Samstag, 11. November 2017

Bedaase und Chiransa

Ma adwo - good evening!

Genauso schnell wie die 2 1/2 Wochen hier in Ghana vergangen sind, wachsen unsere Twi-Kenntnisse zwar nicht, aber small-small werden sie besser :)
Diese Woche ist zwar wieder echt viel passiert, wir sind die ersten Male allein nach Kumasi gefahren, waren im Cultural Center, in Adumasa in der Schule und der Bibliothek, aber das Highlight der Woche war sicherlich unser Besuch in Bedaase und Chiransa. Neben Adumasa sind es diese beiden Dörfer, die vom Adumasa Link Projekt gefördert werden, also mit Bildung und sanitärer Einrichtung versorgt werden.
Während Adumasa jedoch gut erreichbar circa eine halbe Autostunde von Kumasi entfernt liegt, ist es schon eindeutig schwieriger nach Bedaase und Chiransa zu gelangen. Nach einer weiteren halben Stunde auf der Hauptstraße (mit mal mehr mal weniger Stau) gehts auf eine unasphaltierte Straße. Anfangs passiert man noch ein oder zwei Dörfer und an neben dem, von Schlaglöchern übersäten Fahrweg, stehen einige Villen in verschiedenen Baustadien, die eindeutig der reichen Oberschicht gehören. Je mehr das Grün aber die Oberhand gewinnt, desto mehr entfernt sich die "Straße" von unserem westlichen Begriff einer solchen. Teilweise führt die Sandpiste über ziemlich steile Passagen, als würde man bei uns auf einen Berg fahren, hier gehts dann aber sogleich wieder bergab. Zusätzlich dazu hat der Regen für tiefe Rillen und wirklich gemeine Schlaglöcher gesorgt. Für mich war es also schon ein Wunder, dass Feis alter Pickup diese Strecke schaffte, ganz zu schweigen von den uralten und rostigen Kleinbussen, die dies hin und wieder meistern.


Kräftig durchgeschüttelt landeten wir also irgendwann in Bedaase, dem etwas größeren der zwei benachbarten Orte. Dort steht auch die kleine Gari-Fabrik des Adumasa Link Projekts, zu der wir einen Handwerker, Mr. Moses, mitgenommen hatten. Kurz zu eurer Info, Gari ist die getrocknete und fein gemahlene Wurzel der Cassava-Pflanze. Als fertiges Produkt ähnelt es Couscous, ähnlich dem es auch zubereitet wird. Beispielsweise wird Gari zu Eintöpfen gegessen.


Während Mr. Moses sich sogleich an die Arbeit machte und eine kaputte Maschine reparierte, zeigte uns Mr. Fei die Fabrik. Diese gibt es nämlich noch gar nicht so lange und sie konnte auch nur mithilfe der österreichischen Förderungen finanziert werden. Genau genommen gibt es die Fabrik auch nur, da ab 2019 die österreichische Unterstützung eingestellt wird. Da das Projekt ab diesem Zeitpunkt theoretisch nur mehr vom Geld der Presbyterian Church of Ghana lebt, versucht es selbst an Geld zu kommen. Neben dem selbstproduzierten Gari wird auch das Gästehaus, in dem wir wohnen, irgendwann quasi als Bed&Breakfast kommerziell betrieben. Aber zurück zum Gari! Dieses wird derzeit nur in der Kirche und bei sehr wenigen kleinen Verkaufsständen verkauft, da es noch nicht offiziell registriert wurde. Sobald das geschafft ist, versucht das Projekt das Produkt auch in Schulen größere Mengen anzubringen. Da diese jedoch meist schon ihren alteingesessenen Lieferanten haben, ist es gar nicht so leicht in die Sparte einzusteigen.
Nach dieser kurzen Führung besuchten wir mit Fei auch die Schule von Bedaase. Gleich wie in Adumasa gibt es auch hier Kindergarten, Primary School und Junior High School. Des Weiteren haben die Allerkleinsten die Möglichkeit die Crèche, eine Art Kinderkrippe zu besuchen. Ganz im Gegensatz zu Adumasa sind die Klassen in Bedaase jedoch viel kleiner (10-20 Schüler) und es gibt maximal eine pro Jahrgang. Da der Ort doch so abgelegen liegt, ist für die Lehrer außerdem eine Unterkunft am Schulgelände vorhanden, in der sie unter der Woche wohnen dürfen.



Während wir hier in der Schule wieder einigen Klassen vorgestellt wurden, folgten uns eine Gruppe Hardcore-Fans auf Schritt und Tritt: Der Kindergarten hatte gerade Pause... Für die kleinen Racker waren wir die größte Attraktion und sie hatten riesigen Spaß dabei uns "unbemerkt" zu folgen. Als wir dann ins Auto stiegen um Richtung Chiransa loszufahren, versuchten sie sogar noch Mr. Fei zu überreden ihnen Spielzeugautos zu kaufen :)

Wenn in Bedaase die Klassen schon sehr klein im Vergleich zu Adumasa sind, sind sie Chiransa noch um einiges kleiner. Hier gibt es nur eine Primary School und einen Kindergarten mit je 5 bis 20 Kindern. Nach einem kurzen Stop bei der "Nana", der Chefin des Dorfes, wurden wir hier in der Schule von "Mr. Appiah-Fei"-Sprechchören empfangen. Sogar die Kindergartenkinder erkennen das Auto von Fei und freuen sich immer voll, wenn er vorbeikommt. Dass er diesmal dann sogar zwei Obroni im Gepäck hatte, machte die Sache natürlich umso besser!
Auch hier nahm sich der Direktor für uns Zeit und zeigte uns sein Reich, obwohl er eigentlich selbst Unterricht hätte. Das wird jedoch generell in Ghana nicht so streng gesehen. Wenn beispielsweise ein Lehrer nicht zur Arbeit erscheint, gibt es nämlich auch keinen Ersatzlehrer - die Kinder sind für den Tag einfach sich selbst überlassen und sobald sie allzu viel Unfug treiben, schimpft eben doch einer der anderen Lehrer. Gerade in Chiransa ist das ein echtes Problem. Nachdem es so abgelegen ist, es keine Lehrer-Unterkunft gibt und doch der Großteil der Lehrer in der Umgebung von Kumasi wohnt, passiert es schnell, dass einer eben mal gar nicht oder total verspätet kommt. Gerade aus diesem Grund stellt der Bau eines Lehrerhauses in Chiransa eines der nächsten Projekte dar, sobald wieder genug Geld zur Verfügung steht.
Eine weitere Sache, die in Österreich absolut unvorstellbar ist: Im gesamten Dorf gibt es nur 2 Brunnen. Also wirklich nur 2 Möglichkeiten um an Wasser zu kommen. Der eine Brunnen besteht schon recht lange und wird durch das Projekt nun durch Strom betrieben, während der Brunnen bei der Schule ganz auf das Adumasa Link Projekt zurückzuführen ist.  
Schule ist hier, wie in fast allen öffentlichen Schulen, wirklich absolut einfach gehalten, zwar hat jeder Schüler für jedes Fach ein eigenes Heft, aber Bücher gibt es nahezu keine. Meist hat der Lehrer eines für sich und die Kinder sind froh, wenn sie einen Bleistift haben. Der totale Luxus ist dann schon ein Radiergummi und vielleicht sogar ein paar Buntstifte, schön verpackt im Plastiksackerl oder einem Teekarton.
Obwohl Bedaase und Chiransa genauso Teil des Adumasa Link Projekts sind, werden wir aufgrund der schweren Erreichbarkeit leider nicht oft dort sein können. Obwohl es hier viel ruhiger zugeht, liegt die Schule von Adumasa für uns eben doch nur einen Katzensprung entfernt.
Am Heimweg sammelten wir Mr. Moses dann noch in Bedaase ein und nicht nur ihn. Zwei Leute erhofften sich in uns eine Mitfahrgelegenheit, sodass wir uns die Rückbank kurzzeitig zu viert teilten. Mhm, ihr könnt euch das Maß an Körperkontakt und Schweiß sicher vorstellen, aber alle sind eben sooo freundlich... That's the ghanaian way of life!


Mira

1 Kommentar:

  1. werde euch gabriel vorbeisenden zum probeführerschein machen, auf den strassen kann er weniger anstellen ;)die berichte sind übrigens wirklich gut geschrieben :) kühle nächte & glg :)

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