Donnerstag, 25. Januar 2018

Viel Fett statt Vielfalt!


Halbzeit - verblüfft haben wir heute festgestellt, dass die Hälfte unserer Ghana-Zeit schon um ist! Das ist einerseits zwar wirklich erschreckend, aber andererseits freuen wir uns natürlich auch schon wieder auf Österreich, gerade auf die österreichische Küche...
Während wir also von einem zarten Wienerschnitzel in goldener Panier mit frischem Kartoffelsalat und einem Klecks fruchtiger Preiselbeermarmelade träumen, gibt's für euch heute also einmal einen Einblick in die kulinarische Seite Ghanas!

Was für den Österreicher das Schnitzel ist, ist für den Ghanaer Fufu. Für Fufu werden gekochte Stücke Yam und Plantain (Kochbanane) solange zerstampft bis daraus ein klebriger Ball wird. Dieser wird dann in einer "groundnut/palmnut/hot soup" und mit einem undefinierbaren Stück Fleisch oder Fisch serviert. Gegessen wird das Ganze dann mit den Fingern (ja, Suppe!) und wie im Reiseführer treffend beschrieben wird: "It is not supposed to be chewed, but rather smashed against the palate with your tongue and swallowed that way, as otherwise you could chew on it for ages!"


Fufu with hot soup and fish

Ähnlich dem Fufu sind auch Banku oder Kenkey, bestehend aus fermentiertem Mais und/oder Cassava. Diese Gerichte werden allerdings statt in einer Suppe mit "okro-stew" oder einer scharfen Tomatensoße serviert.
Generell werden Yam, Plantain und Cassava in allen Zubereitungsformen verspeist. Beispielsweise für Ampesie werden die Stücke gekocht und mit einem öligen Spinat-Fisch-Eintopf gegessen, klassischerweise auch mit der Hand. Sowohl gegrillt als auch frittiert findet man Yam und Plantain auch überall, entweder als Snack für Zwischendurch oder hinsichtlich frittierter Plantain auch als Red Red. Für Red Red werden die Plantain-Stücke mit einem Art Mus aus Bohnen, Gari und scharfem Öl gegessen. Jan könnte sich davon wahrscheinlich jeden Tag ernähren, sein Lieblingsgericht ist aber wirklich viel besser als es klingt! Am liebsten essen wir es in Kumasi bei unserer "Red-Red-Lady", für umgerechnet 40 Cent.
Neben Yam, Cassava und Plantain ist Reis das wichtigste Grundnahrungsmittel. Egal ob als Plain Rice mit einem beliebigen Eintopf oder Suppe, als Fried Rice, Jollof Rice (Reis gekocht in einer würzigen Tomatensoße) oder Reis mit Bohnen, Reis gibt es immer und überall - ich kann ihn schon gar nicht mehr sehen...
Viele Ghanaer hauen sich schon zum Frühstück eines dieser Gerichte in die Figur, ansonsten wird am Morgen auch viel Porridge gegessen. Dieser ghanaische Porridge ähnelt unserem allerdings so gar nicht, statt aus Haferflocken und Milch besteht er aus Mais- oder Hirsemehl und Wasser. Mit viel Zucker wird das dann zu einem dünnen, bräunlichen Brei gekocht, der kombiniert mit einem Stück Brot aus einem Plastiksackerl gezuzelt wird.
Apropos Brot, hier in Ghana hat unser aller Reisspezialist Onkel Ben nämlich ins Brotbusiness gewechselt. Wobei die Bezeichnung Brot relativ ist. Meist gibt es 3 verschiedene Arten: extremst süß, süß und fast nicht süß, genannt Cake Bread, Tea Bread und Butter Bread. Alle Sorten werden als große, kastenförmige Laibe verkauft und sind sehr weich. Sollte das Missgeschick des Daraufsetzens passieren, so verwandelt es sich Uncle Ben's Backware in einem 5mm Fladen und der bleibt dann so. Es lebe das Schwarzbrot!
Während das Brot also nicht so ganz meinem Geschmack entspricht, tun die vielen Früchte es auf jeden Fall. Ob Banane, Mango, Papaya oder Ananas - ich habe noch nie so reife, süße Tropenfrüchte gegessen. Geschmacklich sind da einfach alle ein Hit!

Den Großteil von all dem Essen gibt's richtig billig bei Frauen, die am Straßenrand mit ihren großen Töpfen sitzen, zu kaufen oder sogar direkt vom Kopf. Ja "vom Kopf kaufen" kann man in Ghana fast alles! Zum Einen wird eben sowieso fast alles am Kopf transportiert und zum Anderen können die Verkäufer bei Stau auch einfach bequem zwischen den Autos durchgehen und ihre Waren an den Mann bringen. Ob BHs, Klopapier oder eben alle Formen von Essen und Trinken, man muss manchmal nicht einmal in ein Geschäft gehen, das Essen kommt direkt zu einem selbst!
Auf der Straße wird dabei in großen Plastikboxen viel Frittiertes wie überdimensionale Frühlingsrollen, Bofrots (frittierte Teigkugeln) oder Plantain-Chips sowie eine Art Eis. Genannt FanChoco, FanYogo oder FanIce gibt es dies gefroren in Plastiksackerl. Mit der Hand wird das dann wie Calippo so lang gewärmt, bis es aus einer Ecke rausgezuzelt werden kann.
In ähnlichen Sackerl gibt es auch Wasser zu kaufen. Klar gibt es das auch Flaschen, aber die sind um einiges teurer. So zahlt man für 15L Wasser in 500mL Sackerl verpackt nur 60 Cent, während man für eine 1,5L Wasserflasche 1,20 Euro hinblättert.
Während der religiöse Ghanaer entweder gar nicht oder nur heimlich zur Flasche greift, kühlen wir unsere Kehle nach einem heißen Tag schon sehr gerne mit dem ein oder anderen Bier. Die 600 mL Club-Flasche ist da schneller weg als man rülpsen kann :)



So, jetzt habt ihr mal einen groben Überblick über die Kulinarik in Ghana. Da wir recht viel selber kochen, gibt es allerdings nicht nur afrikanische Küche, sondern auch Knödel, Spaghetti & Co. Trotzdem freuen wir uns schon wirklich sehr auf die vielen verschiedenen Gerichte und wenn es auch nur so einfache Dinge wie Kartoffeln oder Käse sind.

Selbstgemachte Spinatknödel :)


Die letzten Tage sind wir allerdings von Madame Alberta in Bedaase auf ghanaische Art gemästet worden. Wir haben in dem kleinen Dorf drei Tage verbracht und haben mit ein paar Lehrern im Lehrer-Bungalow gewohnt. Neben Madame Albertas Küche haben wir die Ruhe und Idylle dort sehr genossen. Alles geht ein bisschen familiärer zu und mit den Kids in kleineren Klassen kann man einfach besser arbeiten. Außerdem haben wir eine Brieffreundschaft zwischen einer Klasse unserer alten Schule und einer in Bedaase organisieren können.



Morgen geht es für uns aber eh nach Accra für ein Schlemmer-Wochenende mit unseren Reisegefährten aus Cape Coast. Am Montag holen wir dann unsere Spezialgäste vom Flughafen ab, mit denen wir die nächsten zwei Wochen durch Ghana touren. Da gibt es dann danach sicher viel zu berichten.


Mira

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