Freitag, 30. März 2018

Ein paar Probleme Ghanas

So unsere Zeit neigt sich dem Ende zu. Wir haben sehr schöne Sachen in diesem wunderbaren Land erlebt, aber natürlich hat Ghana auch seine Probleme und ich glaube ich bin nach 5 Monaten bereit darüber zu schreiben. Manche werden mir vielleicht widersprechen, aber es ist nur meine persönliche Ansicht der Dinge oder Geschichten, die mir Einwohner erzählt haben und falls ich etwas falsch verstanden habe, könnt ihr, die Ghana schon kennen, mich gerne verbessern.


Ich glaube, das schlimmste Gift Ghanas ist die Korruption. Man sieht sie überall, bei Polizei (Fahr-) Schulen, Regierung und eigentlich bei allen Ämtern. Gerade an sämtlichen Straßen-Checkpoints (ca. alle 30 km auf dem Highway) steckt fast jeder TroTro-Fahrer dem Polizisten 2 Cedi zu, als in die Fahrschule zu gehen und diesen blöden Führerschein zu machen. (Den man sich natürlich auch kaufen kann ohne Prüfung und allem) Also mit genug Geld könnte man alles machen und frei herumlaufen. Ich könnte die beste Schule besuchen und der dümmster Mensch sein, am Schluss habe ich einen sehr guten Abschluss. Die Kinder vom Diskussions- Club haben mir erzählt, dass die K.M.A., eine Art Ordnungsamt, dafür zuständig sei die Mülleimer in Kumasi gratis zu verteilen. Aber nein, tun sie nicht, da man ja damit Geld machen kann, verkaufen sie sie.

Apropos Müll.
Kumasi trägt zwar den Namen "The Garden City", aber der Garten ist voll mit Müll. Die Ghanaer haben die Angewohnheit alles auf den Boden zu schmeißen, egal wo. Sogar die Kinder in unserem Garten, im TroTro und natürlich auch in der Schule. Es gibt Leute die den Müll sammeln in Kumasi und schauen, dass die Stadt sauber bleibt, aber bei 2,4 Millionen Menschen ist das schwierig. Außerdem, selbst wenn man den Müll sammelt, kommt da kein Müllwagen der ihn mitnimmt und zum nächsten Recyclinghof bringt. Wir trennen zwar unseren Müll und nehmen auch unseren Müll von der Stadt mit, hauptsächlich aber weil wir es nicht übers Herz bringen alles einfach liegen zu lassen. Denn später bringt unser Tagwächter Mister Abba diesen zu einem Platz in unserem Garten und verbrennt ihn oder wirft ihn einfach über die Mauer des Grundstücks ins Gebüsch. Die Umwelt lässt grüßen. Und das passiert in ganz Ghana. Das Problem liegt auch bei der Regierung. Vor 10 Jahren hat man, wenn man Durst hatte, das Wasser aus einem Kübel gekauft und getrunken, den eine Frau auf dem Kopf trug. So als würde man mit tausenden Menschen aus dem gleichen Becher trinken.  Heute trinkt man Wasser aus dem Plastiksäckchen, eine Idee von der damaligen Regierung um Krankheiten zu vermeiden, aber es wurde nicht weiter gedacht. Heute ist Kumasi zugepflastert mit diesen Plastiksackerl. The Plastic City. Natürlich dieses Land hat auch größere Probleme, aber das fällt einem eben auf.

Generell hat Ghana Probleme mit der Infrastruktur. Das beste Beispiel ist Kumasi: Die Stadt wächst und wächst und wächst, bei 7 Kinder pro Frau kein Wunder, das Problem aber ist, dass die Menschen alle nach Kumasi zum Arbeiten kommen. Die Folge ist Stau. Die Straßen in der Innenstadt sind einfach nicht darauf ausgelegt. Auf leeren Straßen brauchen wir eigentlich eine halbe Stunde um in die Stadt zu fahren, aber wegen Staus ist meist fast eine Stunde oder mehr von Nöten. Am Kejetia Markt, dem größten Markt Westafrikas, sind wir sogar zu Fuß im Stau. Zugegebenermaßen wird dieser auch gerade umgebaut, aber sobald der Markt fertig ist, wird es ja auch wieder mehr Menschen geben.

Ein anderes Problem das wir sehen ist die Religion.
Mira und ich sind beide für freie Meinungsäußerung und Religionsfreiheit und das funktioniert auch. In einer ghanaschen Familie kommt es auch vor, dass alle Christen sind, außer vielleicht der Sohn oder die Tochter, die zum Islam angehören. Hauptsache sie glauben an etwas und so wird das auch akzeptiert. Unsere Problem ist die Organisation Kirche. Wir sehen überall hauptsächlich Plakate von christlichen Predigern, die hoch angepriesen werden und wahre Rockstars sind. Die Menschen pilgern zu gewisse Events von diesen Priestern um sich von ihnen segnen zu lassen und das auf keinen Fall gratis. Hier rede ich nicht von "normalen" Gottesdiensten in der Kirche. Mr. Fei meinte selber das dies ein Problem Ghanas sei.
Oder manche beten sogar dafür, dass der Cedi, die Währung Ghanas, stärker werden sollte. Dazu kommt es auch vor, wenn ein Geschäft nicht läuft, dass man zu einem Priester geht und ihn bezahlt, damit er einem das Geschäft segnet und die bösen Dämonen verjagt. Es tut mir leid, aber ich habe ein Problem damit. Religion und Glaube schön und gut, aber gib dein Geld doch für Werbung deines Geschäfts anstatt einen dahergelaufenen Prediger aus.
Ja ich weiß, wir sind offiziell im Auftrag der Kirche hier und ich kann es nur noch einmal sagen, wir respektieren die Religion und Traditionen Ghanas, nur bringt manch Tradition auch seine Probleme oder besser gesagt in unseren westlich geprägten Augen Probleme.
Ein anderes Beispiel: Es gibt kaum Meteorologen, die das Wetter bestimmen sollen, da ja das Wetter in den Händen Gottes ist. Es gibt zwar nicht viel zu bestimmen bei der täglichen Hitze, aber allein der Gedanke fühlt sich für uns falsch an. 


Manchmal sind wir also richtig genervt über Ghana und freuen uns auf unsere (meist) funktionierende westliche Gesellschaft, im nächsten Moment lieben wir Ghana dann aber wieder. Und wenn es nur wegen dem lachenden Kind im TroTro ist oder wegen der Getränke-Lady, die uns einfach so ein Sixpack Tonic-Water schenkt. Eins ist uns jedenfalls auch klar geworden: Nobody comes to Ghana once!

Jan

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