MERRY CHRISTMAS!
Wir wünschen euch
allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Während ihr daheim wahrscheinlich klassisch europäisch
Weihnachten gefeiert habt, war es bei uns ein bisschen anders bzw. einfach sehr
unweihnachtlich! Zum Einen existiert in Ghana überhaupt nicht dieser
Weihnachts-Wahn, der in Europa schon im Oktober für weihnachtliche
Dekorationen, Straßenbeleuchtungen, Beschallung oder Konsumgüter sorgt. Hier
werden ab dem 22. Dezember auf der Straße rote Weihnachtsmann-Mützen verkauft
und ein paar Häuser mit grün-roten Stoffbahnen geschmückt. Das ist alles! Und
zum Anderen wird es auch generell nicht so stark zelebriert. Für die Kinder
gibt es maximal kleine Geschenke und das Essen unterscheidet sich an
Aufwändigkeit oder Ausmaß nicht von anderen Tagen. Das Hauptaugenmerk liegt
eigentlich am gemeinsamen Kirchenbesuchen, das dauert dann eh meist über 4
Stunden...
Da unsere Motivation jedoch dafür nicht gerade hoch war,
machten wir uns einen gemütlichen Sonntag daheim. Wobei wir uns eigentlich
sowieso nicht richtig vor dem Gottesdienst drücken konnten, denn ab 05:30 Uhr
in der Früh wurden wir den ganzen Tag von den Lautsprechern der Kirchen rund um
uns beschallt. Tja, das war schon mal nicht sehr besinnlich und die 25-30 °C
machten den Tag nicht unbedingt weihnachtlicher.
Das Einzige, das unseren Sonntag also an Weihnachten denken
ließ, war ein gutes Essen. Zwar war es weder Truthahn, noch Raclette oder ein
saftiger Braten mit Vor- und Nachspeise, aber wir genossen es: Bratkartoffeln
mit Spiegelei und Speck! Die Kartoffeln dafür stammten teuer importiert aus
Europa, der Speck aus unserem letzten Fress-Paket, nur die Eier waren 100%
ghanaische Käfighaltung. Manchmal ist so ein typisches Hüttenessen abseits von
Reis und Yam schon echt ein Hit! Abgerundet von Oma's Lebkuchen fanden wir es
höchst passend für diesen schrägen Tag, von dem der Rest der Welt behauptet, es
wäre Weihnachten...
Den weihnachtlichen Kirchenbesuch holten wir übrigens am
Montagmorgen nach, und natürlich war er auf Twi! Während der Predigt zum Thema
"Peace" warf der Prediger dann aber immer wieder englische Begriffe
ein, sodass wir ein paar Brocken verstanden. Es handelte hauptsächlich von der
Wichtigkeit, Friede mit sich und Gott zu schließen. Daneben sprach der Pfarrer
dann immer über "Karies". Jan und ich schmunzelten. Sagte er gerade
schon wieder Karies? Was ist denn bitte der "Karies of Peace"? Wir
lachten nur so in uns hinein, während der Pfarrer weiter über Karies
schwafelte. Als er dann den "Karies of Peace" in Zusammenhang mit
"carry peace to the world" setzte, fiel uns endlich der Groschen. Der
Friede litt nicht unter kariesbedingten Zahnschmerzen, sondern die
"carriers of peace" sollten Friede bringen. Ah, so war das also...
Nicht nur Twi, auch das Englisch ist teils echt schwer zu verstehen!
Eine weiteren Einblick in unsere letzten 3 Wochen und somit
ins ghanaische Leben will ich euch in Bezug auf die Post geben. Diese liefert
in Ghana nämlich nicht alles nach Hause, sondern wenn man Briefe bekommen möchte,
muss man eine Post-Box bei der Hauptpost mieten. Das liegt zum einen daran,
dass keine wirklichen Wohnadressen existieren und zum anderen, dass eine
Zustellung bei dem Zustand mancher Straßen schlichtweg fast unmöglich ist.
Damit wir ein Paket aus Österreich bekommen können, war also Mr. Fei so nett,
uns seine Post-Box zur Verfügung zu stellen. Pakete haben da aber natürlich
nicht Platz, darum kriegt man nur einen Schein, mithilfe dessen man es im
Parcel-Office abholen kann. Soweit so einfach, dachten wir uns... Mit dem
Zettel ausgerüstet standen wir dann also dort und wollten nur eben schnell das
Paket mit Fressalien aus Österreich abholen. Doch ganz so einfach geht das
nicht! Zuerst gibt es da nämlich eine Ausweis-Kontrolle. Uff, Reisepass hatte
ich zum Glück dabei, also raus damit und dem Beamten gegeben. Der konnte den
Reisepass aber nicht einordnen, sodass er nach langem Herumblättern schließlich
einfach die Passnummer aufschrieb und fragte woher wir denn kämen. Nachdem ich
an vier Stellen unterschrieben hatte und noch zwei Mal meine Telefonnummer hinterlassen
hatte, mussten wir 7 Cedi Aufbewahrungsgebühr zahlen und bekamen Rückgeld und
Rechnung. Nach diesem bürokratischen Schritt machte sich dann endlich jemand
auf die Suche nach dem Paket und fand es nach einiger Zeit sogar! Halleluja!
Doch wir freuten uns zu früh... Der fast wichtigste Schritt kam nämlich erst,
die Zoll-Kontrolle! Also watschelten wir zu den Beamten vom Zoll und zeigten
unsere Papiere her. Die Dame beäugte diese länger und drückte mir dann ein
Messer in die Hand. Was sollte ich denn damit? "Please open it for
me" - aha. Wir öffneten also brav die Verpackung und ließen sie einen
Blick hineinwerfen. Damit war die gute Dame aber noch nicht zufrieden, wir
mussten den gesamten Inhalt auspacken und vor ihr ausbreiten. Schließlich lag
von Kaminwurzen bis zu Müsliriegel alles vor der Beamtin und sie wusste nicht
so recht, was sie damit anfangen sollte. Fragend deutete sie auf alle Dinge und
ließ sich erklären, dass dies Puddingpulver, dies Schüttelbrot "very dry
austrian bread", und das ein "good smelling pillow" (ein
Zirbenpolster als Geschenk für Fei) sei. Da sie bei all den abstrusen Dingen
einfach nicht wusste, ob ein Zoll nötig gewesen wäre, ließ sie uns irgendwann
alles wieder einpacken und wir konnten endlich abhauen! Mit den
Weihnachtskekse, eine Woche später, war es das gleiche Prozedere. Diese
komischen Österreicher... :)
In der letzten Zeit besuchten uns am Nachmittag jetzt auch
immer ein paar Kids aus der Primary School und unserer Nachbarschaft. Dabei
verwandelte sich unser Garten in ein Fußballfeld und auf unserer Terrasse wurde
fleißig gemalt und gebastelt. Inzwischen stapeln sich da schon die
selbstgemalten Ghana- und Österreich-Flaggen bei uns!
Das pausiert jetzt aber vorläufig, denn morgen packen wir
unsere Rucksäcke und starten in Richtung Cape Coast, um Silvester dort zu
verbringen. Das nächste Mal wird euch Jan da sicher ausführlich von unserer
Reise berichten!
Mira