Ma adwo - good evening!
Genauso schnell wie die 2 1/2 Wochen hier in Ghana vergangen
sind, wachsen unsere Twi-Kenntnisse zwar nicht, aber small-small werden sie
besser :)
Diese Woche ist zwar wieder echt viel passiert, wir sind die
ersten Male allein nach Kumasi gefahren, waren im Cultural Center, in Adumasa
in der Schule und der Bibliothek, aber das Highlight der Woche war sicherlich
unser Besuch in Bedaase und Chiransa. Neben Adumasa sind es diese beiden
Dörfer, die vom Adumasa Link Projekt gefördert werden, also mit Bildung und sanitärer Einrichtung versorgt werden.
Während Adumasa jedoch gut erreichbar circa eine halbe
Autostunde von Kumasi entfernt liegt, ist es schon eindeutig schwieriger nach
Bedaase und Chiransa zu gelangen. Nach einer weiteren halben Stunde auf der
Hauptstraße (mit mal mehr mal weniger Stau) gehts auf eine unasphaltierte
Straße. Anfangs passiert man noch ein oder zwei Dörfer und an neben dem, von
Schlaglöchern übersäten Fahrweg, stehen einige Villen in verschiedenen
Baustadien, die eindeutig der reichen Oberschicht gehören. Je mehr das Grün
aber die Oberhand gewinnt, desto mehr entfernt sich die "Straße" von
unserem westlichen Begriff einer solchen. Teilweise führt die Sandpiste über
ziemlich steile Passagen, als würde man bei uns auf einen Berg fahren, hier
gehts dann aber sogleich wieder bergab. Zusätzlich dazu hat der Regen für tiefe
Rillen und wirklich gemeine Schlaglöcher gesorgt. Für mich war es also schon
ein Wunder, dass Feis alter Pickup diese Strecke schaffte, ganz zu schweigen
von den uralten und rostigen Kleinbussen, die dies hin und wieder meistern.
Kräftig durchgeschüttelt landeten wir also irgendwann in Bedaase,
dem etwas größeren der zwei benachbarten Orte. Dort steht auch die kleine
Gari-Fabrik des Adumasa Link Projekts, zu der wir einen Handwerker, Mr. Moses,
mitgenommen hatten. Kurz zu eurer Info, Gari ist die getrocknete und fein
gemahlene Wurzel der Cassava-Pflanze. Als fertiges Produkt ähnelt es Couscous,
ähnlich dem es auch zubereitet wird. Beispielsweise wird Gari zu Eintöpfen
gegessen.
Während Mr. Moses sich sogleich an die Arbeit machte und
eine kaputte Maschine reparierte, zeigte uns Mr. Fei die Fabrik. Diese gibt es
nämlich noch gar nicht so lange und sie konnte auch nur mithilfe der
österreichischen Förderungen finanziert werden. Genau genommen gibt es die
Fabrik auch nur, da ab 2019 die österreichische Unterstützung eingestellt wird.
Da das Projekt ab diesem Zeitpunkt theoretisch nur mehr vom Geld der
Presbyterian Church of Ghana lebt, versucht es selbst an Geld zu kommen. Neben
dem selbstproduzierten Gari wird auch das Gästehaus, in dem wir wohnen,
irgendwann quasi als Bed&Breakfast kommerziell betrieben. Aber zurück zum
Gari! Dieses wird derzeit nur in der Kirche und bei sehr wenigen kleinen
Verkaufsständen verkauft, da es noch nicht offiziell registriert wurde. Sobald
das geschafft ist, versucht das Projekt das Produkt auch in Schulen größere
Mengen anzubringen. Da diese jedoch meist schon ihren alteingesessenen
Lieferanten haben, ist es gar nicht so leicht in die Sparte einzusteigen.
Nach dieser kurzen Führung besuchten wir mit Fei auch die
Schule von Bedaase. Gleich wie in Adumasa gibt es auch hier Kindergarten,
Primary School und Junior High School. Des Weiteren haben die Allerkleinsten
die Möglichkeit die Crèche, eine Art Kinderkrippe zu besuchen. Ganz im
Gegensatz zu Adumasa sind die Klassen in Bedaase jedoch viel kleiner (10-20
Schüler) und es gibt maximal eine pro Jahrgang. Da der Ort doch so abgelegen
liegt, ist für die Lehrer außerdem eine Unterkunft am Schulgelände vorhanden,
in der sie unter der Woche wohnen dürfen.
Während wir hier in der Schule wieder einigen Klassen
vorgestellt wurden, folgten uns eine Gruppe Hardcore-Fans auf Schritt und
Tritt: Der Kindergarten hatte gerade Pause... Für die kleinen Racker waren wir
die größte Attraktion und sie hatten riesigen Spaß dabei uns
"unbemerkt" zu folgen. Als wir dann ins Auto stiegen um Richtung
Chiransa loszufahren, versuchten sie sogar noch Mr. Fei zu überreden ihnen
Spielzeugautos zu kaufen :)
Wenn in Bedaase die Klassen schon sehr klein im Vergleich zu
Adumasa sind, sind sie Chiransa noch um einiges kleiner. Hier gibt es nur eine
Primary School und einen Kindergarten mit je 5 bis 20 Kindern. Nach einem
kurzen Stop bei der "Nana", der Chefin des Dorfes, wurden wir hier in
der Schule von "Mr. Appiah-Fei"-Sprechchören empfangen. Sogar die
Kindergartenkinder erkennen das Auto von Fei und freuen sich immer voll, wenn
er vorbeikommt. Dass er diesmal dann sogar zwei Obroni im Gepäck hatte, machte
die Sache natürlich umso besser!
Auch hier nahm sich der Direktor für uns Zeit und zeigte uns
sein Reich, obwohl er eigentlich selbst Unterricht hätte. Das wird jedoch
generell in Ghana nicht so streng gesehen. Wenn beispielsweise ein Lehrer nicht
zur Arbeit erscheint, gibt es nämlich auch keinen Ersatzlehrer - die Kinder
sind für den Tag einfach sich selbst überlassen und sobald sie allzu viel Unfug
treiben, schimpft eben doch einer der anderen Lehrer. Gerade in Chiransa ist
das ein echtes Problem. Nachdem es so abgelegen ist, es keine Lehrer-Unterkunft
gibt und doch der Großteil der Lehrer in der Umgebung von Kumasi wohnt,
passiert es schnell, dass einer eben mal gar nicht oder total verspätet kommt.
Gerade aus diesem Grund stellt der Bau eines Lehrerhauses in Chiransa eines der
nächsten Projekte dar, sobald wieder genug Geld zur Verfügung steht.
Eine weitere Sache, die in Österreich absolut unvorstellbar
ist: Im gesamten Dorf gibt es nur 2 Brunnen. Also wirklich nur 2 Möglichkeiten
um an Wasser zu kommen. Der eine Brunnen besteht schon recht lange und wird
durch das Projekt nun durch Strom betrieben, während der Brunnen bei der Schule
ganz auf das Adumasa Link Projekt zurückzuführen ist.
Schule ist hier, wie in fast allen öffentlichen Schulen, wirklich
absolut einfach gehalten, zwar hat jeder Schüler für jedes Fach ein eigenes
Heft, aber Bücher gibt es nahezu keine. Meist hat der Lehrer eines für sich und
die Kinder sind froh, wenn sie einen Bleistift haben. Der totale Luxus ist dann
schon ein Radiergummi und vielleicht sogar ein paar Buntstifte, schön verpackt
im Plastiksackerl oder einem Teekarton.
Obwohl Bedaase und Chiransa genauso Teil des Adumasa Link
Projekts sind, werden wir aufgrund der schweren Erreichbarkeit leider nicht oft
dort sein können. Obwohl es hier viel ruhiger zugeht, liegt die Schule von
Adumasa für uns eben doch nur einen Katzensprung entfernt.
Am Heimweg sammelten wir Mr. Moses dann noch in Bedaase ein
und nicht nur ihn. Zwei Leute erhofften sich in uns eine Mitfahrgelegenheit,
sodass wir uns die Rückbank kurzzeitig zu viert teilten. Mhm, ihr könnt euch
das Maß an Körperkontakt und Schweiß sicher vorstellen, aber alle sind eben
sooo freundlich... That's the ghanaian way of life!
Mira
werde euch gabriel vorbeisenden zum probeführerschein machen, auf den strassen kann er weniger anstellen ;)die berichte sind übrigens wirklich gut geschrieben :) kühle nächte & glg :)
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