Montag, 25. Dezember 2017

Merry Christmas!

MERRY CHRISTMAS!



Wir wünschen euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Während ihr daheim wahrscheinlich klassisch europäisch Weihnachten gefeiert habt, war es bei uns ein bisschen anders bzw. einfach sehr unweihnachtlich! Zum Einen existiert in Ghana überhaupt nicht dieser Weihnachts-Wahn, der in Europa schon im Oktober für weihnachtliche Dekorationen, Straßenbeleuchtungen, Beschallung oder Konsumgüter sorgt. Hier werden ab dem 22. Dezember auf der Straße rote Weihnachtsmann-Mützen verkauft und ein paar Häuser mit grün-roten Stoffbahnen geschmückt. Das ist alles! Und zum Anderen wird es auch generell nicht so stark zelebriert. Für die Kinder gibt es maximal kleine Geschenke und das Essen unterscheidet sich an Aufwändigkeit oder Ausmaß nicht von anderen Tagen. Das Hauptaugenmerk liegt eigentlich am gemeinsamen Kirchenbesuchen, das dauert dann eh meist über 4 Stunden...
Da unsere Motivation jedoch dafür nicht gerade hoch war, machten wir uns einen gemütlichen Sonntag daheim. Wobei wir uns eigentlich sowieso nicht richtig vor dem Gottesdienst drücken konnten, denn ab 05:30 Uhr in der Früh wurden wir den ganzen Tag von den Lautsprechern der Kirchen rund um uns beschallt. Tja, das war schon mal nicht sehr besinnlich und die 25-30 °C machten den Tag nicht unbedingt weihnachtlicher.
Das Einzige, das unseren Sonntag also an Weihnachten denken ließ, war ein gutes Essen. Zwar war es weder Truthahn, noch Raclette oder ein saftiger Braten mit Vor- und Nachspeise, aber wir genossen es: Bratkartoffeln mit Spiegelei und Speck! Die Kartoffeln dafür stammten teuer importiert aus Europa, der Speck aus unserem letzten Fress-Paket, nur die Eier waren 100% ghanaische Käfighaltung. Manchmal ist so ein typisches Hüttenessen abseits von Reis und Yam schon echt ein Hit! Abgerundet von Oma's Lebkuchen fanden wir es höchst passend für diesen schrägen Tag, von dem der Rest der Welt behauptet, es wäre Weihnachten...
Den weihnachtlichen Kirchenbesuch holten wir übrigens am Montagmorgen nach, und natürlich war er auf Twi! Während der Predigt zum Thema "Peace" warf der Prediger dann aber immer wieder englische Begriffe ein, sodass wir ein paar Brocken verstanden. Es handelte hauptsächlich von der Wichtigkeit, Friede mit sich und Gott zu schließen. Daneben sprach der Pfarrer dann immer über "Karies". Jan und ich schmunzelten. Sagte er gerade schon wieder Karies? Was ist denn bitte der "Karies of Peace"? Wir lachten nur so in uns hinein, während der Pfarrer weiter über Karies schwafelte. Als er dann den "Karies of Peace" in Zusammenhang mit "carry peace to the world" setzte, fiel uns endlich der Groschen. Der Friede litt nicht unter kariesbedingten Zahnschmerzen, sondern die "carriers of peace" sollten Friede bringen. Ah, so war das also... Nicht nur Twi, auch das Englisch ist teils echt schwer zu verstehen!

Eine weiteren Einblick in unsere letzten 3 Wochen und somit ins ghanaische Leben will ich euch in Bezug auf die Post geben. Diese liefert in Ghana nämlich nicht alles nach Hause, sondern wenn man Briefe bekommen möchte, muss man eine Post-Box bei der Hauptpost mieten. Das liegt zum einen daran, dass keine wirklichen Wohnadressen existieren und zum anderen, dass eine Zustellung bei dem Zustand mancher Straßen schlichtweg fast unmöglich ist. Damit wir ein Paket aus Österreich bekommen können, war also Mr. Fei so nett, uns seine Post-Box zur Verfügung zu stellen. Pakete haben da aber natürlich nicht Platz, darum kriegt man nur einen Schein, mithilfe dessen man es im Parcel-Office abholen kann. Soweit so einfach, dachten wir uns... Mit dem Zettel ausgerüstet standen wir dann also dort und wollten nur eben schnell das Paket mit Fressalien aus Österreich abholen. Doch ganz so einfach geht das nicht! Zuerst gibt es da nämlich eine Ausweis-Kontrolle. Uff, Reisepass hatte ich zum Glück dabei, also raus damit und dem Beamten gegeben. Der konnte den Reisepass aber nicht einordnen, sodass er nach langem Herumblättern schließlich einfach die Passnummer aufschrieb und fragte woher wir denn kämen. Nachdem ich an vier Stellen unterschrieben hatte und noch zwei Mal meine Telefonnummer hinterlassen hatte, mussten wir 7 Cedi Aufbewahrungsgebühr zahlen und bekamen Rückgeld und Rechnung. Nach diesem bürokratischen Schritt machte sich dann endlich jemand auf die Suche nach dem Paket und fand es nach einiger Zeit sogar! Halleluja! Doch wir freuten uns zu früh... Der fast wichtigste Schritt kam nämlich erst, die Zoll-Kontrolle! Also watschelten wir zu den Beamten vom Zoll und zeigten unsere Papiere her. Die Dame beäugte diese länger und drückte mir dann ein Messer in die Hand. Was sollte ich denn damit? "Please open it for me" - aha. Wir öffneten also brav die Verpackung und ließen sie einen Blick hineinwerfen. Damit war die gute Dame aber noch nicht zufrieden, wir mussten den gesamten Inhalt auspacken und vor ihr ausbreiten. Schließlich lag von Kaminwurzen bis zu Müsliriegel alles vor der Beamtin und sie wusste nicht so recht, was sie damit anfangen sollte. Fragend deutete sie auf alle Dinge und ließ sich erklären, dass dies Puddingpulver, dies Schüttelbrot "very dry austrian bread", und das ein "good smelling pillow" (ein Zirbenpolster als Geschenk für Fei) sei. Da sie bei all den abstrusen Dingen einfach nicht wusste, ob ein Zoll nötig gewesen wäre, ließ sie uns irgendwann alles wieder einpacken und wir konnten endlich abhauen! Mit den Weihnachtskekse, eine Woche später, war es das gleiche Prozedere. Diese komischen Österreicher... :)



In der letzten Zeit besuchten uns am Nachmittag jetzt auch immer ein paar Kids aus der Primary School und unserer Nachbarschaft. Dabei verwandelte sich unser Garten in ein Fußballfeld und auf unserer Terrasse wurde fleißig gemalt und gebastelt. Inzwischen stapeln sich da schon die selbstgemalten Ghana- und Österreich-Flaggen bei uns!
Das pausiert jetzt aber vorläufig, denn morgen packen wir unsere Rucksäcke und starten in Richtung Cape Coast, um Silvester dort zu verbringen. Das nächste Mal wird euch Jan da sicher ausführlich von unserer Reise berichten!


Mira

Montag, 4. Dezember 2017

30° und Schnupfen

Da alle guten Dinge drei sind, waren wir am Montag im dritten Dorf des Adumasa Link Projects: Chiransa. Die Schule ist noch kleiner als die in Bedaase und hat noch weniger Kinder pro Klasse. Wir durften diesmal bei einer Informatikstunde in der 4. Klasse Primary School teilnehmen. Erschreckenderweise hatten sie nur einen Laptop für die ganze Schule und dementsprechend schaute der Unterricht also aus. Der Lehrer, mit gebrochenem Englisch, versuchte die Computermaus und deren Funktion zu erklären. Ich weiß bis heute nicht ob die Kinder verstanden haben, dass die Maus den Pointer auf den Bildschirm bewegt, aber dafür haben sie brav den englischen Satz nachgesagt. Später an diesem Tag kamen eine Lehrerveinigung und hohe Tiere vom Bildungsministerium, die natürlich eine Konferenz mit den Lehrern während der Unterrichtszeit abhalten mussten.




 Na gut, was machen die 2 Weißen, die weder bei der Konferenz auf Twi dabei sein können, noch Unterricht mit 150 Kindern abhalten können? Ich versuchte mich als Fußballer und spielte in der sengenden Mittagszeit mit circa 60 Kindern. Also, ehrlich gesagt, spielen war das nicht, aber ich lief mit dem Ball von Tor zu Tor und die Kinder liefen kreischend hinterher. Und ich sag's euch: Afrikanische Kinder sind schnell. Sehr schnell! Ich finde, dass ich wirklich nicht langsam bin und schon gar nicht im Vergleich zu 12-jährigen Kids, aber verdammt sind sie schnell. Sobald sie mir den Ball abgenommen hatten, sah ich nur eine Staubwolke und hinter ihr einen laufender Junge, der fast auf der anderen Seite des Spielfeldes war. Nachdem ich mich jedenfalls schweißgebadet wieder in die Schule verkrochen hatte, trank ich 1 Liter Wasser auf Ex und es ging mir schon wieder etwas besser. Mira spielte inzwischen mit den restlichen Kids Seilspringen, was irgendwie auch chaotisch aussah, aber funktionierte. Bis die Fußballer kamen. Die restliche Zeit spielten wir hauptsächlich irgendetwas, bis Mr. Fei uns abholte und wir wieder nach Hause fuhren. Ich liebe diese Kids! 



Dienstag und Mittwoch waren wir in der Schule und am Donnerstag wieder im Cultural Center in Bantama/Kumasi. Ich unterrichtete wieder Mathe, Mira Englisch und wir stellten unsere Batik-Tücher fertig (find ich ziemlich gut für den ersten Versuch).

Links: Meins
Rechts: Miras

Freitag waren wir auf dem Begräbnis der Königin des Asanti-Kingdoms. Die ist letztes Jahr verstorben und dieses Begräbnis geht zwei Wochen lang, also ein ziemlich großes Ding hier und dementsprechend waren viele Leute da. Wir gingen rein und viele Augenpaare waren auf und gerichtet, sofort sagte ein Mann zu uns das wir auf unsere Taschen aufpassen sollen.... Super auf diese Idee wäre ich nicht gekommen... Ich weiß er meinte es gut, aber einige Kinder liefen uns schweigend hinterher, mit dem Blick auf unsere Taschen und warteten nur darauf, dass wir unachtsam waren. Abgesehen davon war's laut und stank, aber auch interessant. Die Tänzer, die an diesem Tag, die Rituale abhielten, hatten weißes Mehl im Gesicht und trugen einzelne Eier in einer großen Schüssel herum. Wir können uns zwar keinen Reim darauf machen, aber das nächstes Mal nehmen wir einen Freund mit, der kann uns dann das alles erklären was da abgeht, da das ganze Zeug als Außenstehender ziemlich komisch aussah. Außerdem steht bei dem Begräbnis jeden Tag etwas anderes auf dem Programm, also Kultur pur. Aber mir war das zuviel, ich bin eh schon krank (ja, ich habe es geschafft mir eine Erkältung zu holen).  Also gingen wir und hatten nur noch ein kurzes Gespräch mit einem Hüttenältesten mit einer Schrotflinte, die er mir dann andrehen wollte. Als er sagte, dass ich Mira bei ihm lassen und gehen sollte, bat ich doch um die Waffe und dann sollte er nochmals drum bitten. Nach kurzem Gelächter und Handschlägen, versprachen wir ihm, dass wir noch einmal kommen und er mir Schießunterricht geben könne. So aufregend wie das Begräbnis auch war, ich fand den Weg dorthin und auch zurück noch interessanter. Wir sind nämlich durch einem kleinen Teil des größten Marktes von Westafrika hindurchgegangen und der ist ganz und gar nicht klein! Es gab dort alles auf den Straßen und die Menschen riefen und handelten. Es war atemberaubend. Wir werden mal einen ganzen Tag dort verbringen, aber trotzdem werden wir immer noch nicht alles sehen.


Momentan schreibe ich diesen Blogeintrag neben den Vorbereitungen einer Hochzeit in unseren Garten. Ja ein Freund von Mr. Fei heiratet heute, der bot unseren Garten an. Kein Stress, vielleicht kann ich etwas Kuchen oder so abgreifen. JEDENFALLS IST ES ZIEMLICH LAUT DA DIE BOXEN 2,5 METER HOCH SIND. ABER HE, PARTY HARD!
So ich wünsch euch eine schöne Woche und eine glückliche Vorweihnachtszeit. Mira und ich merken noch nichts davon.

Jan 




 PS.: Wir schreiben nicht mehr regelmäßig neue Einträge, da wir doch nicht jeden Tag etwas Großartiges erleben. Aber ihr hört dieses Jahr noch von uns!

Sonntag, 26. November 2017

Lake Bosomtwe

Wow, wir können es fast selbst nicht glauben, mittlerweile sind wir schon über ein Monat in Ghana. Langsam haben wir auch schon etwas Routine bei allem, wobei diese aber weit davon entfernt ist, langweilig zu sein!

Montag bis Mittwoch verbringen wir regulär also immer in der Schule. Davon wechseln wir montags immer zwischen den Schulen in Adumasa, Bedaase oder Chiransa. Dies hängt auch davon ab, ob Mr. Fei Zeit hat, uns dort hinzubringen und abzuholen.

Jan mit den Kids der Primary School Bedaase

Dienstags hält jeder von uns eine Schulstunde in der Primary School Adumasa. Bei mir hat sich das bis jetzt auf Englisch-Stunden beschränkt, Jan hat auch schon eine Mathe-Stunde gemeistert. Damit uns die Kids jedoch halbwegs verstehen, ihr Englisch ist doch oft brüchig, sind wir hauptsächlich in der Upper Primary, also bei den 9- bis12-Jährigen. Vorher sprechen wir uns da immer mit den Lehrern über den Unterrichtsstoff ab, damit wir die Stunden möglichst gut vorbereiten können und nachher dürfen wir die Hefte der Stunde auch noch korrigieren. Während der Großteil sich eh sehr bemüht, gibts immer ein paar Draufgänger, die echt keinen Bock auf Schule haben und nur irgendeinen Schwachsinn hinschmieren. Beispielsweise sollten sie letzte Stunde in vorgegebene Sätze passende "adverbs of manner" einfügen. Mein Lieblingskandidat ignorierte dies jedoch getrost und füllte überall "this morning" ein. Da versteh ich jetzt so manchen frustrierten Lehrer...
Der Mittwoch ist unser Library-Tag in Adumasa. Gedacht wäre, dass jeden Mittwoch 2 Klassen mit Lehrer zu uns in die Bücherei kommen und wir dann eine Lese- bzw. Bücherstunde machen. Tja, bis jetzt hat es nur einmal funktioniert... In einer Woche war der Direktor samt Bücherei-Schlüssel unterwegs und das nächste Mal war der Schlüssel nach langem Suchen zwar auffindbar, die Bibliothek aber aufgrund Ausmal-Arbeiten ein komplettes Chaos. Wie ihr seht, Alltag ist also ein recht weiter Begriff :)  

Obwohl wir auch echt gern die Zeit in der Schule verbringen, freuen wir uns auf Donnerstag und Freitag immer besonders. Wie bereits erwähnt, sind wir diese beiden Tage immer im Batik-Kurs im Cultural Center in Kumasi. Mittlerweile kennen wir auch hier schon alle Eigenheiten rundherum. Zum Beispiel kann die Fahrt mit dem Tro-Tro von uns nach Kumasi bestenfalls 30 min dauern, bei Stau jedoch bis zu 1,5 h. Während das Hinkommen also nur vom Timing etwas kniffelig ist, muss man zum Zurückkommen jedoch auch zuerst das richtige Tro-Tro finden. Da es aber Tausende dieser Sammeltaxis in alle verschiedenen Richtungen gibt und weder fixe Abfahrtszeiten noch -orte existieren, gestaltet sich dies schon schwieriger. Mittlerweile kriegen wir dies aber auch schon recht gut hin. Weiters kennen wir uns in dem Chaos in Kumasi auch schon aus, verlaufen uns nicht sofort und wissen, wo wir ein Frühstück oder Mittagessen finden. Während Jan recht gerne "Bofrots" mag, frittierte Teigkugeln, zieh ich da eher Baked Plantain vor.

In der Batik-Werkstatt

Ein weiterer Aspekt am Freitag ist, dass er in Ghana fast schon zum Wochenende zählt. Alle Arbeitenden freuen sich voll, wenn endlich Freitag ist und statt der Arbeit steht die Freude aufs kommende Wochenende im Vordergrund. So wie auch in der Schule alles noch "easier" gehandhabt wird und die Pausen mal gut und gerne überzogen werden, so ist es fast überall. Stress hat auf jeden Fall mal keiner, lieber wird miteinander gequatscht, denn hey - morgen ist schließlich Wochenende!
Im Gegenteil zum Freitag, kann der Samstag für Ghanaer jedoch durchaus stressig sein. Dieser Tag ist reserviert für soziale Aktivitäten, meist Begräbnisse und Hochzeiten. Komisch?  Ja, für uns Europäer klingt das schräg. Denn wer außer einem Pfarrer besucht bei uns jede Woche eine Hochzeit oder eine Beerdigung? In Ghana schaut das aber eben ganz anders aus! Begräbnissen und Hochzeiten beizuwohnen ist hier quasi ein Volkssport. Jeder der auf irgendeine Weise davon Wind kriegt, kommt hin und feiert mit, denn bei der eigenen Beerdigungsfeier sollen ja auch so viele wie möglich anwesend sein. Da kann es leicht vorkommen, an einem Samstag gleich zu 3 Begräbnissen zu müssen, wobei die traditionelle Kleidung in rot-schwarz nicht fehlen darf. Anzumerken ist hier allerdings auch, dass zwischen der eigentlichen Beerdigung und der Beerdigungsfeier unterschieden wird. Das Begräbnis an sich ist ein sehr trauriger Anlass, aber die Feier, welche traditionell 40 Tage später stattfindet, ist ein riesiges Fest. Dort wird getanzt, gesungen, gegessen und gelacht - jung und alt machen eben vollgas Party!

Während der Samstag also für die meisten Ghanaer der stressigste Tag der Woche ist, nutzen wir ihn meist für einen Ausflug oder einen Museumsbesuch. Gestern hat sich auch Mr. Fei von Beerdigungen frei genommen und uns den Lake Bosomtwe gezeigt. Dieser liegt ca. 40 km südlich von Kumasi. Die Eigenheiten der Kultur der Asanti zeigt sich auch hier. Während die Wissenschaft für die Entstehung des Sees einen Meteoriten-Einschlag vor etwa 1 Million Jahren verantwortlich macht, halten einige gläubige Ghanaer den See für heilig und schwören auf eine andere Erklärung. Laut einer Legende verfolgte nämlich einst ein Jäger eine verletzte Antilope hier durch die Gegend. Als ihr Verfolger sie fast eingeholt hatte, sprang die Antilope am Ende ihrer Kräfte schließlich in einen kleinen Teich. Dieser fing an sich auszubreiten, sodass er das Tier verdeckte und der Jäger daran vorbei lief. Das Wasser wurde daraufhin aber immer mehr und mehr, bis zur jetzigen Größe des Sees Bosomtwe, wobei der Name "Antilope Gottes" bedeutet.
Ich bevorzuge da zwar eher die wissenschaftliche Variante, aber jedem das seine. Der See ist jedenfalls wunderschön gelegen zwischen grünen, bewaldeten Hügeln und kleinen Ortschaften. Ein wirklich toller Ort, den wir nutzten, um zu entspannen und im Schatten der Palmen eine frisch gepflückte Kokosnuss zu schlürfen! Da hat sich die Anfahrt, welche wieder einmal gewürzt war durch einen nervenaufreibenden Stau und kolossal schlechte Straßen, schon gelohnt...




Da Religion in Ghana einen sehr hohen Stellenwert besitzt, ist der Sonntag der Tag, um diese zu zelebrieren. Für die Christen, die circa 70 % der Ghanaer ausmachen, bedeutet dies folglich vier bis sechs Stunden Gottesdienst, bei den etwa 17 % Muslimen hab ich leider noch keine Vorstellung, wie sie ihren Sonntag verbringen. Fest steht jedenfalls, dass es in Ghana nur so wimmelt von verschiedenen Kirchen. Jeder noch so kleine Ort hat mehr als eine Kirche, in der teilweise zu unmenschlichen Zeiten Gottesdienste abgehalten werden. Ja, zu meiner Freude, bin ich auch schon um 04:00 morgens davon aufgeweckt worden...
Bis jetzt haben wir sonntags auch schon ein paar Gottesdienste besucht, zusätzlich ist der Sonntag ein bisschen zu unserem Wasch- und Putztag geworden. Mir wurde erst jetzt klar, wie viel Luxus und Komfort eine Waschmaschine wirklich bringt, denn hier waschen wir alles per Hand. Ganz schön anstrengend!
Genießt also eure Waschmaschinen und die Vorweihnachtszeit, bei uns merkt man von Weihnachten noch gar nichts!


Mira

Sonntag, 19. November 2017

Kultur und Bier!

Hallo liebe Leuterinos!

Uns geht's super und wir sind schon mitten im Alltag. TroTro fahren ist nicht so schlimm, die Blicke der Leute sind uns egal und wir unternehmen schon richtig was, wie zum Beispiel Essen gehen oder Bier trinken... Mira und ich gehen uns gegenseitig nur etwas auf die Nerven, aber für ein verheiratetes Paar wohl normal. (An die geschockten Eltern: Das sagen wir um nicht unnötige Erklärungen abgeben zu müssen, da irgendwie die Meisten denken, dass wir Geschwister sind. Anscheinend gibt es nichts dazwischen :O )

Im TroTro

So letzen Sonntag waren wir wieder mal in der Kirche, aber diesmal in Bedaase im Freien und haben an einer Kirchenauktion teilgenommen. Dort verkaufen sie vom Dorf geschenkte Lebensmittel um genug Geld zu bekommen für eine Kirche nahe der Schule. Da zahlt man gern 5 Euro für eine Cola Dose, die besser schmeckte als sonst :P.

Montag bis Mittwoch waren wir in der Schule und unterrichteten und schauten uns das Computer-Lab der Junior Highschool an. Sie arbeiten auf Windows 98 und ich weiß nicht ob sich das bringt, aber naja besser als gar nichts.

Im Kindergarten

Mittwoch Nachmittag waren wir noch als Gäste im Rotary Club Kumasi Ost und bekamen sogar eine Weinflasche geschenkt. Dieser Club hat auch seinen Teil zum Adumasa-Link Project beigetragen und Geld für Sanitäranlagen in Chiransa gespendet.


Donnerstag und Freitag waren wir wieder im Cultural Center in Kumasi. Ihr fragt euch sicher was wir eigentlich dort machen, oder? Dieses Center ist ein wunderschöner Park in dem alle möglichen Sachen verkauft werden, von einfachen Ketten und Armbändern bis zu Schnitzereien und Musikinstrumenten, natürlich alles dort handgemacht. Ein Traum für jeden Künstler!  Wir belegen dort einen Kurs für Batik, Weben und andere Sachen die ich nicht kann. Klingt nicht so aufregend, aber dort lernen wir einen Haufen über die Kultur und Geschichte Ghanas, vor allem über die Kultur der Asanti. (Fun Fact: In Ghana essen sie nur mit der rechten Hand, da die linke zu unhygienisch ist)  Wir "batikten" schon unser erstes Schneuztücherl und lernten die Adrinka-Symbole kennen. Sie alle haben eine Bedeutung und waren früher in Urghana ein Kommunikationsmittel. Heute werden sie auf den Särgen geschnitzt und auf der Kleidung getragen. Unser Instructor ist ein gewisser Mister Nana, ein Künstler königlichen Blutes, der versucht uns diese Symbole auf Englisch zu erklären und uns beizubringen sie auf Twi richtig wiederzugeben. Ansonsten läuft das auch unter dem Motto "take it easy" und wir quatschen viel über die Verschiedenheiten unserer Kulturen, aber kommen auch darauf, dass wir eigentlich gar nicht so verschieden sind. Jedenfalls lernen wir dort viele neue Freunde kennen, die sogar in unserem Alter sind (mehr oder weniger).  Vielleicht, falls ich noch besser werde und meine zwei linken Hände unter Kontrolle bringe, komme ich mit meinem ganz persönlich selbst gefärbten T-Shirt zurück.

Nicht so schönes Foto vom Eingang
Am Samstag kauften wir mein neues Handy, damit ich auch erreichbar bin, und anschließend gingen wir in das Ghana Armed Forces Museum. Wie gesagt, kein Stress und wir nehmen alles auf die "easy" Schulter. Heute, also Sonntag habe ich hauptsächlich gelesen (Johnny sei Dank für den E-Reader), bis Mira wahnsinnig geworden ist, da wir nur zuhause waren, und wir anschließend in einem etwas teureren Restaurant (Tiefkühl-)Pizza essen waren.

Kühles Bier bei Hitze, statt Glühwein in der Kälte :P

Naja nicht soviel passiert die Woche, normaler Alltag in Ghana. Muss aber auch zugeben, dass ich ziemlich müde von der anstrengenden Hitze bin und nur ins Bett fallen will. Aber dafür gibt es mehr Bilder und bleibt alle kühl/cool dort oben in euren Bergen :D


Yaw [Jao]

(mein Seelenname, der besagt, dass ich am Donnerstag geboren wurde. Miras Name ist Efia, also Freitag geboren)

Samstag, 11. November 2017

Bedaase und Chiransa

Ma adwo - good evening!

Genauso schnell wie die 2 1/2 Wochen hier in Ghana vergangen sind, wachsen unsere Twi-Kenntnisse zwar nicht, aber small-small werden sie besser :)
Diese Woche ist zwar wieder echt viel passiert, wir sind die ersten Male allein nach Kumasi gefahren, waren im Cultural Center, in Adumasa in der Schule und der Bibliothek, aber das Highlight der Woche war sicherlich unser Besuch in Bedaase und Chiransa. Neben Adumasa sind es diese beiden Dörfer, die vom Adumasa Link Projekt gefördert werden, also mit Bildung und sanitärer Einrichtung versorgt werden.
Während Adumasa jedoch gut erreichbar circa eine halbe Autostunde von Kumasi entfernt liegt, ist es schon eindeutig schwieriger nach Bedaase und Chiransa zu gelangen. Nach einer weiteren halben Stunde auf der Hauptstraße (mit mal mehr mal weniger Stau) gehts auf eine unasphaltierte Straße. Anfangs passiert man noch ein oder zwei Dörfer und an neben dem, von Schlaglöchern übersäten Fahrweg, stehen einige Villen in verschiedenen Baustadien, die eindeutig der reichen Oberschicht gehören. Je mehr das Grün aber die Oberhand gewinnt, desto mehr entfernt sich die "Straße" von unserem westlichen Begriff einer solchen. Teilweise führt die Sandpiste über ziemlich steile Passagen, als würde man bei uns auf einen Berg fahren, hier gehts dann aber sogleich wieder bergab. Zusätzlich dazu hat der Regen für tiefe Rillen und wirklich gemeine Schlaglöcher gesorgt. Für mich war es also schon ein Wunder, dass Feis alter Pickup diese Strecke schaffte, ganz zu schweigen von den uralten und rostigen Kleinbussen, die dies hin und wieder meistern.


Kräftig durchgeschüttelt landeten wir also irgendwann in Bedaase, dem etwas größeren der zwei benachbarten Orte. Dort steht auch die kleine Gari-Fabrik des Adumasa Link Projekts, zu der wir einen Handwerker, Mr. Moses, mitgenommen hatten. Kurz zu eurer Info, Gari ist die getrocknete und fein gemahlene Wurzel der Cassava-Pflanze. Als fertiges Produkt ähnelt es Couscous, ähnlich dem es auch zubereitet wird. Beispielsweise wird Gari zu Eintöpfen gegessen.


Während Mr. Moses sich sogleich an die Arbeit machte und eine kaputte Maschine reparierte, zeigte uns Mr. Fei die Fabrik. Diese gibt es nämlich noch gar nicht so lange und sie konnte auch nur mithilfe der österreichischen Förderungen finanziert werden. Genau genommen gibt es die Fabrik auch nur, da ab 2019 die österreichische Unterstützung eingestellt wird. Da das Projekt ab diesem Zeitpunkt theoretisch nur mehr vom Geld der Presbyterian Church of Ghana lebt, versucht es selbst an Geld zu kommen. Neben dem selbstproduzierten Gari wird auch das Gästehaus, in dem wir wohnen, irgendwann quasi als Bed&Breakfast kommerziell betrieben. Aber zurück zum Gari! Dieses wird derzeit nur in der Kirche und bei sehr wenigen kleinen Verkaufsständen verkauft, da es noch nicht offiziell registriert wurde. Sobald das geschafft ist, versucht das Projekt das Produkt auch in Schulen größere Mengen anzubringen. Da diese jedoch meist schon ihren alteingesessenen Lieferanten haben, ist es gar nicht so leicht in die Sparte einzusteigen.
Nach dieser kurzen Führung besuchten wir mit Fei auch die Schule von Bedaase. Gleich wie in Adumasa gibt es auch hier Kindergarten, Primary School und Junior High School. Des Weiteren haben die Allerkleinsten die Möglichkeit die Crèche, eine Art Kinderkrippe zu besuchen. Ganz im Gegensatz zu Adumasa sind die Klassen in Bedaase jedoch viel kleiner (10-20 Schüler) und es gibt maximal eine pro Jahrgang. Da der Ort doch so abgelegen liegt, ist für die Lehrer außerdem eine Unterkunft am Schulgelände vorhanden, in der sie unter der Woche wohnen dürfen.



Während wir hier in der Schule wieder einigen Klassen vorgestellt wurden, folgten uns eine Gruppe Hardcore-Fans auf Schritt und Tritt: Der Kindergarten hatte gerade Pause... Für die kleinen Racker waren wir die größte Attraktion und sie hatten riesigen Spaß dabei uns "unbemerkt" zu folgen. Als wir dann ins Auto stiegen um Richtung Chiransa loszufahren, versuchten sie sogar noch Mr. Fei zu überreden ihnen Spielzeugautos zu kaufen :)

Wenn in Bedaase die Klassen schon sehr klein im Vergleich zu Adumasa sind, sind sie Chiransa noch um einiges kleiner. Hier gibt es nur eine Primary School und einen Kindergarten mit je 5 bis 20 Kindern. Nach einem kurzen Stop bei der "Nana", der Chefin des Dorfes, wurden wir hier in der Schule von "Mr. Appiah-Fei"-Sprechchören empfangen. Sogar die Kindergartenkinder erkennen das Auto von Fei und freuen sich immer voll, wenn er vorbeikommt. Dass er diesmal dann sogar zwei Obroni im Gepäck hatte, machte die Sache natürlich umso besser!
Auch hier nahm sich der Direktor für uns Zeit und zeigte uns sein Reich, obwohl er eigentlich selbst Unterricht hätte. Das wird jedoch generell in Ghana nicht so streng gesehen. Wenn beispielsweise ein Lehrer nicht zur Arbeit erscheint, gibt es nämlich auch keinen Ersatzlehrer - die Kinder sind für den Tag einfach sich selbst überlassen und sobald sie allzu viel Unfug treiben, schimpft eben doch einer der anderen Lehrer. Gerade in Chiransa ist das ein echtes Problem. Nachdem es so abgelegen ist, es keine Lehrer-Unterkunft gibt und doch der Großteil der Lehrer in der Umgebung von Kumasi wohnt, passiert es schnell, dass einer eben mal gar nicht oder total verspätet kommt. Gerade aus diesem Grund stellt der Bau eines Lehrerhauses in Chiransa eines der nächsten Projekte dar, sobald wieder genug Geld zur Verfügung steht.
Eine weitere Sache, die in Österreich absolut unvorstellbar ist: Im gesamten Dorf gibt es nur 2 Brunnen. Also wirklich nur 2 Möglichkeiten um an Wasser zu kommen. Der eine Brunnen besteht schon recht lange und wird durch das Projekt nun durch Strom betrieben, während der Brunnen bei der Schule ganz auf das Adumasa Link Projekt zurückzuführen ist.  
Schule ist hier, wie in fast allen öffentlichen Schulen, wirklich absolut einfach gehalten, zwar hat jeder Schüler für jedes Fach ein eigenes Heft, aber Bücher gibt es nahezu keine. Meist hat der Lehrer eines für sich und die Kinder sind froh, wenn sie einen Bleistift haben. Der totale Luxus ist dann schon ein Radiergummi und vielleicht sogar ein paar Buntstifte, schön verpackt im Plastiksackerl oder einem Teekarton.
Obwohl Bedaase und Chiransa genauso Teil des Adumasa Link Projekts sind, werden wir aufgrund der schweren Erreichbarkeit leider nicht oft dort sein können. Obwohl es hier viel ruhiger zugeht, liegt die Schule von Adumasa für uns eben doch nur einen Katzensprung entfernt.
Am Heimweg sammelten wir Mr. Moses dann noch in Bedaase ein und nicht nur ihn. Zwei Leute erhofften sich in uns eine Mitfahrgelegenheit, sodass wir uns die Rückbank kurzzeitig zu viert teilten. Mhm, ihr könnt euch das Maß an Körperkontakt und Schweiß sicher vorstellen, aber alle sind eben sooo freundlich... That's the ghanaian way of life!


Mira

Sonntag, 5. November 2017

Unsere erste Woche in Ghana

Sonntag, der 29.10.:

8 Uhr Kirchenbeginn, zumindest sind wir um 8 Uhr da gewesen.... Schlussendlich begann der Gottesdienst um 9 Uhr und ging bis fast 13 Uhr. Es war ziemlich lang, aber dafür haben wir viel Neues gesehen, wie zum Beispiel, dass in Ghana in der Kirche getanzt und gesungen wird und die Predigt hört sich an wie 30 minütiges Gebrüll. Ziemlich witzig und komplett anders, nur ist dieser Gottesdienst auf Twi (die Landsprache der Asanti) und wir verstehen halt gar nichts. Nach einem kurzen Kennenlernen gingen wir geschwind nach Hause und verdauten das Erlebnis dort.

Montag:

Erster Tag in der Schule in der Primary School of Adumasa! Wir durften zu Ms. Adwoa, der strengen Lehrerin der 3AB und ihren 69 SchülerInnen. Dort schauten wir uns den Unterricht an und durften Aufgaben korrigieren. Sie hatten die Fächer Mathe, Englisch, Science und Twi und zusätzlich zudem haben die Kinder in verschiedenen Schulstufen noch IRM (Religion und Ethik), ICT (Informatik) und Citizenship Education (In diesem Fach lernen sie Verantwortung zu übernehmen, richtiger Umgang mit verschieden Leuten und auf sich selbst zu achten. Ziemlich cool wenn man beachtet, dass diese Kinder das so früh lernen.) Nach der Schule sind wir nach Kumasi gefahren um einzukaufen  und unsere neuen Sim-Karten zu holen. Bei beiden Erledigungen begleitete uns Emmanuel, ein fast 20 Jähriger der bei Mister Fei und seiner Frau lebt. In welcher Beziehung er zu ihnen steht ist uns noch nicht klar, aber er ist ein ziemlich cooler Typ und wir wären ohne ihn doppelt so lang unterwegs gewesen.



Dienstag:

Am zweiten Tag in der Schule durfte ich schon überraschenderweise in der 4B unterrichten, während Mira in der 1. Klasse rumhockte. Die rund 35 Kinder waren am Anfang sehr laut und aufgeregt, dass ein Obroni, also ein Weißer, in ihrer Klasse war und fragten mich schon alles Mögliche. Nach 10 Minuten brachte ich sie zur Ruhe. Wäre natürlich einfacher gewesen wenn die Lehrerin in der Klasse geblieben wäre, aber anscheinend hatte sie Wichtigeres zu tun.
Als Erstes stellte ich mich vor und versuchte zu erklären wo ich eigentlich herkomme. Das erwies sich jedoch als ziemlich schwierig, als ich in verdutzte Augen schaute und mir klar wurde, dass ich viel zu schnell redete und das Englisch der Kinder nicht so gut ist wie mein Deutsch als ich in ihrem Alter war. Na gut, also alles von vorne: Mal erklären was Himmelsrichtungen, Kontinente, Länder und Städte sind, dann erklären wo ich wohne und dann am Schluss wie man alles ausspricht. Irgendwann kam dann doch Mira dazu, wir hielten die Stunde gemeinsam und hatten extrem viel Spaß mit den Kindern, wie auch umgekehrt. Von 12:15 bis 13:15 gab es Mittagessen und Mira und ich gingen nach Hause und schonten unsere Ohren. Erneut in der Schule brach das pure Chaos aus... Die Lehrer der 4A und B gingen nach Hause und der Kindergarten hatte Schluss und auf einmal hatten wir 100 Kinder, die schrien und umher sprangen wie die Wilden. Also teilten wir uns auf und versuchten noch einen halbwegs guten Unterricht zu machen, aber es kamen immer mehr Kinder  und wir verloren komplett die Kontrolle. Ein Kind ging sogar zu Mira und sagte "Use the cane, Madame", damit sie gewaltsam für Ruhe sorgen würde. Natürlich weigerte sich Mira jedoch das blöde Ding auch nur anzurühren. Leider sehen das die Lehrer nicht so, aber da werden wir noch mit dem Direktor und Mr. Fei reden.

Meine Kids :)

Mittwoch und Donnerstag:

An diesen beiden Tagen waren wir in der Schulbücherei und machten dort mit den SchülerInnen Leseübungen und Spiele. Zwischendrin sortierten wir die Bücher und putzen alles. Sonst war eigentlich nicht viel los und wir entspannten unsere Nerven bei gemütlichen Nachmittagen mit Karten spielen.

Freitag:

Freitags ist in der Schule schon Wochenendstimmung, woraufhin wir bei unsere Büchern  und Spielen blieben. Außerdem hatten wir  ein kleines Wasserproblem, sodass Mr. Fei kam und die Sache regelte. Am Nachmittag waren wir zum ersten Mal alleine einkaufen bei uns im Nachbardorf und ja, es ist eine große Sache! Es fühlt sich noch etwas unangenehm an, als einzige Weiße herum zu gehen, aber die Leute waren sehr nett zu uns und wir haben sicher an die 100 Leute gegrüßt nur um ein paar Tomaten zu besorgen. Das mit den Aliens ist nicht übertrieben, man bekommt genau die gleiche Aufmerksamkeit.

Samstag:

Das Highlight dieses Tages war das Manhyia Palace Museum in Kumasi! Hier geht es um die Geschichte des Asanti Kingdom, das bis heute noch Bestand hat und eigentlich noch ziemlich großes Ansehen genießt. Wir lernten sehr viel über die Kultur der größten Bevölkerungsgruppe Ghanas, deren Sitten und Bräuche. Sehr Interessant!


Sonntag:

Church Service! Again! ON TWI! AGAIN!
Und das 5h lang! Aber es war wunderschön, um nicht fantastisch zu sagen. Wir feierten Harvest in Kumasi auf der Baustelle einer neuen Kirche der Presbyterian Church of Ghana mit rund 700 Leuten. Es war laut, bunt und sehr aufregend. Halleluja! Das hättet ihr sehen sollen, ob Christ oder nicht. Die Musik bestand aus einem Kirchenchor und einer Art Jazzband. Jeder hat getanzt (sogar Mira hat das Tanzbein geschwungen), während ich mich den alten Männern anschloss und nur klatschte. Wir schüttelten wieder viele Hände und mussten uns Predigten auf Twi anhören. Amen!

Emmanuel und Mira am Dach der neuen Kirche

So das Leben in Ghana allgemein:

Mira und ich wohnen in einem echt großen Haus zu zweit und wir lassen es uns echt gut gehen. Wir müssen uns noch etwas an die typische Einstellung gewöhnen (Take it easy), deshalb "chillen" wir noch hauptsächlich. Was Mira und ich so mitbekommen ist, dass die Menschen kaum Alkohol (zumindest sichtbar) trinken und wirklich niemand raucht. Ich habe bis jetzt keine einzige Tabak Trafik gefunden, habe aber auch nicht danach gesucht :P  Nächste Woche werden wir wahrscheinlich zum ersten Mal TroTro fahren, ein Sammeltaxi/Bus/Viehtransporter mit einer ungewissen Anzahl an Plätzen für Lebewesen. Aber wird schon hinhauen, außer vielleicht, dass ich noch eine Krise bekomme, da ich an Fleischmangel leide. Fisch ist doch kein Fleisch und Pakete mit Kaminwurzen und Speck sind herzlich willkommen!


Jan

Samstag, 28. Oktober 2017

Finally in Ghana

Puh, jetzt ist es also wirklich soweit: Wir sind in Ghana! Was vor circa einem Jahr noch ein unwirkliches Hirngespinst war, ist jetzt wirklichste Wirklichkeit... Zuallererst, wir sind gut angekommen, haben uns auch schon ein bisschen eingewöhnt und lauter Leute um uns, die sich um uns kümmern :) Seit heute haben wir via Laptop beschränkt auch Zugang zum Internet, aber fangen wir mal von ganz von vorne an:

Mittwoch, 01:20: Vom Abschiedsmarathon der letzten Wochen und dem Koffer packen waren wir ziemlich geschafft, als uns nach nur 2h dösen das Flughafentaxi in Igls abholte. Auf der Fahrt nach München taute unser anfänglich unwirscher Fahrer mit der Zeit doch etwas auf und suchte in uns pünktlichen Fahrgästen Verbündete gegen einen Fahrgast, der für Verspätung sorgte. Da durften wir dann sogar durch einen Griffs in die Zuckerldose uns die Wartezeit versüßen. Ab da gings geschwind durchs nächtliche Tirol, jedoch nicht gerade dezent beschallt durch Radio Tirol. Zu den absoluten Hits um diese Unzeit gehörten "Wahnsinn" ("Wahnsinn, warum schickst du mich in die Hölle") oder "Dieser Weg"("Dieser Weg wird kein leichter sein, dieser Weg wird steinig und schwer") - zum Glück sind wir nicht abergläubig :) Von Schlaf war damit allerdings nur zu träumen...
Nach einem frühen Frühstück am Münchner Flughafen startete unser Flieger dann pünktlich um 06:35 um 1:20h später in Brüssel zu landen. Die Wartezeit dort war auch schnell um und so saßen wir um 10:25, bereit zum Abheben, im Flugzeug nach Accra - soweit so gut.
Schlussendlich dauerte dies aber dann doch noch 1,5 h länger, denn zuerst musste noch Fracht eingeladen werden und dann brauchte ein Fluggast medizinische Hilfe. Diese war rasch zur Stelle und brachte ihn aus dem Flieger, jedoch musste dann noch sein Gepäck gefunden werden. Und ja, in einem fast vollem Airbus A330 kann so ein Unterfangen länger dauern.


Eine abschreckende Mahlzeit später und 1 h im Verzug standen wir dann aber endlich auf ghanaischem Boden! Impfpass- und Passkontrolle waren sofort erledigt, nur unser - im Speziellen Jans - Gepäck ließ auf sich warten. War es wohl noch in Brüssel? Ist dort der falsche Koffer ausgeladen worden? Wurde es vom Zoll beschlagnahmt? Oder einfach geklaut? Nein, irgendwann war es dann doch da!
Mit Sack und Pack ausgerüstet (also jeder Koffer bzw. Reisetasche, großem Rucksack und Handgepäck) fanden wir auf Anhieb sowohl Ausgang, als auch ein Schild mit unseren Namen. Der dazugehörige Afrikaner, unser Abholkommando, stellte sich sogleich vor, nachdem sein Name aber wie "Tse-Tse" klang, war er für uns der Einfachkeit halber nur "Mr. T". Mr. T war definitiv unser Retter, denn er lotste uns im Taxi durch Accra, das uns nur Mund und Augen offen stehen ließ. Die Straßen waren komplett verstopft voller hupender Autos, die kreuz und quer sämtliche Verkehrsregeln missachteten. Dazwischen balancierten Frauen riesige Schüsseln mit Früchten oder Getränken und tausende Leute marschierten ohne Eile durch das Chaos. Überall dröhnten Motoren, Lautsprecher plärrten und Menschen plapperten. Unser Ziel war ein Busbahnhof für sogenannte VIP-Busse, uralte Busse für Überlandfahrten mit sehr bequemen Sitzen und einer Klimaanlage Marke Tiefkühltruhe. Während wir nur völlig überfordert neben einem Bus auf unser Gepäck aufpassten, checkte Mr. T den richtigen Bus, kaufte Tickets und sorgte dafür, dass unser neugierig beobachtetes Zeug gut verstaut wurde. Auch hier herrschte ein funktionierendes Chaos, riesige Busse parkten auf minimalster Fläche ein und aus, während hunderte Autos und Menschen dazwischen herumwuselten. Lärm, Gestank, Leute und 2 Außerirdische, also wir.
Mittlerweile war es auch schon dunkel, als wir dann um 18:30, völlig geflasht, auf die fast sechsstündige Fahrt starteten.
Gleich zu Beginn machten wir hier die Entdeckung, dass Englisch doch eben nur formal die Landessprache ist. Im Bus lief nämlich in ohrenbetäubender Lautstärke ein Radiosender, der keine Musik spielte, sondern nur ein oder zwei Moderatoren in einer unverständlichen afrikanischer Sprache dahinplapperten. Tja, da ist Radio Tirol wohl heilig... Nach dem wir uns so aus Accra mit durchschnittlich 10 km/h rausgestaut hatten, verstummte das Radio glücklicherweise, damit der Fernseher eingeschaltet werden konnte. Die restliche Fahrt liefen in der selben, unerträglichen Lautstärke irgendwelche ghanaischen Soaps mit rätselhaftem Inhalt und an manchen Stellen lachte der ganze Bus. Ja, es wurde immer besser...
Irgendwann war die Höllenfahrt dann aber doch zu Ende und wir kletterten in Kumasi, der zweitgrößten Stadt Ghanas, aus dem Bus. Die restliche halbe Stunde Fahrt im etwas altem Pickup von Fei, dem Leiter des Adumasa Link Projekts, konnten wir die Augen kaum mehr aufhalten. Folglich fielen wir auch sofort nach unserer Ankunft im Gästehaus in Adumasa um etwa 02:00 Uhr Ortszeit sofort in unsere Betten. Die insgesamt 27 h Anreise hatten es schließlich doch ziemlich in sich...

Donnerstag: Nach einer kurzen, aber erholsamen Nacht waren wir schon um 08:00 Uhr auf den Beinen und fingen an unsere Taschen auszupacken und es uns gemütlich zu machen. Da das Gästehaus eigentlich ja Platz für 7-8 Gäste bietet und ohne uns aber derzeit niemand dort wohnt, mussten wir uns zuerst für ein Zimmer entscheiden. 


Netterweise hatte Fei schon einige Lebensmittel und genug Wasser für uns eingekauft, sodass auch einem Frühstück nichts im Weg stand.
Um circa 10 Uhr kam Fei dann wieder zu uns und erzählte uns eine ganze Menge über sich, das Projekt und die Möglichkeiten, wie wir uns dort einbringen können. Anschließend drehten wir in seinem Pickup eine Runde durchs Dorf und zur Schule, um uns speziell bei den Lehrern und dem Direktor der Primary School kurz vorzustellen. Egal ob klein oder groß, von allen Kids wurden wir höchst interessiert beäugt und von allen Lehrern herzlich begrüßt, als wir in den jeweiligen Unterricht platzten.
Unser nächstes Ziel an diesem aufregenden ersten Tag war Kumasi, um in der Stadt Geld zu wechseln und uns Handy-Wertkarten zu besorgen. Und wow, in Kumasi geht es kein bisschen weniger zu als in der Hauptstadt Accra! Dagegen ist Innsbruck ja so langweilig, alles läuft so strukturiert ab.
Mit Prince (sein ganzer Name ist Prince Abraham Appiah-Fei) an unserer Seite waren unsere Erledigungen zum Glück ein Klacks und sogleich ging der Vorstellungsmarathon weiter. Im Laufe des Nachmittags stellten wir uns sowohl bei sämtlichen Mitgliedern des Kirchenrates  der Ramseyer Church in Kumasi vor (diese unterstützt das Projekt), als auch beim Direktor des Cultural Center. Dort können wir vielleicht selbst Kurse, wie beispielsweise Weben, Batiken oder Töpfern, belegen.
Völlig erschöpft kamen wir dann erst um 19:00 wieder heim und während draußen noch Musik, Fernseher und Verkehr dröhnten, fielen wir ins Bett.

Mira





P.S.: Auch ein Lebenszeichen von mir (Jan):

Wie es jetzt ausschaut werden wir 1x pro Woche ein Blogeintrag posten und zwar abwechselnd. Natürlich reden wir uns ab was wir schreiben, aber da sonst Diskussionen entstehen wer was schreibt machen wir es so.
Außerdem tun wir mehr Fotos rein, aber da wir jetzt nur limitiertes Internet (200Mb!) haben, sind es nur zwei und ab Montag haben wir dann auch Wifi. 

Sonntag, 8. Oktober 2017

Reisevorbereitungen

Hallo liebe Blog-Leser!

Wir, das sind Mira (18) und Jan (20), haben uns entschieden ab Oktober 2017 für 6 Monate ein Volontariat im Adumasa Link Project in Ghana zu machen. 
Letztes Schuljahr haben wir beide unsere Matura gemacht und Jan hat jetzt auch schon seinen Zivildienst hinter sich. Für uns beide war klar, dass wir nach der Matura nicht sofort studieren, sondern etwas von der Welt sehen wollen. Anstatt nur zu reisen war uns wichtig, uns gleichzeitig auch freiwillig zu engagieren. Also haben wir uns schon letzten Herbst auf die Suche nach einem passenden Projekt begeben und sind dabei auf die Partnerschaft der evangelischen Kirche in Österreich und der Presbyterianischen Kirche in Ghana gestoßen. Diese ist für das Adumasa Link Projekt, ein Kindergarten- und Schulprojekt, zuständig. Das Projekt versorgt die drei Dörfer Adumasa, Bedaase und Chiransa mit drei Dingen: Wasser, Sanitäranlagen und Bildung. Begonnen hat es mit Brunnen graben und dem Bau von Sanitäranlagen, dann wurden Schulklassen errichtet. Jetzt gibt es drei Kindergärten mit mehreren Klassen, drei Volksschulen, eine Mittelschule, zwei Computerklassen und ein Gästehaus, in dem wir wohnen werden. Wir werden überall eingesetzt, wo man uns braucht und werden versuchen an so vielen Ecken wie möglich zu helfen. Einerseits arbeiten wir wahrscheinlich in der Schule, im Büro oder spielen mit den Kindern.

Derzeit stecken wir noch mitten in den Reisevorbereitungen, denn in weniger als 3 Wochen, am 25. Oktober, geht es los! Visum, Impfungen und Flüge haben wir zum Glück schon sehr früh erledigt, sodass im Großen und Ganzen unserer Abreise eigentlich nichts mehr im Weg steht. Jetzt müssen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten besorgen, wie zum Beispiel Sonnenhüte, Mückenspray und die richtigen Medikamente, sodass wir zwei Tiroler doch noch in Ghana ohne unsere Berge überleben können.

Am nächsten Sonntag dürfen wir in unserer Pfarrgemeinde, der Auferstehungskirche Innsbruck, dann noch kurz das Projekt vorstellen und bekommen einen Segen für unsere Reise. Wir freuen uns sehr, dass Seth, der ghanaische Pfarrer, der derzeit in Österreich ist, auch dabei sein wird. Weiters versuchen wir unsere Freunde und Familien sooft wie möglich zu sehen und uns zu verabschieden. Wir wandeln also von Familienessen zu Partys und haben eigentlichen fast keine Zeit um zu realisieren, dass es bald losgeht... richtiger Freizeitstress eben! :)