde es vom Zoll beschlagnahmt? Oder einfach geklaut? Nein, irgendwann war es
dann doch da!
Mit Sack und Pack ausgerüstet (also jeder Koffer bzw.
Reisetasche, großem Rucksack und Handgepäck) fanden wir auf Anhieb sowohl
Ausgang, als auch ein Schild mit unseren Namen. Der dazugehörige Afrikaner,
unser Abholkommando, stellte sich sogleich vor, nachdem sein Name aber wie
"Tse-Tse" klang, war er für uns der Einfachkeit halber nur "Mr.
T". Mr. T war definitiv unser Retter, denn er lotste uns im Taxi durch
Accra, das uns nur Mund und Augen offen stehen ließ. Die Straßen waren komplett
verstopft voller hupender Autos, die kreuz und quer sämtliche Verkehrsregeln
missachteten. Dazwischen balancierten Frauen riesige Schüsseln mit Früchten
oder Getränken und tausende Leute marschierten ohne Eile durch das Chaos. Überall
dröhnten Motoren, Lautsprecher plärrten und Menschen plapperten. Unser Ziel war
ein Busbahnhof für sogenannte VIP-Busse, uralte Busse für Überlandfahrten mit
sehr bequemen Sitzen und einer Klimaanlage Marke Tiefkühltruhe. Während wir nur
völlig überfordert neben einem Bus auf unser Gepäck aufpassten, checkte Mr. T
den richtigen Bus, kaufte Tickets und sorgte dafür, dass unser neugierig
beobachtetes Zeug gut verstaut wurde. Auch hier herrschte ein funktionierendes
Chaos, riesige Busse parkten auf minimalster Fläche ein und aus, während
hunderte Autos und Menschen dazwischen herumwuselten. Lärm, Gestank, Leute und
2 Außerirdische, also wir.
Mittlerweile war es auch schon dunkel, als wir dann um
18:30, völlig geflasht, auf die fast sechsstündige Fahrt starteten.
Gleich zu Beginn machten wir hier die Entdeckung, dass
Englisch doch eben nur formal die Landessprache ist. Im Bus lief nämlich in
ohrenbetäubender Lautstärke ein Radiosender, der keine Musik spielte, sondern
nur ein oder zwei Moderatoren in einer unverständlichen afrikanischer Sprache
dahinplapperten. Tja, da ist Radio Tirol wohl heilig... Nach dem wir uns so aus
Accra mit durchschnittlich 10 km/h rausgestaut hatten, verstummte das Radio
glücklicherweise, damit der Fernseher eingeschaltet werden konnte. Die
restliche Fahrt liefen in der selben, unerträglichen Lautstärke irgendwelche
ghanaischen Soaps mit rätselhaftem Inhalt und an manchen Stellen lachte der
ganze Bus. Ja, es wurde immer besser...
Irgendwann war die Höllenfahrt dann aber doch zu Ende und
wir kletterten in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, aus dem Bus. Die
restliche halbe Stunde Fahrt im etwas altem Pickup von Fei, dem Leiter des
Adumasa Link Projekts, konnten wir die Augen kaum mehr aufhalten. Folglich
fielen wir auch sofort nach unserer Ankunft im Gästehaus in Adumasa um etwa
02:00 Uhr Ortszeit sofort in unsere Betten. Die insgesamt 27 h Anreise hatten
es schließlich doch ziemlich in sich...
Donnerstag: Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht waren wir
schon um 08:00 Uhr auf den Beinen und fingen an unsere Taschen auszupacken und
es uns gemütlich zu machen. Da das Gästehaus eigentlich ja Platz für 7-8 Gäste
bietet und ohne uns aber derzeit niemand dort wohnt, mussten wir uns zuerst für
ein Zimmer entscheiden.
Netterweise hatte Fei schon einige Lebensmittel und
genug Wasser für uns eingekauft, sodass auch einem Frühstück nichts im Weg
stand.
Um circa 10 Uhr kam Fei dann wieder zu uns und erzählte uns
eine ganze Menge über sich, das Projekt und die Möglichkeiten, wie wir uns dort
einbringen können. Anschließend drehten wir in seinem Pickup eine Runde durchs
Dorf und zur Schule, um uns speziell bei den Lehrern und dem Direktor der
Primary School kurz vorzustellen. Egal ob klein oder groß, von allen Kids
wurden wir höchst interessiert beäugt und von allen Lehrern herzlich begrüßt,
als wir in den jeweiligen Unterricht platzten.
Unser nächstes Ziel an diesem aufregenden ersten Tag war
Kumasi, um in der Stadt Geld zu wechseln und uns Handy-Wertkarten zu besorgen.
Und wow, in Kumasi geht es kein bisschen weniger zu als in der Hauptstadt Accra!
Dagegen ist Innsbruck ja so langweilig, alles läuft so strukturiert ab.
Mit Prince (sein ganzer Name ist Prince Abraham Appiah-Fei)
an unserer Seite waren unsere Erledigungen zum Glück ein Klacks und sogleich
ging der Vorstellungsmarathon weiter. Im Laufe des Nachmittags stellten wir uns
sowohl bei sämtlichen Mitgliedern des Kirchenrates der Ramseyer Church in Kumasi vor (diese
unterstützt das Projekt), als auch beim Direktor des Cultural Center. Dort
können wir vielleicht selbst Kurse, wie beispielsweise Weben, Batiken oder
Töpfern, belegen.
Völlig erschöpft kamen wir dann erst um 19:00 wieder heim
und während draußen noch Musik, Fernseher und Verkehr dröhnten, fielen wir ins
Bett.
Mira
P.S.: Auch ein Lebenszeichen von mir (Jan):
Wie es jetzt ausschaut werden wir 1x pro Woche ein
Blogeintrag posten und zwar abwechselnd. Natürlich reden wir uns ab was wir
schreiben, aber da sonst Diskussionen entstehen wer was schreibt machen wir es
so.
Außerdem tun wir mehr Fotos rein, aber da wir jetzt nur limitiertes
Internet (200Mb!) haben, sind es nur zwei und ab Montag haben wir dann auch
Wifi.