Ahh, diese Doppeldeutigkeit... Wie Jan euch das letzte Mal
bereits verraten hat, betreiben wir seit Februar 3 freiwillige Übungen -
genannt Clubs - am Nachmittag für die Kids aus der Primary School und der
Junior High School in Adumasa.
Das ist echt eine super Alternative zum Schulunterricht, da
wir so viel besser mit den Kindern ins Gespräch kommen und nicht so eine
strenge Schulatmosphäre herrscht. Wir haben uns also quasi selbst von Madam
Afia und Sir Yaw zu Afia und Yaw degradiert, aber das ist gut so!
Damit wir den 15 12-Jährigen im Computer-Club Herr werden
und sowohl unsere Nerven als auch die Rechner keinen Schaden davon tragen, ist
dieser schon noch recht schulisch aufgebaut. Trotzdem kann man auf jeden Fall
mit dieser kleinen, relativ disziplinierten Gruppe viel besser arbeiten als mit
40 gelangweilten Schülern in der Klasse. Zwei Mal pro Woche treffen wir uns
also mit ihnen in der (ungenutzten) Bücherei der Primary School und werkeln an
den Computern herum. Von Ordner erstellen und Textdokumente schreiben bis hin zu
Tabellen machen war alles schon dabei und auch eine Spielestunde durfte
natürlich nicht fehlen. Einige von ihnen haben davor noch nie selbst an einem
Computer gearbeitet (trotz 4 Jahre Informatikunterricht) und es ist toll zu
sehen, wie schnell sie lernen. Anfangs hatten viele sogar Schwierigkeiten, mit
der Maus umzugehen und etwas anzuklicken, aber eine Stunde später und sie
handhaben das souverän.
Das einzige Problem ist, dass nie alle Computer
funktionieren. Wir sind schon froh, wenn 7 der 9 Computer funktionieren, meist
sind es nur 6. Bei dem Staub und dem Alter von manchen Monitoren eh ein
Wunder...
Während der Computer-Club also für die Primary School
ausgelegt ist, sind die anderen 2 Clubs für die JHS. Beim Beads-Club fädeln wir
so jeden Dienstag und Donnerstag mit acht motivierten Schülerinnen und Schülern
Armbänder und Halsketten. So unterschiedlich wie die Kids sind, so
unterschiedlich sind auch ihre Kunstwerke und mit viel Musik, die alle
lautstark mitsingen, ist es jedes Mal sehr lustig. Trotz viel Gequassel ist die
Truppe doch extrem fleißig, sodass wir gefühlt einen ganzen Koffer an Kettchen
mit nach Österreich bringen. Schauen, was der ghanaische Zoll dazu sagt... :)
Der letzte Club, der Discussion-Club, hat sich zuletzt eher
zu einem Gesellschaftsabend gewandelt. Das ursprüngliche Ziel, mit sieben
Schülern aus der JHS zweimal die Woche über diverse Themen zu diskutieren, ist
nämlich schwerer zu erreichen, als gedacht. Ohne viel Nachbohren ist aus den
Kids fast Nichts oder nur Einsilbiges herauszubringen, wodurch eine Diskussion
schwer in Gang kommt. Zu dominant ist da wohl die Schüchternheit oder die Angst
aus der Schule, etwas Falsches von sich zu geben. Bei Spielen wie
"Tabu" oder "Wer bin ich?" versuchen wir so das Eis zu
brechen und das klappt auch echt gut. Plötzlich sprudelt alles nur so heraus,
denn an den Englisch-Kenntnissen der Sieben liegt ihre sonstige Schweigsamkeit
sicherlich nicht.
Gerade der Discussion-Club ist allerdings schon zwei Mal
sprichwörtlich ins Wasser gefallen, denn - hallelujah! - es regnet wieder und
dann kämpfen sich nur wenige durch den Regen zu uns durch! Nach ca. 2 1/2 Monaten
ohne Niederschläge, nur Staub und Trockenheit, gibt es jetzt fast wieder
täglich einen langen und heftigen Schauer. Wir lieben es, obwohl dadurch auch
fast jedes Mal unsere Stromzufuhr darunter leidet. Tja, das nehmen wir dann
eben in Kauf und sitzen mit Taschenlampen beim Kartenspielen :)
Letztes Wochenende haben wir außerdem wieder einmal einen
Wochenendtrip unternommen. Via TroTro ging es dabei am Samstag etwa 3h nördlich
von Kumasi zum Boabeng-Fiema Monkey Sanctuary. Zu sehen erwarteten wir uns
viele Touristen und ein paar Affen, aber es war genau umgekehrt. Als einzige
Besucher fraß uns die erste Affengruppe anfangs noch vorsichtig Bananen und
Erdnüsse aus der Hand, bis irgendwann die Gier durchkam. Die zweite Affengruppe
stürzte sich voll auf uns, verwendete uns als Klettergerüst und riss sich alles
Essbare sofort unter den Nagel. Sogar die Nüsse in den Hosentaschen klauten uns
diese Langfinger.
Nach diesem affenartigen Spektakel ging's dann weiter zum
nächsten Ziel, nach Kintampo via Taxi. Dieses war wie immer bis zum Anschlag
voll, heißt im Taxi 5 Erwachsene und 3 Kinder plus Taxifahrer. Aber wirklich
niemand regt sich da auf, wenn man den schwitzigen Arm der übergewichtigen
Nebenfrau in die Rippen bekommt oder dass einem einfach ein Kind auf den Schoß
gesetzt wird. Ghanaian Life...
In Kintampo beehrten wir erstmals das Prince of Peace Guesthouse,
das in dieser Nacht allerdings seinem Namen nicht gerecht wurde, denn an
friedlichen Schlaf war nicht zu denken. Zuerst verfluchte ich den lärmenden
Ventilator, wünschte ihn mir aber samt seiner kühlenden Brise sofort wieder,
als der Strom für den Rest der Nacht ausfiel. Sobald verschwitzter Schlaf dann
endlich da war, hatte das Baby nebenan jedoch Nase oder Windel voll und teilte
dies lautstark allen mit. Etwas müde ging es dann am nächsten Tag zu den
Kintampo Falls, einem recht schönen Wasserfall. Eine Erfrischung im kühlen Nass
und gefühlte 500 Fotos reicher saßen wir jedoch bald wieder im TroTro Richtung
Kumasi. Ein kurzer, aber erlebnisreicher Trip!
Wünsche euch übrigens einen schönen Independence Day!
Dieser ghanaische Staatsfeiertag geht an euch zwar
wahrscheinlich spurlos vorüber, aber wir haben heute schon brav den Aufmarsch
unserer JHS verfolgt. Wochenlang hat die Marsch-Truppe dafür geprobt, damit sie
heute schlussendlich mit Musik (westliche Ohren würden eher sagen Gelärm) wie
die Zinnsoldaten ins Nachbardorf marschiert sind. Schaut sehr lustig aus, aber
ihnen macht's Spaß!
Mira
PS.: Aufgrund von Internetproblemen kommt der Eintrag leider
einen Tag zu spät...
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